Architektur-Doyen und Literat
Friedrich Achleitner
Manche schreiben unglaublich dicke Bücher, ohne etwas Nennenswertes sagen zu können. Es gibt aber auch Poeten wie Friedrich Achleitner, die bringen die ganze Welt auf wenigen Zeilen unter - wie zum Beispiel heute im Wurfgedicht "drochdnhuad".
8. April 2017, 21:58
drochdnhuad
Sein berühmtes Lebenswerk, die mehrbändige Dokumentation "Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert" nähert sich zwar der Vollendung, noch fehlen aber Teile. "Bis zu meinem 80. Lebensjahr sollte Wien abgeschlossen sein", meinte Achleiter vor einigen Jahren, denn "ich will mich endlich wieder mit Literatur beschäftigen."
Der Architekt, der selbst nie gebaut hat, würde nicht unbedingt nochmal Architektur studieren. "Eher Philosophie. Germanistik nicht, denn es ist ein Hemmnis, über die Wissenschaft zu einem Medium zu gelangen." Er habe es immer bedauert, "keinen ordentlichen Sprachunterricht und keine humanistische Bildung" erhalten zu haben, "aber damals war es ein Vorteil, gleich nach der Schule einen Beruf als Hochbauer gehabt zu haben."
Friedrich Achleitner wurde am 23. Mai 1930 in Schalchen, Oberösterreich, geboren, und besuchte die Höhere Bundesgewerbeschule in Salzburg und studierte danach Architektur bei Clemens Holzmeister in Wien. 1957 trat er gemeinsam mit H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Oswald Wiener und Konrad Bayer als legendäre "Wiener Gruppe" zum ersten Mal an die Öffentlichkeit.
1959 veröffentlichte Achleitner gemeinsam mit Artmann und Rühm den Dialekt-Band "hosn rosn baa", ein Jahr darauf publizierte er "schwer schwarz". Nach dem Zerfall der "Wiener Gruppe" wandte er sich vor allem der Architekturkritik zu, und schrieb bis 1972 regelmäßig für die Tageszeitung "Die Presse".
Literatur blieb dem Wissenschaftler, der sich selbst "eher als literarischen Menschen" sieht, aber immer ein "Vergnügen".
Eine gemeinsame Aktion von Österreich 1 und Der Standard
Hör-Tipp
Wurfgedichte, Dienstag, 11. November 2008, 8:15 Uhr, 13:00 Uhr und 19:29 Uhr
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