Kroatische Tamburizza-Rhapsodie
Mehr als 100 Tamburizzen
Das Zupfinstrument Tamburizza gilt als eines der wichtigsten kulturellen Symbole Kroatiens. Am 14. Mai 2009 bringt der Chor des Kroatischen Rundfunks mit einem Orchester von 120 Tamburizzen ein Stück kroatische Tradition ins Wiener Konzerthaus.
8. April 2017, 21:58
Unter der Vielfalt an Volksinstrumenten, die von verschiedenen kroatischen Musikgruppen verwendet werden, genießt eines einen speziellen Status: die Tamburizza, ein Zupfinstrument mit Metallsaiten, einem bauchigen Resonanzkörper und einem langem Hals, verwandt mit der spanischen Gitarre oder der russischen Balalaika.
Musikexperten konnten bislang noch nicht einwandfrei klären, wie die Tamburizza ihren Weg in die kroatischen Volksmusik fand. Angeblich stammt das Saiteninstrument aus Persien und verbreitete sich im Zuge der osmanischen Eroberungen in der Region Südosteuropa. Theorien zufolge gelangte es über das von den Osmanen eroberte Bosnien nach Slawonien. Jedenfalls sind seit dem 19. Jahrhundert Tamburizza-Gruppen im nördlichen Teil Kroatiens, in Slawonien und in der benachbarten - heute zu Serbien gehörenden - Provinz Vojvodina bekannt.
Musik als Identifikationsmittel
Meist traten diese Gruppen in nordkroatischen Volkstrachten auf und spielten autochthone kroatische Musik. Diese musikalische Tradition überlebte sämtliche politischen Veränderungen, die Kroatien im 20. Jahrhundert durchlebte. Tamburizza-Gruppen waren beliebt in der k.-u.-k.-Monarchie, im Königreich Jugoslawien, im kommunistischen Jugoslawien und sind es ebenso in der heutigen souveränen Republik Kroatien. Nicht zu allen Zeiten war es möglich, nationalistische kroatische Symbole offen zur Schau zu tragen und so verkörperten die Tamburizza-Musikanten auch eine Art musikalisches Bekenntnis zum Kroatentum. Unter ihnen finden sich im Übrigen wahre Virtuosen, die in der Lage sind, komplizierte musikalische Werke zu spielen.
Der Klang des Landes
Wer in Kroatien aufgewachsen ist, kam man mit der Tamburizza unausweichlich in Kontakt. Viele kroatische Kinder und Jugendliche spielten das Instrument selbst im Schulorchester, zuhause oder in einer Volksmusikgruppe. Der Klang der Tamburizza hat für Kroaten etwas Nostalgisches an sich, von dem man sich nie befreien möchte, auch in den teilweise sehr fröhlichen und schnellen Musikstücken.
120 Tamburizzen
Besonders bekannt und geschätzt war das Tamburizza-Orchester des Kroatischen Rundfunks. Im Wiener Konzerthaus ist demnächst der Chor des Kroatischen Rundfunks zu Gast und wird gemeinsam mit einer Orchesterformation von 120 Tamburizzen ein Stück kroatischer Tradition zum Besten geben. Neben Volksliedern stehen jedoch auch klassische Konzertwerke von Strauß, Mozart, Liszt, Verdi und Bach auf dem Programm, sowie die schönsten Arien aus kroatischen Opern. Das alles klingt nach einem hochinteressanten und kostbaren Musikabend - auch für Menschen, die nicht diese symbolische Verbundenheit mit der Tamburizza verspüren wie wir Kroaten.
Veranstaltungs-Tipp
Kroatische Tamburizza Rhapsodie, Donnerstag, 14. Mai 2009, 20:15 Uhr, Konzerthaus, Großer Saal
Link
Konzerthaus Wien