Sammy Davis Junior, 1976

APA-IMAGES/DPA PICTURE ALLIANCE/SAMMLUNG RICHTER

Spielräume Spezial

Sammy Davis Jr. - I've gotta be me!

Hommage zum 100. Geburtstag von Sammy Davis Junior

Als Sammy Davis Jr. zwei Jahre alt ist, beschließt sein alleinerziehender Vater, ein Vaudeville-Künstler, ihn mit auf Tournee zu nehmen. Mit drei betritt Sammy erstmals die Bühne, mit vier ist er fixer Bestandteil des väterlichen Will Mastin Trios, mit sechs bereits ein alter Hase im Show Business. Eine Schule hat er nie besucht, allerdings kann er, bevor er noch im schulpflichtigen Alter ist, bereits Verträge aushandeln, singen, steppen, tanzen und das Publikum um seine kleinen Finger wickeln. Zum Beispiel als Stimmenimitator.

Der spindeldürre Mann maß nur 1.55 und war trotzdem auf den Bühnen der Welt einer der größten Allround-Künstler, gesegnet mit markanter kräftiger Stimme, unversiegbarer Musikalität und verschwenderisch großem Talent: Mit Leichtigkeit und Eleganz hob er beim Tanzen die Schwerkraft auf wie Fred Astaire, faszinierte als Sänger wie Sinatra. Ob als Schauspieler im Film oder Entertainer auf der Bühne - er beherrschte alles: vom Drama bis zur Komik, z.B. mit dem legendären Rat Pack - Dean Martin und Frank Sinatra.

Doch seine Geschichte ganz zu erzählen, heißt auch von grausamer Rassendiskriminierung zu berichten, von Erniedrigungen und Brutalität, denen Sammy Davis jr. als Schwarzer in den USA ausgesetzt war. Als er bei einem schweren Autounfall ein Auge verlor, dachte er, das war's jetzt mit der Karriere. Tatsächlich pushte die Tragödie seine Popularität. Später sabotierte er sich selbst durch exzessiven Alkohol- und Drogenmissbrauch. Als lebenslang starker Raucher starb er 1990 mit 64 Jahren an den Folgen seiner Kehlkopfkrebs-Erkrankung. Geboren am 8. Dezember 1925 in Haarlem, New York, endete er nicht verwahrlost wie "Mr. Bojangles" in seinem gleichnamigen Lieblingslied über einen alten obdachlosen Stepptänzer, sondern als Weltstar.

Einmal beim Golfen wurde er nach seinem Handicap gefragt. "Wo wir von Handicap reden -", antwortete Sammy Davis Jr., "Ich bin ein einäugiger Schwarzer, der Jude ist." Denn 1960 war er vom Katholizismus zum Judentum übergetreten. "Ich wurde Jude, weil ich bereit und willens war, die Notlage eines Volkes zu verstehen, das tausende Jahre für eine eigene Heimat gekämpft hatte und sein Leben und Überleben dafür einsetzte, um sie schließlich zu erlangen, diese Heimat." Ob Sammy Davis Jr. seine Heimat gefunden hat? Wie er aber gegen alle Widerstände auf seiner eigenen sperrigen Identität beharrte, ist bespielgebend. Also weniger "Mr. Bojangles" als viel mehr: "I've gotta be me."

Sendereihe

Gestaltung