Die Macht der Karikaturen

Lachen: Erlaubt oder verboten?

Die "Nase des Sultans" heißt eine Ausstellung, die in Wien eröffnet wurde. Arbeiten von 22 Karikaturisten aus der Türkei dokumentieren die Geschichte der türkischen Karikatur. Nun diskutierten Schüler und Schülerinnen, was Karikaturen dürfen, wo ihre Grenzen sind.

Etwa 350 Schülerinnen und Schüler diskutierten auf der "Standpunkt"-Veranstaltung im Siemens Forum in Wien am 26. November zum Thema "Was dürfen Karikaturen?". "Standpunkt" ist eine gemeinsame Veranstaltung von Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Siemens Forum Wien, Kurier und ORF, organisiert von KeyKontakt PR.

Anlass für die Diskussion war die derzeit in Wien laufende Ausstellung "Die Nase des Sultans" mit Karikaturen türkischer Künstler. Anwesend waren die beiden Kuratoren der Ausstellung Thomas Büsch und Sabine Küper-Büsch.

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Die Situation der Karikaturisten in der Türkei

Ein Schüler wollte von Sabine Küper-Büsch, wissen, ob es in der Türkei eine Zensur für Karikaturisten gibt. Die mit ihrem Ehemann seit Jahren in Istanbul lebende Journalisten meinte dazu, dass sie sich nicht an Vorfälle oder Verurteilungen von Karikaturisten erinnern könne. Obwohl die Karikatur eine beliebte Form des kritischen Umganges mit den Zuständen im Land sei. In anderen Bereichen der Kunst gibt es allerdings durchwegs massive Repressalien. Vielleicht wird den Karikaturisten eine Art "Hofnarrenrolle" zugestanden, vermutet Sabine Küper-Büsch.

Möglicherweise sind die derzeitigen Karikaturisten in der Türkei aber auch zu brav, alles, was als frontaler Angriff auf die religiösen Gefühle eines Menschen verstanden werden könnte, wird ausgespart. Karikaturen gegen die Fundamentalisten und gegen die Ausnützung der Religion für politische Zwecke gibt es allerdings zahlreiche.

Verletzung religiöser oder kultureller Gefühle

Birol Kilic, der Herausgeber der türkisch-sprachigen Zeitung "Yeni Vatan Gazetesi" (Neue Heimat Zeitung) findet Karikaturen wichtig. Für ihn gibt es aber Grenzen der "freien Meinungsäußerung". Den Propheten Mohammed mit einer Bombe unter dem Turban, so eine Zeichnung war Teil des "Karikaturenstreites" in Dänemark, würde er nicht abdrucken.

Frage aus dem Publikum: Vielleicht war das eine Kritik daran, dass von einigen der Koran falsch verstanden wird und zur Legitimation von Gewalttaten ausgenützt wird? Birol Kilic antwortet, dass weder der Koran, noch Mohammed den Dschihad befürworten würden. Das Problem des "Karikaturenstreites" sieht er in der politischen Dimension und darin, dass sich die islamische Bevölkerung pauschal angegriffen fühlte.

Gerhard Haderer als Hofnarr

Die Rolle als Hofnarr gefällt Gerhard Haderer, einer zu sein, der die Wahrheit sagt und zeichnet, das möchte er sein. Seit dem Skandal um sein Buch "Das Leben des Jesus", weiß er, wie leicht man als Karikaturist falsch verstanden wird. In Griechenland wurde er in Abwesenheit wegen Beleidigung einer Religionsgemeinschaft sogar verurteilt und erst Jahre später wieder frei gesprochen.

Er verwehrt sich dagegen in seinem Buch Jesus beleidigt zu haben, im Gegenteil, dieser Mensch beeindrucke ihn sehr, "was er aber gar nicht so toll findet, ist das Bodenpersonal, das nachher eine Kirche gegründet hat." Also wird er so weiter machen wie immer, nämlich all das lächerlich zu machen, was den Menschen Angst macht. Prompt kommt die Frage eines Schülers: „Hatten sie selbst schon einmal Angst, dass ihnen jemand etwas antun konnte auf Grund ihrer Karikaturen? Die Antwort von Gerhard Haderer ist kurz und bündig: Ja.

Eine Frage aus dem Publikum war auch, ob Meinungsfreiheit und das Streben nach Wahrheit eine ungestörte Koexistenz führen können. Für den Redakteur der Schülerzeitung des GWIKU "Haizingergasse“ in Wien, Stefan Eder, lautet die Antwort "Ja". Nachsatz: "Man kann ja auch auf verschiedenen Wegen zur selben Wahrheit finden."

Hör-Tipp
Radio 1476 (1476 KHz), Dienstag, 2. Dezember, Mittwoch, 3. Dezember und Donnerstag, 4. Dezember, jeweils 19:30 bis 20:00 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
"Die Nase des Sultans", bis 19. Dezember 2008, werktags 10:00 bis 15:00 Uhr, Concordiaplatz 2, 1010 Wien

Link
Türkische Kulturwochen