Vom Stehplatz auf die Opernbühne

Waldemar Kmentt ist 80

Am Montag, 2. Februar feierte Kammersänger Waldemar Kmentt seinen 80. Geburtstag. Kmentt wollte ursprünglich Pianist werden, entschied sich dann aber sehr bald für eine Sängerlaufbahn und hat gleich mit überraschenden Leistungen für Aufsehen gesorgt.

Seine aktive Karriere dauerte über fünfeinhalb Jahrzehnte. 1949 erschienen bereits seine ersten Plattenaufnahmen, 1950 gab er als Tenorsolist in der 9. Symphonie sein offizielles Konzertdebüt, und 1951 sang er zum ersten Mal an der Wiener Staatsoper, die schließlich weit mehr als ein halbes Jahrhundert seine künstlerische Heimat bleiben sollte - mit rund 1.500 Auftritten.

Nichtsdestoweniger aber konnte Waldemar Kmentt ebenso im Ausland stets große Erfolge verbuchen, wenn die diesbezügliche Krönung auch etwas verspätet gekommen ist, nämlich erst 2001 mit seinem Debüt an der Metropolitan Opera in New York.

Drei Meistersinger in der Schule

Mit Musik und Gesang ist Kmentt schon sehr früh in Berührung gekommen, lebte in seinem Wohnhaus auf der Wieden doch die berühmte Gesangspädagogin Elisabeth Rado, deren Schüler er später auch wurde. Davor aber war es weniger die Oper, die den jungen Kmentt faszinierte, sondern viel mehr das Klavier, auf dem er bereits sehr früh große Fortschritte erzielte.

Und da waren auch noch zwei Klassenkameraden: Fritz Uhl und Eberhard Wächter. Mit ihnen zusammen hat Waldemar Kmentt 1947 maturiert, und das dürfte wohl einmalig sein, dass aus einer Schulklasse gleich drei Opernsänger mit Weltgeltung hervorgegangen sind.

Eberhard Wächter war Kmentts "Entdecker"

Wächter, ein glühender Opernfan und Stehplatzbesucher, der auch zu Hause ständig ganze Opern sang, hat Kmentt dann eines Tages mit dem Gesangsbazillus infiziert, ließ ihn die Boheme-Arie singen, staunte über sein sicheres hohen C und vor allem über seine natürliche Fähigkeit, auch noch weit über diesen magischen Ton hinaus singen zu können.

Der Funke ist übergesprungen und Waldemar Kmentt gehörte plötzlich auch zur verschworenen Stehplatz-Clique. Vor allem drei große Tenöre wurden bald zu seinen Favoriten und Vorbildern: Anton Dermota, Max Lorenz und Helge Rosvaenge. Mit allen dreien sollte er bald darauf selbst auf der Bühne stehen.

Triumph in Bayreuth

Waren es zu Beginn vor allem die einschlägigen Mozart-Rollen, mit denen Kmentt reüssieren konnte, eroberte er sich Schritt für Schritt auch andere wichtige Partien, sang Rossini und Donizetti, Smetana und Nicolai, und steuerte schließlich mit Puccini, Offenbach und Gounod Richtung Zwischenfach.

Im Festspielsommer 1968 folgte schließlich sein Debüt am grünen Hügel von Bayreuth. Als Stolzing in den Meistersingern von Nürnberg erlebte Waldemar Kmentt einen wahren Triumph, der seit neuestem auch auf CD dokumentiert scheint.

Charakterfach und Pädagoge
Nach rund drei Jahrzehnten im ersten Fach vollzog Kmentt dann einen Wechsel zum Charakterfach und konnte seine Karriere auf diesem Gebiet fast noch einmal so lang fortsetzen, bot er doch auch in kleinen Partien stets musikalisch präzise Rollenportraits, für die man ihn gerne auch ins Ausland einlud.

Daneben konnte er sich ebenso als äußerst gefragter Pädagoge etablieren, der insbesondere am Konservatorium der Stadt Wien beachtliche Erfolge erzielt hat.

Der Komödiant
Waldemar Kmentts Karriere aber hatte auch noch eine andere, eine eher heitere Facette. Zusammen mit Elfriede Ott und mit dem legendären Erik Werba am Klavier, bestritt er bereits ab dem Ende der 1960erJahre eine ganz besondere Art von Liederabenden.

Unter dem Titel "Das kleine Zweimaleins" sang er Lieder, Arien, Duette und vor allem Parodien aus rund zwei Jahrhunderten und entpuppte sich dabei nicht nur als kongenialer Partner der populären Volksschauspielerin, sondern auch als würdiger Nachfolger seines großen Tenorkollegen Julius Patzak, mit dem die Ott davor in ähnlichen Programmen aufgetreten war.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Donnerstag, 5. Februar 2009, 15:06 Uhr