Der Beginn der Elekroakustik in Österreich

Der Komponist Dieter Kaufmann

Dieter Kaufmann erinnert sich an eine Zeit, als die Komposition elektronischer Musik vor allem mit Schere und Klebestreifen an Tonbändern erfolgte. Die Möglichkeiten, in neue musikalische Dimensionen vorzudringen, lernte er in Paris kennen.

Vor einem halben Jahrhundert wurde an der Wiener Musikakademie auf Anregung des Komponisten Karl Schiske ein Studio für "elektronische Musik" eingerichtet, das erste seiner Art an einer europäischen Musikhochschule.

1963 wurde der Lehrgang für "Elektroakustische Musik" gegründet, der zunächst von Friedrich Cerha geleitet wurde. Mit der Berufung von Dieter Kaufmann wurde im Jahre 1970 das "Institut für Komposition und Elektroakustik" geschaffen. Von 1991 bis 2006 war er der Leiter des Instituts, das von Insidern "ELAK" genannt wurde.

Französische gegen Deutsche Schule

Dieter Kaufmann, 1941 geboren, studierte zunächst in Wien bei Karl Schiske, der mit Begeisterung seinen Schülern alle Neuerungen der aktuellen Musik mitteilte. In seiner Klasse erfuhr Kaufmann erstmals von der "elektronischen Musik" - vom Hörensagen. Denn in den 60er-Jahren gab es noch nicht die Möglichkeiten unserer Zeit, sich akustisch über das Internet auszutauschen.

Zu teuer und umständlich wäre es gewesen, Tonbänder zu kopieren und postalisch zu versenden. Doch Dieter Kaufmann ging nach Paris, nicht um die "elektronische Musik" kennenzulernen, sondern um bei Olivier Messiaen und René Leibowitz zu studieren, nämlich Musik für herkömmliche Instrumente zu komponieren.

Neue musikalische Dimensionen

Doch da kam er in Kontakt mit den Pionieren der "musique concréte", Pierre Schaeffer und Francois Bayle, die vom französischen Rundfunk die Möglichkeit hatte, ihre Ideen zu einer elektroakustischen Musik im Rahmen der "Group de Recherches Musicales" zu erproben. Kaufmann, begeistert von den Möglichkeiten, in neue musikalische Dimensionen vorzudringen, war 1969 ein Gründungsmitglied der GIMEP, Group International de Musique Electroacoustique de Paris.

1970 nach Wien zurückgekehrt, engagierte er sich im "Institut für elektroakustische und experimentelle Musik" an der Wiener Musikakademie, das von Karl Schiske gegründet wurde.

Verbindung der Schulen
Die Ausstattung des Studios für "elektroakustische und experimentelle Musik" sowie die ästhetische-stilistische Ausrichtung folgte dem Kölner Studio des WDR, das ganz nach den Intentionen von Karlheinz Stockhausen eingerichtet wurde. Dieter Kaufmann hat mit seinen Erfahrungen aus Paris zunächst Widerstand geerntet, hat aber in jahrelanger Arbeit eine Verbindung der Intentionen der Pariser und der Kölner Schule erreicht.

Eine Symphonie als Tagebuch
2007 komponierte Dieter Kaufmann als sein opus 109 eine rund einstündige "Sympohonie Acousmatique" mit dem Untertitel "Brücken und Brüche 1969 bis 2007". In dieser schildert er nicht nur seine eine ästhetische Entwicklung, sondern auch die Veränderungen der Elektroakustik der vergangenen 40 Jahre.

Eine gewaltige Entwicklung hat es gegeben von der Arbeit an Tonbändern mit Tempomanipultationen und Schnitten, mit dem Vocoder und dem Moog-Synthesizer bis zu den neuen und leicht zu handhabenden Computerprogrammen.

Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, in welchem die Elektroakustik in Österreich immer wieder neue ästhetische Positionen eingenommen hat. Das Institut für Elektroakustische und experimentelle Musik an der Hochschule für Musik in Wien hat seit 50 Jahren richtungweisend den Weg bestimmt.

Service

Universität für Musik und darstellende Kunst Wien - Institut für Komposition und Elektroakustik

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