Das zwölfte Soloprogramm

Jesus Mike Superstar Supancic

Bei seinem zwölften Solo zeigt Mike Supancic seine Vielseitigkeit in der Sparte Musikkabarett und Parodie. In der von Mike Supancic kreierten "All-Inclusive-Mega-Village-Shopping-City St. Michels" dürfen sich letztendlich alle austoben.

St. Michel ist sooo ruhig...

Wer kann heute noch Dallas von Enzenreith unterscheiden? Diese Frage stellt Mike Supancic in seinem neuen Solo, das er im Wesentlichen der Konsumgesellschaft und ihren Auswüchsen gewidmet hat. Auf der Flucht vor selbigen landet er in seinem Programm namens "Jesus Mike Superstar" schließlich in St. Michel, einer ländlichen Idylle mit bemerkenswerten Eigenheiten. Dort gibt es nicht nur Faschingsleberkäse mit Marmelade sondern auch das All-Inclusive-Mega-Shopping-Village St. Michels, in dem der ökonomische Gedanke humane Aspekte noch nicht verdrängen konnte.

Enzenreith ist überall

Seit 1987 ist Mike Supancic bereits als Solist auf den österreichischen Kabarettbühnen unterwegs. Dass er bei Bedarf auch als Teamplayer gute Figur macht, hat er unter anderem in der Gemeinschaftsproduktion namens "Winnetou lebt" mit I Stangl und Olivier Lendl bewiesen.

Für seine eigenen Programme legt sich der Steirer zumeist eine Rahmenhandlung zurecht, die ihm ausreichend Freiheiten für seine Ausflüge in das Fach der Persiflage lässt. Mike Supancic hat musikalisch so etwas wie einen sechsten Sinn, bewährte Songs und bekanntes Liedgut mit neuen Texten zu versehen - Texten, die teils aberwitzig sind und von großem komödiantischen Talent zeugen. Dass es der Kabarettist zusätzlich versteht, sich die unterschiedlichsten Musikstile, Ton- und Stimmlagen hervorragend zu eigen zu machen, lässt seine Darbietungen umso amüsanter werden.

Musikalische Attacke gegen den Kaufrausch

Für seine Show rund um die All-inclusive-Mega-Shopping-Village St. Michel hat Mike Supancic tief im Fundus der Songwriter- und Schlagerabteilung gewühlt und einige sogenannte Ohrwürmer zutage gefördert. In sachkundiger Kombination von Musik und neuem Text leistet er damit zum Beispiel seinen Beitrag zum Tierschutz im Shoppingparadies seiner Wahl und vieles mehr.

In seinem Shopping-Village ist Mike Supancic mit Sicherheit eines, nämlich - um im globalen Dallas/Enzenreith-Jargon zu bleiben - King of Medleys. Mit erfrischender Leichtigkeit und ohne allzu große logistische Umwege zu bemühen, steuert der Kabarettist die von ihm ausgewählten Themen an. Und die Sozial- und Milieustudien aus seinem fiktiven St. Michel sparen nicht mit Kritik - an mangelnder Solidarität, an xenophoben Reaktionen, an einer Leistungsgesellschaft, in der sich das Individuum nur mehr über den Konsum definieren und erleben kann. So fundamental die Abrechnung des Kabarettisten mit seiner Umwelt in der Zusammenfassung klingt, so leicht und nahezu unbeschwert kommt sie bei Mike Supancic aber letztendlich über die Bühne. Das globale Leben, ein musikalisches Singspiel.

Beim muslimischen Heurigen

Mike Supancic textete für sein Programm bekannte Wiener Heurigenlieder um und singt nicht mehr von Wein und seiner Wirkung, sondern von schwarzem Tee und Kebab. Wächst der Kabarettist über seine Fertigkeit hinaus, in die Stimmlage eines anderen zu schlüpfen, erhalten seine Nummern eine zusätzliche und vor allem unvorhersehbare Dynamik.

Zum Beispiel, wenn Mike Supancic seiner Fantasie freien Lauf lässt und in die Rolle des Reichenbacher Hubert schlüpft, der wiederum als Hans Moser versucht, Wolfgang Ambros zu interpretieren. Ein zugegeben komplizierter, aber reizvoller Gedanke, den Mike Supancic auch zu einem musikalischen Ende bringt.

Kleine Kunststücke

Mike Supancic auf der Suche nach neuen Herausforderungen in der musikalischen Parodie. Wenn der Kabarettist neugierig die Grenzen dieses Genres überschreitet, dann entstehen im wahrsten Sinne des Wortes kleine Kunststücke. Und das Programm "Jesus Mike Superstar" kann mit einigen Perlen dieser Art von Kleinkunst dienen.

Doch trotz der launigen Schlagerparade aus dem Hause Supancic, trotz der unbestrittenen Entertainer-Qualitäten des Protagonisten, wirkt die Rahmenhandlung rund um die All-Inclusive-Mega-Shopping-Village St. Michels streckenweise etwas eng. Überfrachtet mit der Symbolik des Konsums, bleibt die Geschichte doch immer wieder in Austriazismen verhaftet, die den Verdacht nahelegen: Enzenreith unterscheidet sich schon von Dallas, besonders dann, wenn man globale Probleme aus der österreichischen Perspektive abhandelt. Aber sieht man davon ab, gibt es bei Mike Supancic immer noch genug zu lachen.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 18. Jänner 2009, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipps
Mike Supancic, "Jesus Mike Superstar", jeden Dienstag im Kabarett Niedermair, am 22. Jänner 2009 im Kesselhaus in Krems, am 25. Jänner 2009 in der Wiener Kulisse,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten in der Kulisse zehn Prozent Ermäßigung und zahlen im Kabarett Niedermair den Vorverkaufspreis an der Abendkasse.

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