Pro und Contra der Weinmarkt-Reformen

Qualitätswein im Tetrapak?

Konsumenten dürften nicht wenig staunen, wenn sie ihren Lieblings-Qualitätswein bald auch im Tetrapak oder in Bag-in-Boxes kaufen können. Diese EU-Regelung gilt jetzt auch in Österreich. Die Weinbauern sehen dem mit gemischten Gefühlen entgegen.

Der Herbst ist Weinlese-Zeit. In den Weinbaugebieten, ob im Kamptal, in der Südsteiermark, oder im Burgenland, wird die heurige Ernte gerade zu einem neuen Jahrgang verarbeitet. Der Herbst bringt aber nicht nur einen neuen Wein-Jahrgang, sondern auch neue Regeln für den Wein. Diese Regeln sind innerhalb der österreichischen Winzer umstritten. Die einen fürchten, dass die Kunden nicht mehr zwischen Qualitätswein und billigem Wein unterscheiden können. Die anderen sehen eine Chance, mehr Wein exportieren zu können.

Exportschlager oder Imageschaden?

Konsumenten dürften in Zukunft nicht wenig staunen, wenn sie ihren Lieblings-Qualitätswein bald auch im Tetrapak oder in Bag-in-Boxes kaufen können. Diese Regelung der EU findet Eingang ins österreichische Weingesetz, das Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) im Juli in Begutachtung geschickt hat. Künftig wird Qualitätswein nicht mehr ausschließlich in Glasflaschen vermarktet werden. Winzer dürfen Qualitätswein in Tetrapackungen oder in so genannten Bag-in-Boxes abfüllen.

Dabei handelt es sich um Kunststoff-Beutel, die von einem Karton umgeben sind. Sobald man Wein aus dieser Packung einschenkt, zieht sich die Verpackung zusammen, sodass keine Luft zum Wein gelangt. Damit bleibt die Qualität des Weines über längere Zeit erhalten. In Skandinavien ist diese Art, Wein zu verpacken, weit verbreitet. Winzer sehen deshalb eine Chance, ihre Produkte in diese Länder zu verkaufen, wenn sie die dort üblichen Verpackungen anbieten.

Einige Weinbauern fürchten um das Image des österreichischen Weins, wenn er in solchen Verpackungen verkauft wird. Andere sehen dieses Problem nicht. Solche Verpackungen müssten nur in Ländern angeboten werden, in denen sie üblich sind.

Das Ende des Tafelweins

Bisher durfte Tafelwein, also Wein von niedrigerer Qualität, nicht mit Jahrgang und Rebsorte am Etikett verkauft werden. Das ändert sich mit der EU-Weinmarkt-Reform. Sie sieht eine neue Qualitätsstufe vor. Man wird am Etikett nicht sehen, aus welcher Region der Wein kommt, wohl aber, um welche Rebsorte und um welchen Jahrgang es sich handelt.

Weinbauern fürchten, dass die Kunden damit nicht mehr zwischen Qualitätsweinen und billigen Produkten unterscheiden können, wenn etwa Diskont-Supermärkte Grünen Veltliner eines bestimmten Jahrgangs verkaufen, der nach dem Etikett nicht von Qualitätswein zu unterscheiden ist. Konkret heißt das, dass Wein, der bisher nur als Tafelwein vermarktet werden durfte, den heimischen Top-Veltlinern zum Verwechseln ähnlich schauen könnte. Der bisherige Begriff "Tafelwein" soll überhaupt wegfallen und auch in Österreich durch den Begriff "Wein" ersetzt werden.

Jahrgang 2009 - hohe Qualität, geringe Menge

Für heuer sind die heimischen Weinbauern optimistisch. Das überwiegend sonnige, warme Wetter im September hat den Trauben gut getan. Die Winzer sehen Chancen auf einen Jahrgang von hoher Qualität. Allerdings ist die Menge bescheiden. Das liegt daran, dass nach einer besonders großen Menge - wie es im Vorjahr der Fall war - die Erträge im darauffolgenden Jahr geringer sind. Die ersten Jungweine aus dem Burgenland werden dieser Tage vorgestellt. Sie bieten einen Vorgeschmack auf den Jahrgang 2009.