Das Mozarthaus in der Domgasse

Haydns Freund

Die Wohnung der Familie Mozart ist schön, vor allem groß. Ihr Wert wird erhöht, indem große Persönlichkeiten ein- und ausgehen. Unter ihnen befindet sich auch Joseph Haydn, der in Freundschaft und musikalischem Austausch mit Mozart verbunden ist.

Haydn örtlich - Teil 40

Die Wohnung liegt in einer feinen Gegend und ist herrschaftlich: Es gibt vier Zimmer, zwei Kabinette und eine Küche. Man sieht: Hier wohnen Menschen, die sich etwas leisten wollen - und dies eine Zeit lang auch können. Wolfgang Amadeus und Constanze wissen zu leben. Mit seinen selbst veranstalteten Akademien hat Mozart sehr, sehr viel Geld verdient - und das Ehepaar versteht es, dieses in liebender Eintracht auszugeben.

Die gute Adresse ist daher nur vom September 1784 bis April 1787 eine mozart'sche. Allerdings ist auch festzuhalten, dass das Ehepaar Mozart nirgends in Wien so lange wohnt wie hier.

Große Namen im Hause Mozart

Die zweieinhalb Jahre hinter dem Stephansdom sind aber eine Zeit höchster Intensität. Wer geht hier nicht aller ein und aus! Auch angehende Wunderkinder: 1785 nämlich ein siebenjähriger Knabe, aus Pressburg gebürtig, dessen Vater ein recht bekannter Kapellmeister ist und gerade von einem Engagement aus der ungarischen Metropole nach Wien kommt.

Der Bub fällt Mozart auf und er nimmt ihn für zwei Jahre in sein Haus um ihn zu unterrichten. Bei Mozart gelernt zu haben, das wird für den jungen Musiker - seine Name ist Johann Nepomuk Hummel - später oft genug eine Empfehlung sein, auch im Hinblick auf eine spätere Anstellung als etserházy'scher Konzertmeister in Eisenstadt. Hat der Knabe schon hier den wohl wesentlichsten Besucher seines Lehrers kennengelernt, jenen Mann, der ihn dem Fürsten Esterházy bei gegebener Zeit nachdrücklich empfehlen wird?

Eine tiefe Freundschaft

Wie hoch der Prominenzgrad der bei den Mozarts ein- und ausgehenden Damen und Herren auch sein mag - überstrahlt wird jeder andere Name doch von jenem einzigen, der mit Recht in Einem genannt werden kann mit dem des Hausherren. Mozart darf sich - und niemand kann ihm dabei Unbescheidenheit vorwerfen - einer besonderen Nähe zum Träger dieses Namens rühmen und ihn ganz intim ansprechen: "An meinen lieben Freund Haydn! Ein Vater, der beschlossen hat, seine Kinder in die große Welt zu schicken und glaubte, sie der Protektion anvertrauen zu müssen, wurde zu einem sehr berühmten Mann geführt, der zu seinem Glück sein bester Freund war. - Hier also, berühmter Mann und gleichzeitig allerliebster Freund sind meine sechs Kinder. Du selbst, liebster Freund, hast mir bei Deinem letzten Aufenthalt in dieser Stadt Deine Zufriedenheit mit ihnen gezeigt."

Dieser Widmungsbrief des Jüngeren an den Älteren, ein Begleitschreiben zu den sechs Streichquartetten, welche Mozart diesem seinem besonderen Freund Haydn widmet, spricht alles aus, was da sagbar ist über jene intensive Gemeinschaftlichkeit zweier bedeutender Menschen.

Dialog wichtig

Die Wissenschaft geht davon aus, dass gerade die Musik der Wiener Klassik ihr einzigartiges Profil im Diskurs gewinnt: also etwa in der Auseinandersetzung Mozarts mit den Streichquartetten Haydns. Dieser antwortet in Folge darauf in seiner Weise, indem er die Art, wie Mozart beispielsweise ein strukturelles Problem löst in den Zusammenhang bringt mit eigenen Überlegungen dazu.

In der schönen Wohnung im Zentrum Wiens wird vielleicht das Eine oder Andere auch im gemütlichen, aber intensiven Gespräch erörtert. Und möglicherweise findet sich bei den Mozarts auch jene illustre Runde zum Streichquartett Spielen zusammen, welche der in Wien engagierte irische Sänger Michael Kelly einmal andernorts zu hören bekommt: Die erste Geige spielt Haydn, die zweite Carl Ditters von Dittersdorf, Mozart nimmt die von ihm geliebte Bratsche zur Hand und Jan Baptist Vanhál ist der Cellist. Die vier musizierenden Komponisten hinterlassen bei dem kritisch zuhörenden Iren einen unauslöschlichen Eindruck. "Die Spieler waren leidlich gut, keiner von ihnen glänzte auf seinem Instrument. Aber da war sehr wohl tiefes Wissen um die Musik."

Der größte Komponist

Auch Haydn ist sich klar darüber, mit wem er Freundschaft pflegen darf und er äußert es Vater Mozart gegenüber ohne Zurückhaltung: "Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und dem Namen nach kenne; er hat Geschmack und überdies die größte Compositionswissenschaft."

Mehr zu "Haydn 2009" in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr

Links
austria.info - Joseph Haydn
Haydn 2009

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