Eine Städtereise auf den Spuren des Jazz

Dakar

Reiseziel der aktuellen Klangexpedition ist der äußerste Westen des afrikanischen Kontinents, die Hauptstadt des Senegal, Dakar. Die musikalischen Wegbegleiter sind Sigi Finkel, John Coltrane, Roy Haynes, Duke Ellington, Wolfgang Muthspiel und Youssou N’Dour.

ThieBoudien heißt ein beliebtes senegalesisches Gericht, was in der Sprache der Wolof, die die ethnische Mehrheit im Senegal stellen, so viel wie Fisch und Reis bedeutet. Der Fisch wird dabei mit einer Zwiebel-Kräutermischung gefüllt und nach dem Kochen auf den Reis gegeben; beides wird anschließend mit Soße und Gemüse vermengt.

Der Wiener Saxofonist Sigi Finkel hat sich davon zu einer Komposition anregen lassen, die er 1997 mit seiner Band "African Heart" realisiert hat. Angeregt wurde "ThieBoudien" von den Perkussionisten in Sigi Finkels Band: Cheick, Ousmane und Oumar M’Boup, drei Brüder, die einer in Dakar beheimateten Griot-, also Musikerfamilie, entstammen.

Musikalisches Neuland in den späten 1950ern
Die pulsierende, bunte Geschäftigkeit Dakars soll auch die allererste Beschäftigung mit der Stadt von Seiten eines Jazzmusikers angeregt haben. Teddy Charles komponierte 1957 das Stück "Dakar", das vom Bild eines belebten arabischen oder afrikanischen Marktes inspiriert wurde. Seine bekannteste Aufnahme hat das Stück im selben Jahr durch John Coltrane erlebt. In Dakar gewesen ist Teddy Charles freilich nie. Obwohl schon in diesen Jahren die Jazzmusiker nach Senegal zu reisen begannen.

Flötist Herbie Man war mit seinem Afro-Jazz Sextet 1960 in Dakar. Im April 1966 betrat Duke Ellington dort erstmals afrikanischen Boden, er gastierte mit seinem Orchester beim "First International Festival of Negro Arts". Ellington komponierte dafür die Suite "La Plus Belle Africaine", veröffentlicht auf dem Album "Soul Call".

In den 1970ern reiste ein berühmter New Yorker Schlagzeuger nach Dakar, jammte dort mit ansässigen Musikern. Die so empfangenen Eindrücke verarbeitete Roy Haynes Jahre später in dem bemerkenswerten Solostück " Shades of Senegal" aus dem Album "Praise".

Der mittlerweile 84-jährige Haynes ist ein immer noch hochaktiver Schlagzeugveteran: Vor rund 35 Jahren ist er nach Dakar geflogen und hat dort mit dem großen Doudou N’Diaye Rose musiziert. Dieser Doudou N’Diaye Rose gilt als Meister der Sabar, jener westafrikanischen Trommel, die mit einem meist gebogenen Stab und einer Hand gespielt wird, und deren Klang man angeblich 15 Kilometer weit hören kann.

Roy Haynes und Doudou N’Diaye Rose konnten sich übrigens nicht in einer gemeinsamen Sprache verständigen und haben nur musikalisch kommuniziert. Vermutlich sind die Konzerte genau deshalb zu magischen Ereignissen geworden.

Musikalischer Brennpunkt
Heute ist Dakar neben Bamako in Mali wohl der musikalische Brennpunkt Westafrikas. Von dort kommen nicht nur faszinierende traditionelle Rhythmen, sondern etwa auch politisierender Afro-Rap, etwa von "Positive Black Soul". Und aus Dakar kommt auch der zurzeit wohl bekannteste afrikanische Musiker, der in Europa und den USA immer wieder die Pop-Charts stürmt.

Der ehemals in New York beheimateter Jazzgitarrist Wolfgang Muthspiel hat die Begegnung mit dem Afro-Pop-Superstar Youssou N’Dour in seinem Stück "Youssou" verarbeitet.

Wolfgang Muthspiel war 2005 mit Youssou N’Dour auf Reisen, ausgehend von Dakar über New Orleans und New York bis nach Europa folgte man den musikalischen Einflüssen, die mit den afrikanischen Sklaven in die Neue Welt gebracht wurden und von dort wieder auf die andere Seite des Atlantiks zurückstrahlten.

Geschichte der Sklaverei
Der Schweizer Regisseur Pierre-Yves Borgeaud war damals der Reiseführer. Er hat diesen Trip im 2007 erschienenen Film "Return to Gorée" dokumentiert.

Ihren Ausgang nimmt diese Reise an jenem Ort, der bei Dakar-Besuchern üblicherweise den tiefsten Eindruck hinterlässt: auf der der Stadt vorgelagerten Insel Gorée, von der aus bis 1848 Sklaven nach Nord- und Südamerika verschifft wurden. Im letzten noch erhaltene Sklavenhaus, dem "Maison des esclaves", ist heute ein Museum eingerichtet. Dort sind die Verliese zu sehen, in denen die Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen ausharren mussten, und auch die "Porte sans retour", das Tor ohne Wiederkehr, das die Sklaven auf dem Weg in die Schiffe passieren mussten.

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