Im Naturraum der Superlative
Mit Laptop und Bergschuhen
Der Nationalpark Hohe Tauern bietet 10.000 Tierarten und 1.800 Pflanzenarten Schutz und Lebensraum. Menschen dient er zur Erholung und dem Kennenlernen alpiner Fauna und Flora. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, braucht der Park auch die Forschung.
8. April 2017, 21:58
Der Nationalpark Hohe Tauern wurde 1981 als erster Nationalpark Österreichs gegründet und ist ein Naturraum der Superlative: Mit einer Fläche von 1.836 Quadratkilometern, die sich über die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol erstreckt, ist er der größte Nationalpark im Alpenraum und eines der größten Schutzgebiete in Europa.
In den Hohen Tauern sind die mächtigsten Berggipfel Österreichs, die größten Gletscherflächen der Ostalpen und 26 bedeutende Wasserfälle zu finden.
Die Kernzone des Nationalpark Hohe Tauern, die unter strengem Schutz steht und in der fast keine wirtschaftliche Nutzung erlaubt ist, erstreckt sich über eine Fläche von fast 1.200 Quadratkilometern und reicht von 1.000 Meter Seehöhe bis auf den Gipfel des Großglockners in 3.798 Meter. In der Außenzone mit einer Fläche von mehr als 600 Quadratkilometern gibt es artenreiche Bergwiesen und Almen, die seit Jahrhunderten genutzt werden.
Man kann nur schützen, was man kennt
Der Grundstein für den Nationalpark Hohe Tauern wurde bereits im Jahr 1913 gelegt, als der Naturschutzparkverein elf Quadratkilometer Grund erwarb. 1921 wurde das erste Schutzgebiet festgelegt, 1951 wurden 120.000 Unterschriften für den Schutz der Krimmler Ache gesammelt.
Von 1981 an wurde die Region schrittweise in Kärnten, Salzburg und Tirol zum Nationalpark erklärt. 1997 wurde der Nationalpark Hohe Tauern zum Natura 2000-Gebiet nominiert, einem Schutzgebiet nach Richtlinien der EU.
2006 erhielt er internationale Anerkennung durch die Weltnaturschutzunion IUCN. Diese Auszeichnungen bringen auch eine Verpflichtung mit sich für Sicherungsmaßnahmen, Monitoring und Berichtslegungen. Schon allein deshalb sei Forschung im Nationalpark wichtig, so Hermann Stotter, Direktor für den Tiroler Teil des Nationalpark Hohe Tauern, denn es heißt ja: Man kann nur schützen, was man kennt.
Dieser Spruch trifft ganz klar auch auf den Steinadler, lateinisch "aquila chrysaetos" zu, der im 19. Jahrhundert in den Alpen fast ausgerottet worden war und sich in den vergangenen Jahrzehnten wieder etablieren konnte.
Aquilalp - Hilfe für den Steinadler
Mit dem Projekt "Aquilalp" wurden in den Jahren 2003 bis 2005 in fünf großen alpinen Schutzgebieten in Österreich und Italien erstmals die Bestände und auch die Lebensbedingungen des Steinadlers erfasst. Im Nationalpark Hohe Tauern wurden 42 Brutpaare gezählt, pro Paar werden bis zu elf Horste abwechselnd genützt.
Die Forscher haben auch festgestellt, dass der Wetterschutz der Horste für die Adler sehr wichtig ist und dass sie sich bei der Aufzucht ihrer Jungen sehr flexibel an das Nahrungsangebot ihres Standortes anpassen können.
Grundsätzlich haben sich die Steinadler in den Alpen gut entwickelt, eine Gefahr könnten jedoch Hubschrauber, Wanderer, Kletterer, Schilifte oder dergleichen sein, denn die Tiere sind in der Brutzeit sehr sensibel und können unter Umständen sogar ihren Nachwuchs aufgeben, wenn sie sich bedroht fühlen.
Die Kartierung und Beobachtung der Adlerhorste im Rahmen des Projekts Aquilalp bietet jetzt jedoch die Chance, Störungen in Zukunft zu vermeiden, indem man zum Beispiel die Routen von Hubschrauber-Versorgungsflügen für Hütten oder Übungsflüge des Bundesheeres ändert.
Großer Einsatz für die Forschung
Im Nationalpark Hohe Tauern sind eine Reihe von Fachleuten aus verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen wie Geografie, Ökologie oder Biologie tätig. Die Nationalparkverwaltung führt selbst Forschungsarbeiten durch oder beauftragt und unterstützt sie und hat 2007 ein Forschungskonzept für den Zeitraum bis zum Jahr 2020 erstellt.
Damit soll auch sichergestellt werden, dass die begrenzten finanziellen Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden. Wer im Nationalpark Hohe Tauern forscht, muss jedoch hochgebirgstauglich sein, also körperlich fit, mit den Gefahren des Wildnis vertraut und mit Natur und Technik gleichermaßen auf Du und Du.
Ein SMS vom Steinbock
Modernst ausgestattet ist zum Beispiel das Projekt Steinwildtelemetrie. Von den 1.000 Stück Steinwild im Nationalpark wurden dafür zehn Steinböcke mit Halsbändern mit GPS- und GSM-Sendern ausgestattet, die per SMS mehrmals täglich die Position der Tiere an die Forschungsstation funken.
Die Besenderung der Steinböcke erfolgte unter anderem auf der Kaiser Franz Josefshöhe am Großglockner, wo die Steinböcke Menschen gewöhnt sind und sie bis auf 30 Meter an sich heranlassen, also nahe genug für einen zielsicheren Schuss mit dem Betäubungsgewehr.
Das Projekt läuft seit 2005 und hat bereits einige interessante Erkenntnisse geliefert, wie zum Beispiel, dass Steinböcke erstaunlich eifrige Wanderer sind. Bock "Rupert" zum Beispiel war in einem Jahr auf einer Fläche von 13.400 Hektar unterwegs und hat dabei eine Strecke von 400 Kilometern Luftlinie überwunden.
Steingeißen konnten bisher noch nicht mit Sendern ausgestattet werden, weil sie viel vorsichtiger sind als die Steinböcke. Sie hofft man nun mit einer Falle fangen und mit einem Halsband ausstatten zu können.
Hör-Tipp
Dimensionen, Mittwoch, 8. Juli 2009, 19:05 Uhr
Link
Nationalpark Hohe Tauern