Meng Li, Dirigentin

27. April 2017, 15:40

Bartok: "Rumän. Volkstänze", Liszt: "Waldesrauschen"

"Als ich vier war, bekam ich ein Spielzeug-Klavier aus Holz. Ich habe auf diesem Mini-Klavier dann alle Melodien, die ich hörte, mit dem Zeigefinger spielen können. Mein Talent wurde dann außer von meiner Familie dann auch von anderen erkannt und man riet meinen Eltern, dass ich unbedingt eine musikalische Ausbildung erhalte.

Es war dann eine Professorin in Graz, die über meine Ausbildung Bescheid wusste. Und sie meinte, ich sollte dirigieren lernen. Ich habe gar nicht daran gedacht und darüber gelacht. Später habe ich das Johannes Kern, meinem Professor für Partiturspiel, erzählt und auch er sagte: ja, das solltest du versuchen. Er hat mir ersten Dirigier-Unterricht gegeben und nach drei Monaten Vorbereitung bestand ich die Aufnahmeprüfung", erzählt Meng Li, gebürtige Chinesin aus der Provinz Ji Lin im Nordosten Chinas, Jahrgang 1980, über ihre Anfänge.

Seit 2002 lebt sie in Österreich und hat bereits ihr Magister-Studium in Musiktheorie an der Kunst-Universität Graz (KUG) abgeschlossen. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über "Erfundene Traditionen der zeitgenössischen Musik Österreichs".

2003 begann sie mit dem Studien Orchester-Dirigieren bei Martin Sieghart und Chor-Dirigieren bei Johannes Prinz. Von 2005 bis 2007 war sie bei Professor Prinz als Korrepetitorin tätig.

Seit 2007 studiert sie nun an der Musik-Universität Wien Orchester-Dirigieren bei Mark Stringer und Korrepetition bei Konrad Leitner. Diese beiden Studien wird sie 2010 abschließen.

Ihre erste Ausbildung erhielt sie an einem Musikgymnasium in China, wo sie bereits eine Ausbildung in Komposition erhielt, und das sie mit Matura abschloss. Danach studierte Li Gehörbildung am Zentralkonservatorium in Peking, wo sie auch erste Pädagogik-Erfahrungen sammelte.

Zu weiterem Studium nach Graz

"Ich habe ein Studium gesucht, das ich nach meiner Musiktheorie-Ausbildung weitermachen konnte. Und Graz hat damals dieses Magister-Studium angeboten", erklärt Meng Li ihre Wahl für Österreich.

Die Freude am gemeinsamen Musizieren

"Das gemeinsame Musizieren, mit einem Orchester die Musik zu erarbeiten und genießen zu können – das ist es, was mich am Dirigieren fasziniert", erläutert die Nachwuchs-Dirigentin ihren künstlerischen Zugang.

Von Klassik bis Spätromantik

"Vor allem zur Musik von der Klassik bis zur Spätromantik habe ich eine ganz besondere Beziehung. Und da zählen Mendelssohn und Brahms zu meinen Lieblingskomponisten", stellt Meng Li fest.

Leiterin des Wiener Kaisermühlen-Chors

Und seit heuer ist Meng Li Leiterin des Wiener Kaisermühlen-Chores:

"Ich war Ersatz-Dirigentin und man hat mich schließlich gebeten, diese Stelle zu übernehmen. Ich studiere mit dem Chor jeweils die Messen, die aufgeführt werden ein", berichtet Meng Li.

Vielseitige Praxis

Seit 2005 konnte die Nachwuchs-Musikerin umfangreiche Praxis als Dirigentin, Chorleiterin, Korrepetitorin und Chorsängerin sammeln: so musizierte sie mit dem KUG-Studiochor, dem KUG-Chor, dem Webern Studiochor, der KUG-Sinfonietta, dem Szombathely Sinfonieorchester sowie dem ProArte Orchester.

Weiters wirkte Li unter anderem bei Produktionen von Haydns "Nelson Messe", dem Brahms-Requiem, bei Strawinskys "Les Noces", sowie bei der Tschaikowsky-Oper "Eugen Onegin" mit.

Eine besonders wichtige Erfahrung war für Meng Li die Zusammenarbeit mit Erwin Ortner beim Brahms-Requiem mit dem Webern-Studiochor im Vorjahr: "Ich habe damals den ersten Teil dirigiert und dabei enorm viel gelernt."

Perspektiven als Dirigentin

Zu ihren Perspektiven als Dirigentin erläutert die vielseitige Musikerin:

"Ich kann entweder an Wettbewerben teilnehme und auf diese Weise versuchen, ein Engagement zu bekommen. Oder ich finde eine Stelle als Solo-Korrepetitorin mit Dirigentenverpflichtung im deutschsprachigen Raum. Eine weitere Option ist, wieder nach China zu gehen. Dort habe ich viele Möglichkeiten, ob als Dirigentin oder als Lehrerin. Jedenfalls versuche ich alles, um meinen Berufswunsch zu verwirklichen", berichtet Meng Li.

Zur Spitzenklasse zählen

Derzeit bereitet sich die junge Musikerin vor allem auf ihre Diplomprüfung in Korrepetition vor. Im August wird sie außerdem als Korrepetitorin beim Dirigenten-Meisterkurs von Mark Stringer im Rahmen der diesjährigen "Internationalen Sommerakademie Wien-Prag-Budapest" tätig sein.

Wie lauten die Zukunftswünsche der Nachwuchs-Dirigentin? "Ich möchte, gleichgültig in welchem Bereich ich später tätig sein werde, eine gute Musikerin sein, die zur Spitzenklasse zählt", so Meng Li.