Barbara Faulend-Klauser im Porträt
Barbara Faulend-Klauser
Das Jugendmusikfest Deutschlandsberg bestand bis 2003. Hans Werner Henze hat es begründet und hat Österreichs Dichter und Dichterinnen und Komponisten und Komponistinnen in die Steiermark geholt. Barbara Faulend-Klauser war 20 Jahre dessen Leiterin.
8. April 2017, 21:58
Nach 20 Jahren Jugendmusikfest Deutschlandsberg von 1984 bis 2003 blickt Barbara Faulend-Klauser auf das riskanteste Unternehmen ihrer Berufstätigkeit zurück: "Aufregend war's, voll Spannung, voll Zweifel, voll Sorgen und oft dann sehr große Freude und große Genugtuung und auch Stolz."
Während sie das Management des Jugendmusikfestes im Jahr 2003 beendet hat, führt sie den Deutschlandsberger Klavierfrühling weiter: eine Auftritts-Parade von Spitzen-Pianisten und Pianistinnen, zu der alljährlich, alles was Rang und Namen in der Klavierwelt hat, kommt. Svjatoslav Richter war da, Elisabeth Leonskaja kommt immer wieder, das Altenberg-Trio ist ein Fixstern.
Internationale Klaviergrößen
Aber so erfolgreich sie internationale Klaviergrößen nach Deutschlandsberg lädt und ihnen hier ein Publikum gebildet hat, so anders ist es, neue Musik mit Kindern zu machen. "Das ist ein großer Unterschied", so Faulend-Klauser. "Die Erwachsenen haben ein Ziel, wissen, was sie wollen, bei den Jungen ist das ganz anders. Deswegen war der Otto ein Idealfall, Ich weiß niemand, der in der Lage war mit ernsthaften Zielen die Jugend so zu fesseln."
Aus den Komponisten und Komponistinnen, die hier gearbeitet haben, sind Freunde und Freundinnen geworden: Otto M. Zykan, Gerd Kühr, Kurt Schwertsik, Harry und Olga Neuwirth.
"Glückliche" persönliche und politische Konstellationen
Alles begann mit dem Tod ihres Mannes. Die Produzentin, eine ausgebildete Pianistin und Musikschulleiterin des Ortes, errichtete für ihr Werk - das Jugendmusikfest - ein stabiles Gebäude aus musikalischer Kompetenz, großen Namen und fähigen Mitarbeitern wie Mitarbeiterinnen. Die politische familiäre Achse war höchst hilfreich: Ihr Bruder war Bürgermeister und Landtagspräsident: "Es war die glückliche Konstellation, dass mein Bruder sehr lang Bürgermeister war und mich unterstützt hat. Ohne seinen Rückhalt hätt' ich das sicher nicht machen können."
Nichts ist so schwierig wie die Komponistenwerkstatt. Nicht die Schreibwerkstatt, die Petra Ernst jahrelang im Rahmen des Jugendmusikfestes geleitet hat, nicht eine Mal- und Zeichenwerkstatt, die Barbara Faulend-Klauser zum Ferienende 2008 organisiert hat. Nirgendwo ist die Schwelle höher, nirgendwo ist das Errichten der Rampen schwieriger, Aufstiegs- und Einstiegshilfen, die die Komponierenden, die Spielenden, die Einstudierenden, die Zuhörenden brauchen.
Komponisten schrieben für die Musikschule
"Das war überhaupt bei der Sparte "Komponisten schreiben für die Musikschule" - es waren ja Hunderte - vielen haben sich doch nicht in die Situation von Kindern und von Laien hineinversetzen könne. Das war das große Problem, dass es sehr oft viel zu schwer war, also die Anforderungen viel zu groß", so Faulend-Klauser.
Kompositionsaufträge für Kinder, für Laien und Laiinnen sind die Stiefkinder der Branche. Man stelle sich vor: Der Operndirektor ruft an, der Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, sogar der Carinthische Sommer oder Linz09. Ganz anders, wenn eine Musikschuldirektorin oder Jugendmusikfestleiterin anruft: Sie muss überreden, die Noten bis zu drei Mal zurücksenden, Erleichterungen erbitten.
Otto M. Zykan komponierte eine "Farce pour deux elises" 1995 für zwei Buben, die Klavier und Geige spielen; der Komponist beobachtete die beiden Kinder und komponierte ihnen ein Stück auf den Leib, auf ihre technischen und musikalischen Fähigkeiten wie auf ihre Charaktere.
Die eingeladenen Künstler und Künstlerinnen müssen ein hohes künstlerisches und menschliches wie pädagogisches Format haben. "Es ist wahnsinnig anspruchsvoll, und noch dazu müssen sie selbstlos sein. Denn sie verdienen nichts oder sehr wenig und opfern viel Zeit."
Die Selbstlosigkeit der Komponierenden - wie es Barbara Faulend-Klauser nennt - zeigt sich in mehreren Facetten. Einerseits die die Demut, seine Arbeit mit Heranwachsenden gemeinsam herauszubringen. Andererseits - als Idealversion der Zusammenarbeit - die Übersiedlung des Komponisten nach Deutschlandsberg, wo er im paradiesischen Ansehen der Produzentin eine Wohnung beziehen darf.
Der Beginn von Kompositionskarrieren
"Olga Neuwirth war von Anfang an dabei", erzählt Barbara Faulend-Klauser. "Harry Neuwirth, mit dem ich ja schon lange befreundet bin, und der bei den ersten Jugendmusikfesten Jazz-Konzerte und Jazz-Rhythmus-Kurse geleitet hat, hat seine Tochter mitgebracht. Damals hat Henze gesagt, er wolle eine Komponistenwerkstatt. Und ich habe gesagt: Um Gottes Willen, wir haben doch keine so begabten Kinder in Deutschlandsberg. Aber Harry Neuwirth meinte: Das geht schon, die Kinder werden wir finden, ich schick' dir die Olga."
Alles begann mit Hans Werner Henze, der von der italienischen Toscana - in Montepulciano hängt ja noch in einem Kaffeehaus ein Partiturblatt seiner Oper Pollicino - in die steirische Toscana kam, um hier seine Ideen zu verwirklichen. "Henzes wichtigste Idee war die Kommunaloper, und mit der Kommunaloper ging die Komponistenwerkstatt Hand in Hand", erinnert sich Faulend-Klauser. "Aus den Teilnehmenden sind heute allesamt Berühmtheiten geworden."
Das Jugendmusikfest bestand aus diversen Elementen, die variabel aufgeführt wurden. Im Zentrum stand ein musiktheatralisches Werk, das oft multimedial mit außermusikalischen Elementen wie Kochen, Skateboard Fahren, Film und Video verbunden war. Einmal verdichtete Elfriede Jelinek eine Sage aus der Gegend zum Libretto. Im Partiturenarchiv der Produzentin findet sich die Partitur von "Robert der Teufel", Kommunaloper in zwei Akten, gedichtet und komponiert von Deutschlandsberger Kindern und Jugendlichen. Mit handschriftlicher Widmung Hans Werner Henzes an "Fürstin Barbarina die erste". Unter den Komponierenden waren Hansjörg Arndt, Hartmut Kleindienst, Max Koch, Daniel Kügerl, Olga Neuwirth und Viktor Rieß.
Festrede Alfred Koll
In seiner Festrede für die Produzentin sagte der Vertreter des Kunstministeriums, Ministerialrat Alfred Koll: "Verehrte Frau Professor, hält Sie die Leidenschaft zur Musik oder die besorgte Liebe für die Jugend so jung? In ihrer Zeit sind herrliche und frauliche Früchte gereift, an denen sich viele Kulturtreibende Beispiele nehmen können. Das Beste davon gibt ihre beherzte Persönlichkeit."
Für Nachahmerinnen ist viel Spielraum.
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