Colore ma vie
Charles Aznavour
Aznavour zählt seit über einem halben Jahrhundert zu den herausragenden Gestalten des französischen Chansons. Er hat über tausend Chansons geschrieben und sie in fünf Sprachen gesungen. Auch als Filmschausspieler war er überaus erfolgreich.
8. April 2017, 21:58
Am 22. Mai 2010 wurde Charles Aznavour 86. Bereits 2006 hat er eine große internationale Abschiedstournee absolviert. Inzwischen zieht sich der Abschied in die Länge und der immer noch vitale Sänger und Schauspieler hat seitdem nicht nur mehrere Konzerte gegeben, sondern auch zwei CDs herausgebracht - im Februar 2007 "Colore ma vie", auf der er über aktuelle Themen, wie Migration in den "banlieues" singt. In J'abdiquerai ("Ich werde abdanken") nennt er den Tod eine "gräuliche Hure".
Im Dezember 2008 ist eine Doppel-CD erschienen: Die erste ist dem französischen Chanson gewidmet, auf der zweiten singt er auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Spanisch. Seine Partnerinnen und Partner sind Liza Minelli, Elton John, Paul Anka, Herbert Grönemeyer, Johnny Hallyday und Plácido Domingo. Dazwischen gibt er immer wieder Konzerte und 2005 spielte er sich selbst in einem Film von Edmond Bensimon.
Armenische Staatsbürgerschaft
Der zäh-vitale Aznavour, der seit 2006 auch die armenische Staatsbürgerschaft - wegen seines Engagements als Emigrantenkind für das Land seiner Väter, vor allem nach dem verheerenden Erdbeben von 1988 - besitzt, hat am 30. September 2006 anlässlich des Staatsbesuchs von Präsident Chirac in Armenien vor 50.000 Personen in Eriwan auch auf Armenisch gesungen. Anfang Mai 2009 ist Aznavour zum Botschafter Armeniens in der Schweiz ernannt worden. Aznavour wird das Land in dieser Funktion auch bei der Genfer Niederlassung der Vereinten Nationen vertreten.
Ebenso eklektisch wie seine Aktivitäten im hohen Alter sind auch die Interpretinnen und Interpreten seiner Kompositionen: Neben Edith Piaf, Juliette Gréco und Gilbert Bécaud findet man auch Namen wie den des französischen Rock-Stars Johnny Hallyday.
Mädchen für alles
Edith Piaf war es auch, die ihm entscheidende Türen geöffnet hat. 1946 traf er sie und sein damaliges großes Idol, Charles Trenet. Dessen Chanson "La mer" nennt Aznavour übrigens das schönste Chanson überhaupt. Acht Jahre lang wohnte Aznavour bei "la môme", er war Mädchen für alles, Chauffeur, Konfident und mehr. Und immer sehr diskret.
Der Durchbruch als Sänger sollte ihm 1957 mit Konzerten im Alhambra und dem Olympia in Paris gelingen, es folgten Tourneen im Ausland, überall feierte er riesige Erfolge.
Zunächst schlechte Kritiken
Anfangs waren die Kritiken alles andere alles freundlich: Als klein und hässlich, ohne Stimme, beschrieben sie ihn. Kritiken, die den Perfektionisten nicht hinderten, weiterzumachen. Im Gegensatz zu anderen Kollegen hat Aznavour eine Schauspielausbildung genossen, bevor er sich dem Chanson als Autor, Komponist und Interpret widmete. Und in diesem Fach gingen die Kritiker viel großzügiger mit ihm um.
Er feiert frühe Erfolge im Film ("Les drageurs" von Jean-Pierre Mocky, und für "La tête contre les murs" von Georges Franju bekam er 1958 gar den "Grand prix d'interprétation masculine" der Académie du Cinéma, den Vorläufer der César-Preises).
1960 engagiert ihn François Truffaut für Tirez sur le pianiste - angeblich öffnete ihm der Welterfolg des Films die Tore der New Yorker Carnegie Hall. Er filmt immer wieder - so spielt er auch in Schlöndorffs "Blechtrommel", die 1979 die "Goldene Palme" in Cannes erhält.
Experimente mit unterschiedlichen Stilen
Bis heute experimentiert der Erfolgsverwöhnte mit den unterschiedlichsten Musikstilen: 1997 feiert er sein 50-Jahre-Bühnenjubiläum beim Festival in Montreux, mit Bobby McFerrin, Manu Dibango und anderen. 1998 erscheint eine CD, die nur dem Jazz gewidmet ist, mit Michel Petrucciani, André Ceccarelli und Diane Reeves.
2006 nimmt er in Kuba das Album "Colore ma vie" auf. Am 17. Februar 2008 gibt er außerdem an der Pariser Opéra Garnier ein Konzert "mit Freunden": Sängerinnen und Sänger der jungen Generation, wie Bénabar und Grand Corps Malade, Letzterer ein Star des Slam.