Der älteste See der Welt

Der Ohrid-See

Der Ohrid-See, an der Grenze zwischen Mazedonien und Albanien und auf 695 Meter Seehöhe gelegen, gilt als der älteste See der Welt. Auf albanischer Seite liegt Korca, wo die erste Schule gegründet wurde, in der auf Albanisch unterrichtet wurde.

Im Grenzgebiet von Albanien und Mazedonien steht das "Museum der lebenden Fossilien". Das heißt, vielmehr liegt es dort, schließlich handelt es sich dabei um den fast 400 Quadratkilometer großen Ohridsee. Auf Mazedonisch heißt er Ohridsko jezero, von den Albanern wird er meist Liqeni i Ohrit genannt.

Außerdem fällt sein Name oft in einem Atemzug mit dem Baikal-, dem Victoria- oder dem Tikitakasee. Vor allem wegen seiner endemischen Flora und Fauna, der er auch seinen oben erwähnten Spitznamen verdankt.

Biologisches Gedächtnis

Der Ohrid-See gilt als einer der ältesten Seen der Welt. Sein genaues Alter hat er zwar noch niemanden verraten, aber so zwischen vier und zehn Millionen Jahren dürften es schon sein. Schließlich ist er ein sogenannter "Ursee". Deren Halbwertszeiten werden durch die jeweilige besondere Lage bestimmt.

Die meisten Seen der Welt werden von ihren Zuflüssen mit Sedimentmaterial aufgefüllt und haben daher eine Lebenserwartung von weniger als 100.000 Jahren. Bei den "Langzeitseen" hingegen wird dieser Verlandungsprozess durch ihre große Tiefe, eine niedrige Sedimentationsrate oder eine natürliche tektonische Erweiterung des Seebeckens um Millionen von Jahren hinausgezögert.

Beim Ohrid-See ist das nun so: Die durchschnittliche Tiefe beträgt 146 Meter und die größte knapp 300 Meter. Außerdem hat der See ein Volumen von 53.000 Kubikmetern und es dauert 83 Jahre, bis das gesamte Wasser einmal ausgetauscht ist. Dank seiner langen Existenz wirkt er also als eine Art biologisches Gedächtnis und bietet daher einer Vielzahl nur hier vorkommender Arten einen Lebensraum: urzeitlichen Krebsen, Schnecken, Würmern oder dem Ohridschwamm, auch Spongia Rotunda genannt. Die Spongia Rotunda zeigt den Experten, dass der Ohridsee Zeit seines Bestehens tatsächlich niemals ausgetrocknet ist.

Aufklärung in Albanien

Rund ein Drittel des Sees liegt in Albanien. Und zwar nicht in irgendeinem Teil des Landes, sondern nahe eines Ortes, an dem der albanische Patriotismus schon zu Zeiten der osmanischen Herrschaft hochgehalten wurde. Somit ist dieser Landstrich auch ursächlich mit der Geburt eines eigenen Staates Albanien verbunden.

Fast vier Jahrhunderte hatten die Türken das Sagen gehabt, ehe am 7. März 1887 in der Kleinstadt Korca die "Mesenjtorja" eröffnet wurde: die erste Schule, in der auf Albanisch unterrichtet wurde. Die Idee dafür hatten ausgerechnet Emigranten aus dem Ausland mitgebracht, wo die Ideen der Aufklärung schon länger etabliert waren.

Heute birgt die Schule eine liebevoll adaptierte Ausstellung, die zeigt, wie schwer sich die Albaner die sprachlichen Rechte und damit ihre Identität erkämpften. Das war nicht leicht, war den Osmanen diese Schule doch nicht ganz geheuer. Sie befürchteten ein Aufkeimen patriotischer Gefühle. Mit Recht: Das Beispiel Korca machte im Wortsinn Schule.

Bald wurde auch anderen Orten Albanisch gelehrt. In Dibra, Berat und Pogradec. Dann wurde eine Hochschule in Elbasan eröffnet und bei einem Kongress von Manastir das lateinische Alphabet als verbindlich für ganz Albanien bestimmt. Bis dahin waren im Norden und im Süden unterschiedliche Schriftzeichen und Sprachen verwendet worden.

Die Türken wollten die Albaner noch mit Verboten stoppen, diese reagierten mit Aufständen. Doch in seiner Endphase war das Osmanische Reich schon etwas morsch. Die Folge: Im Jahr 1912 konnte Regierungschef Ismail Qemali in Vlora die Unabhängigkeit Albaniens verkünden.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 9. November 2008, 10:06 Uhr

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