Neue Musik, spannend wie ein Kriminalroman
Ernst Kovacic
Als Vierjähriger begann er Geige zu spielen, mit zehn entdeckte er die Liebe zur Neuen Musik. Beiden Leidenschaften ist er bis heute treu geblieben. "Er ist einer der schöpferischsten und vollendetsten Geiger der Welt", schreibt die "Sunday Times".
8. April 2017, 21:58
Die Neue Musik hat Ernst Kovacic bereits als Schulkind fasziniert. "Eine Partitur war für mich so spannend wie ein Kriminalroman", erzählt der Musiker. Feuer gefangen hat der gebürtige Steirer, Jahrgang 1943, bei den legendären "Kulturtagen Kapfenberg" am Beginn der 1950er Jahre. "Weil ich so gut Noten lesen konnte, durfte ich bei den Konzerten umblättern. Und da habe ich neu geschriebene Noten gesehen. Und das hat mir so gut gefallen."
Während andere Jugendliche vielleicht in Romanen von Karl May schmökerten, las Ernst Kovacic mit großer Begeisterung die Schriften von Arnold Schönberg und Anton Webern. "Da stehen so Sätze drinnen, wie 'Abgründe dort sehen, wo man sie nicht vermutet.' Ja, und diese Abgründe habe ich gesucht", erinnert er sich.
Studium und Kompositionsunterricht
An der Wiener Musikuniversität studierte Ernst Kovacic Violine, Klavier und Orgel. Und er nahm auch für ein Jahr Kompositionsunterricht. Im Rahmen seiner Ausbildung lernte er auch Friedrich Cerha kennen. Dieser holte ihn immer wieder in sein Ensemble "die reihe", wenn der Konzertmeister krankheitsbedingt ausfiel.
Durch diese Arbeit knüpfte Ernst Kovacic seine ersten Kontakte zur "Neue Musik"-Szene am Ende der 1960er Jahre. Nach dem er 1969 als Solist für Alban Bergs "Violinkonzert" einspringen war, war sein Ruf als hervorragender Interpret von zeitgenössischer Literatur begründet.
Zahlreiche Werkwidmungen
Viele zeitgenössische Musikschaffende haben für Ernst Kovacic geschrieben: dazu gehören Ernst Krenek, Friedrich Cerha, Beat Furrer, Georg Friedrich Haas und Johannes Maria Staud. Ernst Kovacic leistet aber nicht nur als Geiger wertvolle Arbeit bei der Interpretation und Weiterentwicklung der neuen Literatur für die Violine.
Auch im Bereich der Ausbildung von Musikerinnen und Musiker hat er gemeinsam mit Beat Furrer vor über einem Jahrzehnt eine engagierte Initiative gestartet: die "Internationale Ensemble Akademie für zeitgenössische Musik - Impuls", die jedes zweite Jahr in Graz stattfindet. Darüberhinaus arbeitet Ernst Kovacic seit den 1980er Jahren auch als Dirigent. Zurzeit ist er künstlerischer Leiter des Kammerorchesters Leopoldinum in Breslau.
Hör-Tipp
Zeit-Ton, Montag, 24. November 2008, 23:05 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Adventkonzert, Solorecital Ernst Kovacic, Schömerhaus Klosterneuburg, Samstag, 6. Dezember 2008, 19:30 Uhr
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