Menschen mit Migrationshintergrund

Türken-Ali und Jugo-Josip

Der Kellner in der Schihütte ist ein Bayer, der Zeitungszusteller ein Roma. Die Pflegerin im Altenheim stammt aus Polen und die Jungakademikerin ist die Tochter türkischstämmiger Eltern. Die einen haben die Österreicher lieber als die anderen.

"Müsste man die derzeit in Österreich lebenden 1,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in einem Satz beschreiben, ließe sich nur sagen, dass diese Personengruppe äußerst heterogen zusammengesetzt ist und dass bestimmte Teile davon Anfeindungen seitens der Mehrheitsbevölkerung ausgesetzt sind", sagt der Geograph und Migrationsforscher Heinz Fassmann, Herausgeber des Österreichischen Migrations- und Integrationsberichtes und wissenschaftliche Leiter der vom Sir-Peter-Ustinov-Institut initiierten Tagung zum Thema "Zuwanderer als Feindbild".

Zwei Hauptgruppen

Die Zuwanderer teilen sich in Österreich in zwei Hauptgruppen. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die qualifiziert und sozial anerkannt sind, und sich im Zuge der Internationalisierung der Wirtschaft in Österreich niedergelassen haben und hier oft in leitenden Positionen erwerbstätig sind.

Auf der anderen Seite befinden sich jene Vielen, die oft im Bereich der Bauwirtschaft, des Tourismus, der Metall-, Textil-, Leder- und Bekleidungsindustrie, sowie in Sozialberufen tätig sind. Personen mit jugoslawischen oder türkischen Wurzeln verrichten überproportional häufig Anlern- und Hilfsarbeiten.

Die Zielscheibe sind die Armen

Vor allem über die ärmeren Zuwanderer und Zuwanderinnen heißt es, sie würden Arbeitsplätze wegnehmen, zu großen Teilen kriminell und faul sein und ein unverdient gutes Leben auf Kosten des Sozialstaates führen.

Der Sozialpsychologe Josef Berghold von der Universität Innsbruck erinnert daran, dass in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ärmere Zuwanderer besonders starken Anfeindungen ausgesetzt sind. "Der Grund dafür ist, dass sie der Allgemeinbevölkerung die Auswirkungen der Globalisierung vor Augen führen, sie zeigen, wo die derzeitigen gesellschaftlichen Trends hingehen. Und zwar in Richtung Abbau wirtschaftlicher und sozialer Schutznetze, in Richtung Verunsicherung und in Richtung Existenzangst."

Religionisierung der Diskussion

"Wahlplakate mit Parolen wie "Daham statt Islam", oder - ganz aktuell - "Abendland in Christenhand" zeugen zudem davon, dass seit einigen Jahren eine populistische Religionisierung der Zuwanderungsdebatte betrieben wird", kritisiert die Historikerin Angelika Königseder vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin.

Denn waren es zunächst "die Ausländer", dann "die "Migranten" und "die Zuwanderer", sind es derzeit vor allem "die Muslime", die in Österreich und Deutschland mit krassen Verallgemeinerungen, Vorurteilen, Anfeindungen und Diskriminierung konfrontiert werden, zeigt eine aktuelle Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte.

Mögliche Lösungswege

Als notwendige Voraussetzung für einen Abbau des Feindbildes Zuwanderer nannten die Vortragenden bei dem Symposium: Eine differenziertere mediale Berichterstattung, eine entschiedene Verurteilung und rechtliche Verfolgung von politischer Hetze, Aufklärungsarbeit und Investitionen in die Bildung.

Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 26. Mai 2009, 19:05 Uhr

Links
Sir Peter-Ustinov-Institut
Universität Wien - Heinz Fassmann
TU Berlin -Zentrum für Antisemitismusforschung
Europäische Union - Grundrechtsagentur