Über die Effizienz der freien Märkte

Welche Regeln verhindern Krisen?

Der G20-Gipfel im April hatte strikte Regulierungen angekündigt. Weil aber leichter reden ist als handeln und es erste Anzeichen dafür gibt, dass die Krise etwas abflaut, folgt der rhetorischen Regulierungswut eher Regulierungsfaulheit.

Markus Fichtinger und Stephan Schulmeister

Den laxen Regeln an den Finanzmärkten wird die Schuld an der Weltwirtschaftskrise gegeben. Zu viel "Laissez-Faire" habe in den letzten Jahrzehnten Einzug gehalten. So konnten sich Blasen bilden, die mittlerweile spektakulär geplatzt sind. Oder gar noch platzen werden? Nun muss jedenfalls wieder mehr reguliert werden, damit die Wirtschaft in Zukunft besser funktioniert, sagen die einen. Das Platzen von Blasen korrigiert lediglich das Marktergebnis und ist durchaus gesund, sagen die anderen. Man dürfe den Märkten keine zu strengen Zügel anlegen, sonst können sie ihre Kraft nicht entfalten.

Zu viel oder zu wenig reguliert?

Es gibt bekanntlich zahlreiche Vorschläge, die Finanzmärkte zur regulieren. Die reichen von einer Transaktionssteuer, auch Tobin Tax genannt, über die Teilung von Banken in solche, die Spekulationen durchführen dürfen und in solche, die ausschließlich Haus- und Geschäftsbanken sein sollen, bis hin zur Idee, Banken und Ratingagenturen unter stärkere Aufsicht zu stellen. Markus Fichtinger, Geschäftsführer des Aktienforums, der Interessensvertretung für Aktieneminenten und -inverstoren, ist der Meinung, dass die Finanzmärkte bereits sehr stark reguliert sind.

Stephan Schulmeister, Ökonom am österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, sieht die Finanzmärkte nicht mehr ihrer Rolle als Finanzier der Realwirtschaft entsprechen. Er spricht sich unter anderem für eine Finanztransaktionssteuer aus und fordert auch einen Umbau des Weltwährungssystems.

Leere Versprechungen aus Brüssel?

Auf EU-Ebene wurde bisher beschlossen, dass Banken beim Weiterverkaufen von Krediten fünf Prozent der Kreditsumme als Eigenkapital quasi in Reserve haben müssen. Über Zulassungspflichten und mehr Transparenz bei Hedgefonds, oder die Registrierungspflicht und die Regulierung von Ratingagenturen wurde bisher nur diskutiert.

Regelungen, die für mehr Transparenz und Überschaubarkeit auf den Finanzmärkten sorgen, wurden gefordert und versprochen. Beschlossen aber nicht.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 28. August 2009, 9:45 Uhr

Buch-Tipp
George Cooper, “The Origin of Financial Crises”, Vintage Books (2009)

Links
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Aktienforum
Stephan Schulmeister - " Die neue Weltwirtschaftskrise - Ursache, Folgen, Gegenstrategien"
Rolling Stone - The Great American Bubble Machine
G-20 Gipfel London
EU- Freier Kapitalverkehr
EU - Binnenmarkt Dienstleistungen
Basel II
Financial Stability Institute