Ein Naturdenkmal

Tal der Schmetterlinge

Schmetterlinge haben wegen ihren prächtigen Farben seit jeher die Menschen fasziniert. In der Spitzenbachklamm in der Steiermark wurden bislang 432 Schmetterlingsarten nachgewiesen, mit einer erstaunlichen Vielfalt an Größe, Form und Farbe.

Mit nahezu ohrenbetäubendem Tosen empfängt der noch reichlich Schmelzwasser führende Spitzenbach seine Besucher. Es ist Mitte Mai und dennoch nicht richtig Frühling geworden in der steilen Klamm nahe St. Gallen in der Steiermark.

Bergahorn und Latschen reichen auf der Schattseite bis 600 Meter hinab, während auf der sonnenbegünstigten Südseite Föhren aus dem Dolomitfelsen gen Himmel ragen. Lawinenschuttkegel blockieren auf mehreren Abschnitten die Forststraße, die zu dieser Jahreszeit nur für Wanderer mit gutem Schuhwerk passierbar ist.

Die Spitzenbachklamm - sie genießt als Naturdenkmal seit 1971 den höchsten Schutzstatus in der Steiermark - ist vor allem im Frühsommer ein Eldorado für den Botaniker, Geologen und Schmetterlingsfreunde.

Zierliche Flugschönheiten

Zitronenfalter und Trauermantel überwintern die kalte Jahreszeit in Mauerritzen und sind die ersten flatternden Gäste nach der Schneeschmelze. In den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne fliegt auch der mittlerweile sehr selten gewordene Silberscheckenfalter, dessen Raupe sich ausschließlich von den Blättern des Wegerichs, Wachtelweizens und Ehrenpreises ernährt.

Auch Gelbring- und Mohrenfalter, Jakobskrautbär, Pantherspanner und Nagelfleck sind keine seltenen Gäste in der Spitzenbachklamm, obwohl manche Art seit langer Zeit als ausgestorben gegolten hatte.

Im Tal der Schmetterlinge

Doch auch wenn die Spitzenbachklamm das Tal der Schmetterlinge genannt wird, so ist Geduld und Glück durchaus angebracht, wollte man welche entdecken. An manchen Tagen - vor allem bei kalter Witterung - fliegen nur wenige, während an schwülen Tagen - besonders kurz vor einem Gewitter - ganze Schwärme von Schmetterlingen die Klamm bevölkern können.

Zierliche Flügel im nächtlichen Schein

Die beiden Schmetterlingsforscher Herbert Kerschbaumsteiner und Gerhard Stimpfl sind vor allem in der Dämmerung und des Nachts unterwegs, da nur 13 Prozent aller Schmetterlinge in der Spitzenbachklamm untertags fliegen, der Rest aber nachtaktiv ist.

Mit so genannten Leuchtzelten - violett leuchtende Lampen, über denen feinmaschige Baumwollstoffe großflächig gespannt sind - locken die beiden Forscher die nächtlichen Schwärmer an, um sie danach identifizieren und auch fotografieren zu können.

Herbert Kerschbaumsteiner und Gerhard Stimpfl sind Forscher und keine Sammler. So wird keinem der Schmetterlinge auch nur ein einziger Flügel gekrümmt. Sobald die Leuchtzelte wieder erloschen sind, heben die Falter ab und verschwinden in die Kühle der sternklaren Nacht.

Hör-Tipp
Vom Leben der Natur, Montag, 22. Juni bis Freitag, 26. Juni, 8:55 Uhr

Link
Tiscover - Spitzenbachklamm