Vorteile und Nachteile
Elektronische Zutrittssysteme
Ein in der Armbanduhr eingebauter Funkchip wird gegen die Tür gehalten, berührungs- und nahezu gewichtslos, und die Tür springt auf. Sesam öffne dich. Solange sie unter Strom stehen, garantieren elektronische Zutrittssysteme Komfort.
8. April 2017, 21:58
"Transponder" heißt der Schlüssel des 21. Jahrhunderts. Er funktioniert berührungslos, will nur für eine Sekunde in die Nähe des Lesegeräts gehalten werden. Das Lesegerät identifiziert den Benutzer als zugangsberechtigt, ein Impuls geht an das in der Tür eingebaute Motorschloss. Der elektromechanische Zylinder beginnt zu arbeiten. Der winzige Funkchip, der keine eigene Stromversorgung braucht, ist in einem Schlüsselanhänger oder einer Scheckkarte versteckt.
Komfort, Kosten und Kontrolle
80 Prozent seiner Kunden sind große Betriebe mit mehreren hundert Mitarbeitern, so Michael Stieger, Sicherheitstechniker und Geschäftsführer SIS Security Schwechat. Der Grund sind Komfort, Kosten und Kontrolle: Wenn man einen dieser elektronisch codierten Schlüssel verliert, muss lediglich ein neuer Datenträger programmiert werden; man erspart sich, das ganze Schloss auszutauschen.
Dank Programmierung können auch Zeitfenster definiert werden, also wer wann wo hineinkommt. Die Putzfrau wird für andere Räume "freigeschalten" als z.B. der Lackierer. So werden, ohne mächtige Schlüsselbunde oder Code-Listen verwalten zu müssen, Zeiten erfasst und Mitarbeiterbewegungen kontrolliert. Außerdem ist die Tür automatisch versperrt, wenn sie zufällt.
Sich in Privathaushalten Zugang via Chip zu verschaffen, ist bequemer aber nicht sicherer, denn 85 Prozent der zielstrebigen Einbrecher kommen über Fenster oder Balkontür. Sieben bis 15 Euro kostet ein neuer Transponder, 250 Euro und mehr das elektronisch gesteuerte Schließsystem pro Tür. Bei Stromausfall (in größeren Betrieben) assistiert ein Notstromaggregat. Im Privaten Haushalt muss nach 20.000 Öffnungen die Batterie gewechselt werden.
Autoschlüssel auf Distanz
Ein Transponder, der mittels Antenne auf größere Distanzen einsetzbar ist, ist der Funkschlüssel. Mit der sogenannten Funkfernsteuerung lassen sich Garagentore oder Autos aber nicht nur öffnen, erklärt Johann Rainer, Elektroinstallateur aus Liezen, sondern auch knacken.
Indem man mit einem Störsender so dazwischenfunkt, dass sich der Autobesitzer akustisch im Glauben wähnt, das Auto per elektronischer Fernanweisung versperrt zu haben oder aber den im Funkschlüssel programmierten Code akustisch aufzeichnet und kopiert. Einziger Schutz davor ist der Verzicht auf coole Distanz. (Je näher beim Auto man den Funkschlüssel betätigt, desto sicherer.)
Tippen und Merken
Als "identifizierende" Medien können aber nicht nur Transponder bzw. Speicherchips dienen, sondern auch eine Zahlenkombination, ein Code, den man manuell eintippt. Den trägt man bei sich, im Kopf. Nachteile, vergisst man mal kurz die Vergesslichkeit, sind die Gefahr, dass der Code aus der Distanz, ähnlich wie beim Bankomat, ausspioniert wird, dass sich die Tasten bei gleichbleibendem Code abnutzen und auffällig werden oder aber zu simple Codes á la 1-2-3-4 es einem potentieller Einbrecher einfach machen.
Biometrische Wahrheiten
Dritte Variante, wenn schon nicht gegen Spionage so doch gegen Vergesslichkeit immun: Fingerabdruck oder Iriskontrolle. Die Unreife dieser Technologie ist in einer Anekdote verewigt: Als nämlich vor einigen Jahren die Iriserkennung im Parlament eingeführt wurde, soll Alexander van der Bellen eine Stunde im Parlamentstrakt auf den Augenblick gewartet haben müssen, bis das System seine Zugangsberechtigung anerkannte. Identität ist eben eine komplexe Sache.
Beim Fingerabdruck wiederum werden die Temperaturunterschiede auf der Fingerkuppe gemessen und mit den digital gespeicherten Daten verglichen. Auch hier kann die biometrische Zugangssicherung labil reagieren: bei kleinen Kindern, sehr alten Menschen und stark verschmutzten Fingern nämlich. Abgesehen davon können findige Bastler den Fingerabdruck u.a. mit Hilfe von Superkleber kopieren und so manches Kontrollsystem täuschen.
Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr