Georg-Büchner-Preis an Josef Winkler verliehen

"Disziplinierte Raserei"

Josef Winkler hat am Samstag den Georg-Büchner-Preis erhalten. Sein Schreiben sei "disziplinierte Raserei", meinte Laudator Ulrich Weinzierl. In seiner Dankesrede betonte Winkler, dass das Lesen und Schreiben ihn vor dem Selbstmord bewahrt habe.

Ulrich Weinzierls Laudatio und Josef Winklers Dankesrede

Josef Winkler hat am Samstag in Darmstadt den renommierten Georg-Büchner-Preis erhalten. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verlieh dem 55-Jährigen die bedeutendste deutsche Literaturauszeichnung, weil er "schonungslos und mit unerhörter Radikalität die Katastrophen seiner katholischen Dorf-Kindheit und die seines Ausgesetztseins in einer mörderischen Welt in barock-expressive, rhythmische Prosa von dunkler Schönheit verwandelt hat". Akademie-Präsident Klaus Reichert bezeichnete den vielfach preisgekrönten Winkler als einen "Revolutionär und Ankläger".

"Innerer Zwang"

Der Kulturkritiker und Essayist Ulrich Weinzierl sagte in seiner Laudatio: "Herkömmliches, an einer sorgsam gestrickten Handlung orientiertes Erzählen ist Josef Winklers Sache nicht." Sein Schreiben sei eine "disziplinierte Raserei", das "Luftschöpfen eines vom Ertrinken Bedrohten": "Derlei schreibt man nicht, weil man eben gerne schreibt. (...) Es ist ein innerer Zwang als Antwort auf einen äußeren, es ist reine Notwehr." Winkler habe sich in die Literatur und durch sie gerettet.

Leben und Tod auspendeln

In seiner Dankesrede schilderte Winkler einschneidende Erfahrungen seines Lebens und betonte, dass das Lesen und Schreiben ihn vor dem Selbstmord bewahrt habe. Mit der Beschreibung seiner frühen Lektüre-Gewohnheiten beleuchtete er auch seinen späteren Schreibstil: "Wenn ich beim Lesen nicht spürte, dass die Sprache ununterbrochen, Satz für Satz, auf die Goldwaage gelegt, Leben und Tod auspendelt, interessierte mich das Buch nicht. Es langweilte mich (...) buchstäblich zu Tode."