Smart Clothes & Co.

Wearable Computing

Unter dem Schlagwort "Wearable Computing" geistert seit Jahren das Versprechen durch die IT Welt, Kleidung und Digitaltechnik zu einer Einheit zu verschmelzen. Am Körper tragbare Computersysteme sollen intuitiver bedienbar sein.

Von den Versprechungen bezüglich "Wearable Computing" wurde bisher wenig eingelöst. Der MP3-Player-Button auf der Hose oder die Handy-Tasche am Jackenärmel machen schließlich noch lange keine schlaue Kleidung. Trotzdem bleibt Wearable Computing ein interessantes Forschungsgebiet, von dem sich Wissenschaftler einiges versprechen, besonders im Sport- und Gesundheitsbereich.

Einmal im Jahr versammelt sich daher das Who ist Who der Wearable-Computing-Forschung auf dem International Symposium on Wearable Computers (ISWC), um in die Zukunft der tragbaren Computer zu blicken. Die dreizehnte Ausgabe der Konferenz fand heuer vom 5. bis 7. September in Linz statt.

Minicomputer und Sensoren

Alois Ferscha ist Professor für Pervasive Computing an der Linzer Kepler-Universität und einer der Organisatoren der diesjährigen Wearable-Computing-Konferenz. Sein Ziel ist es, den Allzweckcomputer, den wir auf unserem Schreibtisch sitzen haben, abzuschaffen. An seine Stelle sollen aufgabenspezifische und kaum sichtbare Mini-Computer treten, die über Sensoren Informationen über ihre Umwelt aufnehmen und miteinander kommunizieren. So können in ein T-Shirt eingebaute Sensoren den Herzschlag oder die Atemfrequenz überwachen oder ein Gürtel einem durch Vibrationen das Leben retten.

Anwendungen im Sport- und Gesundheitsbereich

Alois Ferscha arbeitet derzeit mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an einem mit Sensoren ausgestatteten elektronischen Gürtel, der durch Vibrationen kommunizieren kann. "Der Gürtel, könnte Menschen, die unter gefährlichen Bedingungen arbeiten - beispielsweise Feuerwehrmänner oder Chemiearbeiter -, auf nicht sichtbare oder riechbare Gefahren hinweisen", sagt Alois Ferscha.

Klingt ein bisschen nach Science-Fiction und das ist es auch, denn obwohl die Forscher seit mehr als 20 Jahren an tragbarer in die Kleidung integrierter Elektronik arbeiten, gibt es im Alltag bisher noch wenig zu sehen. "Auch wenn die Entwicklungen nicht so schnell gehen, wie vorausgesagt: Wearable Computing ist und bleibt ein spannendes Forschungsgebiet, da die Anwendungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich sind", meint Alois Ferscha. Sie reichen vom erwähnten Gürtel, der Leben retten kann, über Anwendungen im Gesundheits- oder Sportbereich bis hin zur Mode.

Risiko Privatsphäre

Ob der Wearable-Technologie in den nächsten Jahren der Durchbruch gelingt und wir intelligente und kommunizierende Jacken und Hosen tragen werden, liegt noch in den Sternen. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch das Thema Privatsphäre. Wenn Gegenstände oder Kleidungsstücke mehr von mir wissen, als ich selbst weiß, und intime Daten speichern, beispielsweise über meinen Gesundheitszustand, bleibt die Frage, ob ich das überhaupt will, denn die Informationen könnten ja auch in falsche Hände geraten.

"Ich denke, es hat keinen Sinn, diese Technologien zu verbieten", so Alois Ferscha. "Ob uns eine neue Technik nützt oder schadet, hängt immer davon, wie wir damit umgehen."

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

Link
Wikipedia - Wearable Computing

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