Göttliche Gunst

Ernte und Erntedank

Es gibt keine Kulturen ohne Erntedank-Rituale. Selbst in modernen hochtechnisierten Gesellschaften wird der erfolgreiche Abschluss der Ernte gefeiert. Die Ernte war zu allen Zeiten der wichtigste Zeitraum des landwirtschaftlichen Jahres.

St. Martiner Dreigesang: "Gott hat alles recht getan"

Es gibt keine Kulturen ohne Erntedank-Rituale. Selbst in modernen hochtechnisierten Gesellschaften wird der erfolgreiche Abschluss der Ernte gefeiert, zum Beispiel mit dem traditionellen Erntedankfest des österreichischen Bauernbundes am Heldenplatz am 12. und 13. September.

Die Ernte war zu allen Zeiten der wichtigste Zeitraum des landwirtschaftlichen Jahres. In Breiten, in denen pro Jahr nur eine einzige Ernte eingebracht werden konnte, bedeuteten Missernten oft Hungersnot, Armut und Tod.

Die wichtigsten Nahrungsmittel

Ackerbau und Viehzucht betreibt der Mensch seit 10.000 bis 15.000 Jahren, und hier in unseren Breiten erst seit zirka 4.000 bis 6.000 Jahren, das ist menschheitsgeschichtlich eine kurze Zeitspanne.

Und auch wenn wir uns hier in Europa schon längst auf dem Weg von der Industriegesellschaft zur Informations- und Wissensgesellschaft befinden: Es ist die Landwirtschaft, die unsere wichtigsten Nahrungsmittel hervorbringt. Die wichtigsten pflanzlichen Nahrungsmittel sind Weizen, Reis, Mais und die Kartoffel.

Gespaltener Sektor

Lieder zum Thema Ernte und Erntedank thematisieren zumeist die göttliche Gunst und die Dankbarkeit dafür. Aber immer wieder werden auch die Produktionsbedingungen beschrieben.

Die Strukturen der Landwirtschaft und des Landbesitzes in vielen Teilen der Welt waren bis ins 20. Jahrhundert hinein stark geprägt von kolonialen Einflüssen. Und bis heute ist der Sektor gespalten zwischen den riesigen Landgütern der Großgrundbesitzer und einer großen Zahl von Subsistenzwirtschaft betreibenden Kleinbauern sowie landlosen Landarbeitern.

Hunger trotz reicher Bestände

Die Nahrungsmittelbestände auf der Erde reichen bei weitem aus, um alle Menschen ausreichend zu ernähren. Aber in der Realität hat sich das starke Ungleichgewicht verstärkt. 850 Millionen Menschen, so schätzt die FAO, sind unterernährt. Die Hauptprobleme bei der Nahrungsmittelversorgung gibt es in Südasien und in Afrika südlich der Sahara.

Der Nobelpreisträger Amartya Sen weist in seinem Buch "Ökonomie für den Menschen" deutlich darauf hin, dass oft Menschen - trotz ausreichend vorhandener Nahrung - zu hungern gezwungen sind, weil sie ihr Einkommen, ihre Arbeit verloren haben.

Wie den Hunger bekämpfen?

"Das zentrale Kriterium (bei der Bekämpfung des Hungers, Anm.)", so Sen, "sollte die ökonomische Stärke und die substanzielle Freiheit von einzelnen und Familien sein, genug Nahrung zu kaufen und nicht die im Land verfügbare Nahrungsmenge".

Essen sorgt für Zusammenhalt
Nahrungsmittel nähren uns nicht nur körperlich, sondern auch seelisch - vor allem, wenn man sie - in angenehmer Atmosphäre - gemeinsam verzehrt. Gemeinsame Mahlzeiten ermöglichen, stützten, "nähren" den Zusammenhalt von Familien oder Gruppen.

Die Tischgemeinschaft ist natürlich auch eine Form der sozialen Distinktion, aber vor allem ist sie, wie es der Soziologe Georg Simmel formulierte, der Versuch, "den bloßen Naturalismus des Essens" zu überwinden.

Hör-Tipp
Spielräume, Sonntag, 13. September 2009, 17:30 Uhr

CD-Tipp
"Harvest Songs", Ellipsis Art