Kriegsschauplatz Laos

Land der Bomben

Das von China, Burma, Thailand, Kambodscha und Vietnam eingefasste südostasiatische Binnenland Laos wird von einer Vielzahl an Völkern bewohnt und hat vor allem im 20. Jahrhundert eine höchst wechselvolle - und traurige - Geschichte.

Bezogen auf die Bevölkerungszahl ist Laos das am meisten bombardierte Land der Welt. Während des Vietnamkriegs warfen die USA massenhaft Bomben auf weite Teile von Kambodscha und Laos, um die Nachschubwege der Vietnamesen, den sogenannten Ho-Chi-Minh-Pfad, zu unterbrechen. Allein auf Laos fielen mehr Bomben als auf Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg.

Xiéng Khuáng, in die alte Hauptstadt der Ebene der Tonkrüge, wurde im Krieg komplett zerstört und hat sich davon nie mehr erholt. Sogar der Tempel wurde zerstört. Die Säulenstümpfe ragen hilflos in die Luft, nur die große Buddhafigur wurde notdürftig mit Mörtel geflickt.

Verwüstete Tempel und archäologische Stätten

Zunächst blieb von der US-Luftwaffe das Gebiet im Umkreis von einen Kilometerm um einen Tempel ausgespart, doch bald wurde auch darauf keine Rücksicht mehr genommen. Und sogar die Jahrtausende alten Artefakte in der Ebene der Tonkrüge wurden nicht verschont.

Die Königsstadt Luang Prabang

Ebenfalls keine Naturkatastrophe, sondern ein Krieg war schuld, dass außer dem 1560 erbauten Xieng Thong alle Tempel in Luang Prabang zerstört wurden.

1883 führte eine Invasion der Chinesen zur Verwüstung. Doch man sieht es den Tempeln von Luang Prabang nicht an, dass sie alle bis auf einen wenig älter als 100 Jahre sind. Je nach Zustand werden die geschwungenen Holzkonstruktionen und filigranen Ornamentmalereien mit den Spenden der Gläubigen ohnehin immer wieder erneuert, aber immer im alten Stil, mit viel Goldlack, der in der Sonne prachtvoll glänzt.

Der Königspalast
Nachdem mehrmals marodierende Chinesenbanden eingefallen waren, suchte das schwache laotische Königtum bei den Franzosen Schutz. Frankreich errichtete 1893 ein Protektorat. Der König durfte in Luang Prabang weiter residieren, 1904 wurde ihm sogar ein neuer Palast gebaut. Er ist heute Museum.

Opiumboom

In der heute noch schwer zugänglichen Bergwelt von Nordlaos blühte lange Zeit der Opiumanbau - nicht nur im berüchtigten "Goldenen Dreieck", dem Grenzgebiet zu Burma und Thailand.

Um den Ersten und Zweiten Weltkrieg zu finanzieren, wurde den Laoten von der französischen Kolonialmacht immer mehr Opium abgepresst und vor allem in China verkauft. Als sich dann die Franzosen 1953 endgültig aus Laos zurückziehen mussten, traten die US-Amerikaner auf den Plan.

Hauptkunden der laotischen Opiumproduktion wurden die amerikanischen Soldaten in Vietnam. Das Anti-Drogen-Gesetz, das die laotische Regierung auf Druck der USA 1971 erließ, machte den Opiumanbau erst so richtig lukrativ, weil die Illegalität die Preise in die Höhe trieb.

Seit 1998 steht auf den Anbau, Besitz und Handel mit größeren Rauschgiftmengen sogar die Todesstrafe und im Dezember 2000 wurde vom Premierminister ein Dekret erlassen, das das völlige Ende der Opiumproduktion bis zum Jahr 2006 vorsah. Das bedeutet aber keineswegs, dass Laos nun so gut wie drogenfrei ist. Das Opium wurde durch künstliche Drogen, durch Amphetamine ersetzt. Die werden aber großteils nicht in Laos selbst hergestellt. Burma und China verdächtigt man als Herkunftsländer.

Lao-lao und Betelnuss
Eine legale Droge ist Lao-lao, ein Schnaps, der aus gekochtem und fermentiertem Reis destilliert wird.

Das südostasiatische Binnenland wird von einer Vielzahl an Völkern bewohnt. Je nach Zählweise werden zwischen 94 und 134 verschiedene Volksgruppen genannt. Insbesondere im bergigen und dünn besiedelten Norden ist das Kauen von Betelnuss weit verbreitet.

Ratten und andere Leckerbissen

Der Geschmack von Rattenfleisch sei ausgezeichnet, er ähnle dem von Hühnern, meinen die Laoten. Anzumerken ist, dass es sich dabei nicht um Kanalratten handelt, sondern um Tiere, die sozusagen in freier Wildbahn leben. Die Leute finden aber auch nichts dabei, Fledermäuse zu verschmausen. Und über ungelegte Eier wird in Laos nicht lang geredet, sie werden kurzerhand verspeist.

Wenn die Hühner geschlachtet werden, tragen sie unfertige Eier im Körper. Man holt sie aus dem Uterus, brät sie auf einem Spieß und würzt sie mit Salz, Chili und Knoblauch. Überall auf den laotischen Märkten sieht man die auf Spießchen gebratenen embryonalen Hühnereier. Und je entlegener das Gebiet ist, desto exotischer und seltsamer werden die angebotenen Esswaren. Da findet man nicht nur Ratten, die bereits knusprig zubereitet sind, man kann sie auch ganz frisch noch im Pelz kaufen.

Von den Wasserbüffeln wird nicht nur das Fleisch verzehrt, sondern auch die dicke Haut. Sie wird mitsamt den Borsten gekocht und in schmale Streifen geschnitten. Das Endprodukt sieht wie zäher, grauer, borstiger Gummi aus. Sogar das Blut wird verarbeitet. Man lässt es stocken und schneidet es dann in große schwabbelige Würfel.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 12. April 2009, 10:06 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
Andrew Burke, Justine Vaisutis, "Laos", Verlag Lonely Planet

Michael Schultze, "Laos", Verlag Reise Know-how

Link
Der Reiseführer - Laos

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