Grüne Elektronik im Trend

Green IT

Die gesamten weltweiten CO2-Emissionen durch die IT- und Kommunikationsbranche haben mit rund zwei Prozent das Niveau der globalen CO2-Emissionen des Flugverkehrs erreicht. Green IT dient nicht nur der Imagepflege, sondern auch zur Rettung des Planeten.

Der Strom wird nicht billiger, die CO2-Emissionen nicht weniger und viele Ressourcen wachsen einfach nicht mehr nach. Seit einiger Zeit hat das auch die IT-Branche erkannt und setzt auf grüne Elektronik.

Manche Unternehmen propagieren einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit der Umwelt bei der Herstellung, im Betrieb und beim Recycling ihrer Produkte. Greenpeace gibt seit 2006 einen Green Electronics Guide heraus, aus dem Konsumenten ersehen können, welche Computer, Bildschirme, Mobiltelefone oder PDAs auf Schadstoffe wie Blei, Cadmium und bromierte Flammstoffe verzichten, energieeffizient im Betrieb und einfach zu entsorgen sind.

Umdenken erforderlich

Unternehmen werden eingeladen, Daten über ihre grünsten Produkte zur Verfügung zu stellen, doch die Resonanz ist nicht so gut wie erhofft, sagt Claudia Sprinz von Greenpeace. Nokia führte das Ranking im Dezember 2008 ganz klar an. Problematisch sei oft, dass viele Hersteller ein grünes Vorzeigeprodukt haben und es sich auf die Marketingfahnen heften, jedoch die Kriterien noch nicht auf ihre gesamte Produktpalette angewandt haben.

Der schnell wachsende Elektroniksektor war bisher mehr an der Markteinführung neuer Produkte und Generierung von bisher unbekannten Bedürfnissen interessiert als mit grünen Fahnen die noch spärlich besiedelten Territorien der Wirtschaft zu erobern. Neben dem guten Gewissen, mit dem Kauf eines neuen Geräts die Umwelt nur minimal belastet zu haben, schlägt sich die Wahl grüner Produkte auch im Betrieb bei den Konsumenten in der Stromrechnung nieder.

Kleinvieh macht auch Mist

Wer alle Standby-Geräte in seinem Haushalt mit einer Steckerleiste vom Stromnetz und nur bei Bedarf in Betrieb nimmt, könnte sich im Jahr rund 34 Euro an Stromkosten sparen, hat Greenpeace errechnet.

Ein Laptop verbraucht im Durchschnitt 10 bis 45 Watt, während ein Standgerät mit Röhrenmonitor 150 bis 250 Watt verbraucht. Spiele- PCs mit zwei Grafikkarten können auch schon zwei Kilowatt fressen. Ein LCD-Monitor spart rund 50 Watt ein, doch oft wird der Röhrenmonitor von zwei LCD-Monitoren ersetzt und im Endeffekt wird nicht wirklich gespart.

Großvieh noch viel mehr

Im Jahr 2006 verbrauchten Betrieb und Kühlung von Servern in Westeuropa 37 Terrawattstunden. Das entspricht der Stromerzeugung von vier Atomkraftwerken. Der Strombedarf von Servern hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.

Die Stromkosten steigen, und sie in einer Bilanz zu vernachlässigen, kann sich kein Unternehmen mehr leisten. Mit sogenannten Thin-clients verschlanken große Firmen ihre Infrastruktur und sparen Strom und Ressourcen. Nicht jeder Arbeitsplatz hat einen eigenen Rechner mit Festplatte, sondern bekommt alle nötigen Daten und Programme von einem Server geliefert.

Auch bei Rechenzentren wird gespart. Vor allem die Kühlung der Server frisst Unmengen an Strom. Mit dem Plug-and-Play-Prinzip, mit leicht veränderbaren, modularen Strukturen, die sich den schnell wechselnden Anforderungen anpassen können, werden Kühlzonen und so die Energiebilanz optimiert.

Verantwortung übernehmen

Bei dem Hype um Green IT, nachhaltig produzierte Produkte, müssen die Unternehmen vorsichtig sein, betont Georg Meixner, Consultant für Rechenzentren mit Fokus auf Green IT bei IBM.

Mit dem Label "Green IT" könne man den Markt nicht erobern, wie die letzten zwei Jahre gezeigt haben. Es gehe nicht um das "Greenwashing" einer Marke, sondern um tatsächliche Bestrebungen, ein Unternehmen energieeffizienter zu machen und die Erkenntnis, dass die IT-Branche Verantwortung zu übernehmen hat.

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 15. Februar 2009, 22:30 Uhr

Links
Greenpeace Green Electronics Guide

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