Mut zur Kleinkunst
Zwei auf einer Bank
Mit den beiden Schauspielerinnen Andreja Schneider und der Berlinerin Katharina Thalbach treffen zwei humorvolle Multitalente aufeinander. Ihr gemeinsames Programm ist eine witzige Musikrevue, verpackt in eine Liebesgeschichte.
8. April 2017, 21:58
"Wenn Schauspielerinnen älter werden, fangen sie entweder an zu malen oder zu singen", sagte Katharina Thalbach vergangenen Sommer in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" und stellte gleich darauf fest, dass es bei ihr jetzt auch so weit zu sein scheint. Die 55-jährige Deutsche, als Schauspielerin und Regisseurin eine feste Größe der Theater-, Opern- und Filmlandschaft, hat im Juni 2008 - unterstützt von Andreja Schneider, als Schauspielerin eine feste Größe in der Berliner "Bar jeder Vernunft", bei uns vor allem als Fräulein Schneider der Geschwister Pfister bekannt - den Sprung auf die Kleinkunstbühne gewagt, um dort vor allem eines zu tun: zu singen.
Eine klassische Lovestory
"Zwei auf einer Bank" heißt das erste gemeinsames Programm von Katharina Thalbach und Andreja Schneider. Darin liefern die beiden Schauspielerinnen den klassischen Plot "Boy meets Girl" als Beginn einer musikalischen Liebesgeschichte: Die positive, unbeschwerte Loreley (Andreja Schneider) hält eines Abends auf dem Nachhauseweg den schmierigen, depressiven, dem Leben und der Liebe nicht zugewandten Joachim, gespielt von Katharina Thalbach, davon ab, sich umzubringen. Nachdem die adrette Loreley, deren Aussehen ein wenig an Mary Poppins erinnert, den Strick durchgeschnitten hatte, mit dem sich der schnurrbarttragende Joachim gerade aufhängen wollte, lassen sich die beiden auf einer Parkbank nieder.
Die gute alte Musikrevue
"Zwei auf einer Bank" ist "ein bunter Strauß unserer Lieblingsmelodien", sagt Andreja Schneider, ein Programm, das stilistisch auch an die alten Musikrevuen erinnert. Die ausgewählten Lieder stammen ursprünglich von Interpretinnen und Interpreten wie Helmut Qualtinger, Evelyn Künneke, Alexandra und Daliah Lavi.
Begonnen hatte alles, als Katharina Thalbach im Jahr 2005 in der "Pension Schneider" zu Gast war. So hieß das erste Soloprogramm von Andreja Schneider, das damals einige Monate in der Bar jeder Vernunft zu sehen war.
"Bei der Pension Schneider kam man als Gast ja erst nach der Pause dran", erzählt Katharina Thalbach, "und da musste ich eben lange warten und habe immer mehr konsumiert und war dann schon etwas betrunken, als ich auf der Bühne stand und deswegen habe ich dann zu Andreja gesagt, ich würde gerne einmal nüchtern mit Dir hier auf der Bühne stehen. Was wir ja jetzt tun".
Ausschlaggebend für diesen Abend war ein Song von Tom Waits, erinnert sich Andreja Schneider. "Kathi war dann total gerührt und sagte, ich hätte total ihr Wesen erkannt, und kramte ein Foto von sich hervor, auf dem sie in einem Nadelstreifanzug über einer Kloschüssel hing. Und dann sagte sie: So könnte es sein: Du wärst meine Puppe und ich dein Kerl."
Ein Happy End folgt dem nächsten
Loreley und Joachim streiten und versöhnen sich, sie lachen und weinen, sie reimen und essen, sie ritzen ihre Namen in das Holz und kommen sich immer näher. Sie machen all das, was man auf einer Parkbank machen kann, zum Schluss sogar ein Kind. Die Figur des Joachim ist nicht die erste Männerrolle, die Katharina Thalbach spielt. 1996 sprang sie zum Beispiel für Harald Juhnke im Maxim-Gorki-Theater in Berlin als "Hauptmann von Köpenick ein.
Auch Andreja Schneider trägt zurzeit Hosen auf der Bühne, denn bis Mitte März treten die beiden Schauspielerinnen auch gemeinsam mit Anna Thalbach, Swantje Henke, Antje Brameyer und Nadine Schori in der Berliner "Komödie am Kurfürstendamm" in William Shakespeares "Wie es euch gefällt" auf. Und Katharina Thalbach hat diese Komödie, in der es ausschließlich Männerrollen gibt, ausschließlich mit Frauen besetzt.
Am Ende ihrer musikalischen Begegnung schaffen es Loreley und Joachim nicht nur, sich zu küssen und zu lieben, sie gründen sogar eine Familie. Loreley gebiert natürlich auf der Parkbank. Aus "Zwei" werden so noch "Drei auf einer Bank".
Contra, Sonntag, 15. Februar 2009, 22:05 Uhr
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