Ein Teil von uns

Mikroorganismen

Wenn von Mikroben die Rede ist, denken die meisten Menschen an Infektionskrankheiten - zu Unrecht: die Mehrzahl jener Kleinstlebewesen, mit denen wir uns tagtäglich auseinandersetzen müssen, sind oft sehr nützlich und unserer Gesundheit förderlich.

Etliche der vielen Billionen Bakterien, die uns dauerhaft besiedeln, übernehmen für uns lebenswichtige Aufgaben: sie schützen uns vor ihren krankmachenden "Verwandten", helfen uns bei der Immunabwehr und produzieren wichtige Vitamine und andere Nährstoffe, die unser Körper allein gar nicht herstellen könnte.

Gemeinsame Vergangenheit und Gegenwart

Mikroorganismen sind buchstäblich "ein Teil von uns", denn unsere Zellen entstanden im Lauf der Evolution durch die Fusion verschiedener Bakterien. Zeugen dieser frühen Symbiose sind heute noch die Mitochondrien, die in allen vollständigen Zellen enthaltenen Organellen, die für Energie und Atmung zuständig sind - sie waren einst eigenständige Bakterien, die in andere Zellen "eingewandert" sind - heute leben sie symbiotisch in allen höheren Lebewesen.

Insgesamt sind von den Zellen, die uns als Ganzes ausmachen, etwa 90 Prozent nicht menschlichen Ursprungs; auf und in uns gibt es zehnmal mehr Bakterien als Körperzellen. Außer Bakterien besiedeln aber auch Pilze, manche Amöben und Milben den Menschen, den man sich als eine Art "Superorganismus" vorstellen kann, in dem eigentlich Kleinstlebewesen das Sagen haben.

Sensibles Gleichgewicht

Unsere Gesundheit wird wesentlich davon bestimmt, dass zwischen unserem Körper und den Mikroorganismen, die mit uns leben, ein ausgewogenes Gleichgewicht besteht. Wird dieses gestört - zum Beispiel durch den massiven Einsatz von Antiseptika und Antibiotika, kann das unser Wohlbefinden maßgeblich beeinträchtigen und uns sogar krank machen.

Eine Bedrohung für unsere Gesundheit können einige unserer dauernden Besiedler aber auch werden, zum Beispiel dann, wenn sie ihre angestammten Plätze im Körper verlassen und an Orte gelangen, wo sie nichts zu suchen haben; und es gibt Mikroben, die Jahre und Jahrzehnte lang als friedliche Symbionten oder zumindest harmlose "Tischgenossen" in und auf uns leben und dann, ganz plötzlich, zu Feinden werden.