Das neue Südafrika

Es ist komplizierter geworden

"Natürlich gibt es viele Dinge, die falsch laufen in unserer jungen Demokratie", konstatiert der Autor Damon Galgut, "aber es könnte noch viel schlimmer sein. Wir wurschteln uns so durch, wir befinden uns auf einem holprigen Weg zur Demokratie."

Im Internet sind viele Interviews mit Damon Galgut erschienen. Kein Wunder, er gilt als einer der wichtigsten Autoren des jungen Südafrikas, manche sehen ihn schon als zweiten Literaturnobelpreisträger seiner Heimat nach J. M. Coetzee 2003.

Sein vorletzter Roman "Der gute Doktor" hat hohe Wellen geschlagen und beinahe den begehrten Man Booker Prize erhalten. In dieser Geschichte um Dr. Frank Eloff und seinen Assistenten, die irgendwo in der Einöde versuchen, die medizinische Versorgung mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten, hat Damon Galgut mit klaren Worten Stellung bezogen: dass anders als behauptet die Kriminalitätsrate steigt, dass das Schulsystem zum Chaos geworden ist, und dass AIDS ein bestimmender Wirtschaftsfaktor geworden ist. "Die wahre Revolution Südafrikas liegt noch vor uns, sie kann gefährlich werden, wie üblich bei aufgeschobenen Revolutionen."

Junge Demokratie ...

Nach fünf Jahren serviert Damon Galgut einen weiteren schonungslosen Einblick in die junge Demokratie. Zeigt wachsende Korruption, betrügerische Machenschaften, Verlierer, Betrüger und Gewinner. Und macht klar, dass der Neustart in die neue Form des Zusammenlebens eine große Chance für alle ist, und eine ungeheuerliche Belastung.

Das Leben ist nicht mehr so "einfach" wie früher. "Während der Apartheid gab es eine politische Ordnung und die hat man entweder unterstützt oder eben nicht. Und demzufolge war man entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. Offensichtlich ist das heute nicht mehr der Fall. Die Leute, die damals die Revolutionsbewegung angeführt haben, sind heute in der Regierung, die heroischen Figuren des Widerstands müssen heute Kompromisse eingehen - und viele in der Regierung sind in Korruptionsskandale verwickelt."

... mit ihren Nebenerscheinungen

Korruption ist im heutigen Südafrika ein Thema, oder anders gesagt: In Südafrika beginnen die Dinge zu laufen wie sonst auch überall. Bauten in Naturschutzgebieten, gekaufte Politiker, gebeugte Gesetzte, in Golfplätze umgewidmetes Ackerland, Strohmänner, Mafiosi, Anlagebetrüger... und dazwischen die schönen Frauen, die sich ihren Platz an der Seite der Reichen und Einflussreichen tapfer er...kämpft haben.

Sie begegnen uns in Damons jüngstem Roman "Der Betrüger", dessen Hauptfigur Adam Napier sich in die vermeintliche Einsamkeit der Karoo zurückzieht. Und erkennen muss, dass er nicht einmal in der Einsamkeit ein Leben nach seinen moralischen Grundsätzen führen kann. Nicht, weil ihn die anderen daran hindern, sondern, weil er an sich selber scheitert.

Es könnte schlimmer sein

Und doch lässt Galgut Platz für Hoffnung, denn: "Jeder dachte, dass Südafrika in einem Blutbad untergehen würde, als es zum Regierungswechsel kam, und es ist eine Überraschung, ein Wunder, dass das nicht geschehen ist. Seit 14 Jahren als Demokratie versuchen wir, klar zu kommen und natürlich gibt es viele Dinge, die falsch laufen. Auf diese Dinge gehe ich auch in meinem Buch ein. Aber da ist immer auch das Wissen, dass es noch viel schlimmer sein könnte. Wir wurschteln uns so durch, es gibt viele Kompromisse und es ist schwierig, wir befinden uns auf einem holprigen Weg, aber grundsätzlich ist es eine funktionierende Gesellschaft, eine funktionierende Demokratie und es gibt auch viel, auf das wir stolz sein können."

Service

Damon Galgut, "Die Betrüger", Manhattan

Damon Galgut, "Der gute Doktor", btb

Deutschlandfunk - Interview mit Damon Galgut
guardian.co.uk - Move over, Coetzee (englisch)