Neue-Musik-Pioniere feiern Jubiläum

50 Jahre die reihe

Es ist zum guten Teil einem Pionier-Ensemble zu verdanken, dass es in Wien ein Publikum für Neue Musik, Festivals und regelmäßig zeitgenössische Konzerte gibt: 1958 wurde das Ensemble "die reihe" von Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik gegründet.

Bei der "Tribune internationale des compositeurs" - einer jährlichen, weltweiten Leistungsschau von Produktionen zeitgenössischer Musik - heimsen österreichische Komponistinnen und Komponisten regelmäßig Auszeichnungen ein.

Aber dass Österreich in Sachen Gegenwartsmusik zu den federführenden Nationen gehört, war nicht immer so. Ein Blick zurück zeigt ein ganz anderes Bild: Im österreichischen Musikleben der Nachkriegsjahre herrschten Neoklassizismus und Traditionsgebundenes vor. Die "Zweite Wiener Schule" wurde beinahe vollständig ignoriert, als "Wüste" bezeichnet Kurt Schwertsik die damalige Wiener Konzertlandschaft.

Entschluss auf der Heimreise

Doch damit gab sich eine Schar von jungen österreichischen Komponistinnen und Komponisten nicht zufrieden. Mitte der 1950er Jahre machten sie sich auf zum damaligen Mekka der Neuen Musik: Darmstadt. Bei den dort abgehaltenen "Internationalen Ferienkursen" lernten sie endlich Auf- und Anregendes kennen.

Während der Heimreise im September 1958 fassten Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik einen Entschluss: Sie wollten einen Klangkörper gründen, mit dem man wirklich neue Musik zur Aufführung bringen konnte.

Debüt im Schubert-Saal

Gesagt, getan: Ein halbes Jahr später, am 22. März 1959, gab die neue Formation im Schubert-Saal des Wiener Konzerthauses ihr Debüt. Der Name des Ensembles: die reihe. Kein Geringerer als György Ligeti hatte diesen kreiert. "Damit sollte verdeutlicht werden, dass hier keine Eintagsfliege geplant war, sondern eine regelmäßige Konzertreihe", so Gertraud Cerha - ihres Zeichens Musikerin, Organisatorin und Mitgestalterin der Konzertprogramme der reihe.

Präsentiert wurden die wesentlichen Kammermusikwerke der Moderne, die "Zweite Wiener Schule" und selbstverständlich charakteristische Arbeiten der (damaligen) jungen Generation von Musikschaffenden. Das Interesse war so groß, dass sehr bald in den größeren Mozart-Saal gewechselt werden musste.

Pionierarbeit

Das Ensemble leistete wertvolle Pionierarbeit: Es brachte zahlreiche Werke zur Ur- oder österreichischen Erstaufführung. In den 1960er Jahren formierten sich nach und nach weitere heimische Ensembles für zeitgenössische Musik. Sie alle haben dazu beitragen, dass heute die hiesige "Neue Musik Szene" so lebendig ist und den internationalen Vergleich nicht scheuen muss.

Dass die österreichische Musiklandschaft im Neue-Musik-Bereich mit dem gegenwärtigen Artenreichtum überhaupt zu blühen beginnen konnte, verdankt sie aber dem Engagement und Enthusiasmus der Musikerinnen und Musiker der reihe und den Menschen, die dieses Ensemble in seinen Bestrebungen unterstützt haben. Sie haben vor einem halben Jahrhundert den Boden der einstigen "Wüste" durchgeackert und die ersten Pflänzchen gesetzt und liebevoll gepflegt.

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Zeit-Ton, Montag, 23.  März, 23:03 Uhr

Link
Ensemble die reihe