Yaak Karsunke wird 75

"Hand und Fuß"

2005 erhielt er in Wien den renommierten "Erich-Fried-Preis", in diesen Tagen feiert der deutsche Lyriker und Dramatiker Yaak Karsunke seinen 75. Geburtstag. Er war stets politisch aktiv und spielte in Filmen von Rainer Werner Fassbinder mit.

"Reden und Ausreden", "da zwischen", "Gespräch mit dem Stein", "auf die gefahr hin", "Hand und Fuß" - so heißen einige Gedichtbände von Yaak Karsunke. In diesen Tagen feiert der Lyriker seinen 75.Geburtstag. Am 27. November 2005 erhielt Yaak Karsunke in Wien den renommierten Erich Fried Preis 2005. Mit Yaak Karsunke wurde ein Schriftsteller ausgezeichnet, der stets auch politisch aktiv war.

In vielen Anthologien mit deutschsprachiger Lyrik nach 1945 und in vielen Schul-Lesebüchern ist Yaak Karsunke mit Gedichten vertreten. Vor allem eines ist da immer wieder zu finden:

Matti wechselt das rad
Während ich den reifen abmontiere
haut sich der chef auf die wiese,
sieht dauernd rüber.
als fahrer verwartest du stunden, warum
wird er nervös wenn er einmal
auf mich warten muß? Wenn die panne
ihn zu viel zeit kostet: er
kann mir ja helfen.

Gelegenheitsarbeit und Schauspielerei

"Yaak Karsunke, geboren 1934 in Berlin. Abitur, drei Semester Jura, zwei Jahre Schauspielschule, sieben Jahre Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter in Berlin." So beginnen die biographischen Angaben zu Yaak Karsunke in seinen Gedichtbänden.

Der ungewöhnliche Name Yaak, der heute auf allen Büchern steht, stammt aus seiner Kindheit. Ursprünglich sollte da eigentlich "Georg" stehen. Daraus wurde schon in den Jugendjahren die Abkürzung "Jörg", und wenn der kleine Jörg sich zu lange draußen herumtrieb, dann wurde mit lauter Stimme nach diesem "Jöööörg" gerufen. Für den Jungen hörte sich das an wie "Yaak" und diesen Namen nahm er später - als Schriftsteller - auch an.

Politisches Engagement

1964 übersiedelte die Familie nach München. Yaak Karsunke besucht politische Veranstaltungen, er beteiligt sich an Diskussionsabenden, er engagiert sich in der APO, der Außerparlamentarischen Opposition. 1965 gründet er mit anderen linken Autoren die Literaturzeitschrift "Kürbiskern", deren Mitherausgeber und Chefredakteur er ist - bis zum Jahr 1968. Der unabhängige kritische Denker Yaak Karsunke schafft es, dass die Zeitschrift auch seine Meinung über den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei im August 1968 abdrucken muss.

Aus Protest gegen die sowjetische Politik ist eine weitere Arbeit für den "Kürbiskern" für ihn nicht mehr denkbar. Im diesem Jahr 1968 war Yaak Karsunke auch als Sprecher der Ostermarsch- Kampagne für Demokratie und Abrüstung aufgetreten, laut Staatsanwaltschaft war er dabei einer der "Rädelsführer" bei den Osterunruhen. Er ist auch heute noch enttäuscht über viele seiner linken Schriftsteller-Kollegen, die nicht den Mut hatten, damals öffentlich Stellung zu beziehen und sich lieber hinter Parteirichtlinien und Parolen versteckten.

Freundschaft mit Fassbinder

Ab dem Jahr 1969 lebte Yaak Karsunke als freier Schriftsteller. Er schrieb Theaterkritiken für Zeitschriften, er arbeitete für den Rundfunk, schrieb eigene Texte, und da vor allem Lyrik. 1967 war sein erster Gedichtband "Kilroy & andere" in Berlin erschienen, im Verlag Klaus Wagenbach, 1969 folgte der Band "reden& ausreden", wieder bei Wagenbach.

Der Autor Yaak Karsunke verdiente sein Geld als Kritiker. Als zweiter Theaterkritiker des "Kulturspiegels" beim Bayrischen Rundfunk war Yaak Karsunke zuständig für die Berichterstattung über freien Gruppen. Er besuchte viele Kellertheater und ungewöhnliche Spielstätten. Bei Aufführungen im "Action" -Kino in München lernte er Rainer Werner Fassbinder kennen. Yaak Karsunke spielte daraufhin in mehreren Fassbinder-Filmen, wie "Berlin Alexanderplatz" als Schauspieler mit, er schrieb Theaterstücke, die von Fassbinder, Johann Kresnik und anderen inszeniert wurden.

Neben der Lyrik und dem Schreiben von Theaterstücken und Hörspielen, hat Yaak Karsunke sich auch überaus erfolgreich als Krimiautor versucht. 1990 erhielt er für seinen Kriminalroman "Toter Mann" den Deutschen Krimipreis. Lange Jahre war Yaak Karsunke auch als "Pädagoge" tätig, er umschreibt das mit dem Satz: "Ich habe anderen das Leben schwer und das Schreiben leicht gemacht".

"Hand und Fuß" heißt sein letzter Gedichtband, erschienen 2004. Die konsequente Arbeit an der Lyrik geht weiter.

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 7. Juni 2009, 14:05 Uhr