Hilflose Gesellschaft
Jugendliche Amokläufer
Littleton, Erfurt und zuletzt Winnenden. Traurige Berühmtheit erlangten diese Städtchen durch Amokläufe Jugendlicher. "School shootings" wird dieses Phänomen genannt, bei dem Jugendliche in ihrer Schulen so viele Menschen wie möglich töten.
8. April 2017, 21:58
"School shootings" wird das relativ neue Phänomen genannt, bei dem Jugendliche, meist mit einem riesigen Waffenarsenal, in ihre Schulen gehen und so viele Menschen wie möglich töten. Letztet tragischer Fall: der Amoklauf in Winnenden, bei dem ein 17-Jähriger 15 Menschen tötete.
Die Gesellschaft steht derartigen Vorgängen fassungslos gegenüber - und sie reagiert hilflos. Nach dem Amoklauf an der Albertville Realschule im deutschen Winnenden wurde einmal mehr gefordert, Gewaltspiele am Computer zu verbieten, den Zugang zu Waffen einzuschränken und die Medienberichterstattung über solche Taten einzustellen. Ist es wirklich so einfach?
Willkürlich und mörderisch
Amok: plötzliche, unmotivierte, wahllose Gewalttaten mit schrecklichen Folgen. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem malaiischen Wort "amuk" und bedeutet "wütend" oder "rasend". Die Weltgesundheitsorganisation definiert Amok als "willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblichen (fremd-)zerstörerischen Verhaltens."
Amokläufe sind selten, wegen ihrer erheblichen Folgen finden sie allerdings ein großes mediales Echo. Speziell Amokläufe an Schulen schockieren die Öffentlichkeit.
Zuhören und sich Zeit nehmen
Gewaltspiele am PC, ungefilterte Gewalt, die über Fernsehen, Radio und Internet auf Jugendliche einwirkt, bewirken etwas in den Gehirnen und Gefühlen von Kindern und Jugendlichen. Nur wenn Erwachsene zu hören, sich Zeit nehmen, erklären, Fragen beantworten, schlicht da sind, können Heranwachsende mit der ungeheuren Vielfalt an Angeboten, die ihnen heute zur Verfügung stehen, umgehen.
Erste Alarmzeichen erkennen
Auch die beste Schule der Welt kann Amokläufe letztlich nicht zur Gänze verhindern. In einer guten Schule, mit aufmerksamen Lehrerinnen und Lehrern können aber Alarmzeichen früh erkannt und dagegen gesteuert werden.
Solche Alarmzeichen sind: Rückzug, Vermeidung von Außenkontakten, Sprachlosigkeit, aber auch Aggression. Problematische Familienverhältnisse mit vielen Abwertungen und Kränkungen können ebenfalls Alarmzeichen sein.
Kein plötzliches Ereignis
Amokläufe passieren nicht über Nacht. Für Eltern, Lehrer, Schüler, Freunde heißt dies, die Anzeichen möglichst früh zu erkennen. Kinder müssen gestärkt und unterstützt werden, sie müssen jemanden haben, dem sie vertrauen und sie dürfen in ihrer, manchmal gerade in der Pubertät ja auch selbst gewählten Einsamkeit, nicht im Stich gelassen werden.
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- Welche Ursachen lösen die Amokäufe von Jugendlichen aus?
- Wie könnte man die Amokläufe von Jugendlichen verhindern?
- Schule, Elternhaus, Gesellschaft, wo sollten Veränderungen stattfinden?
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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 30. März 2009, 14:20 Uhr