Oskar Werners Schauspielkarriere

Chronologischer Überblick

Vor einem Vierteljahrhundert, am 23. Oktober 1984 ist der Wiener Schauspieler Oskar Werner gestorben. Ein Anlass, sich an eine gespaltene Künstlerpersönlichkeit zu erinnern, die sich ähnlich rar gemacht hat wie später der Dirigent Carlos Kleiber.

Seine ersten Schritte auf der Bühne machte Oskar Josef Bschließmayr, der sich aus sehr verständlichen Gründen den Namen Oskar Werner zulegte,
bereits Ende der dreißiger Jahre. Das war noch eine Wiener Vorstadtbühne, "Der Beißkorb".

Doch bereits mit 19 Jahren trat er am Burgtheater auf, wo er von 1941 bis 1949 regelmäßig spielte - anfangs allerdings winzige Rollen, die nur allzu langsam an Umfang und Bedeutung zunahmen.

Ernstlich bemerkt wurde er von der Kritik erst in der noch immer kleinen, aber durch einige Sätze charakteristischen Rolle des Schufterle in Schillers "Räubern" in der Regie von Walter Felsenstein 1947. Dann begannen die Rollen größer zu werden. Immer noch zu langsam. Nach einem kurzen Zwischenspiel in der Josefstadt, konnte er in Zuckmayers "Gesang im Feuerofen" (Burgtheater im Ronacher, 1951) einen durchschlagenden Wiener Erfolg buchen. Daraufhin machte er Schluss mit Wiener Theatern - vorläufig zunächst. Damals - 1951 - hatte er bereits mehr als ein halbes Dutzend Filme gedreht.

Lebensrolle Hamlet

Dann kam Zürich: 1952, im Schauspielhaus, der St. Just in Büchners "Dantons Tod". Wieder eine Pause. Und nun der erste durchschlagende Theatererfolg, der ihn in die Riege der ersten deutschsprachigen Schauspieler katapultierte: Lothar Müthel verpflichtete ihn als Hamlet nach Frankfurt.

Aus dem "Hamlet"-Premierenjahr 1953 und vom Hessischen Rundfunk, Frankfurt stammen die erst 1997 veröffentlichten Aufnahmen des Monologs und der Szene mit Ophelia. Auch die Gedichte und Balladen von Goethe und Schiller, die bald ständiges Programm der "Oskar Werner-Vortragsabende" wurden, sind in diesem zeitlichen und örtlichen Zusammenhang erstmals aufgezeichnet worden.

Eine zweite Frankfurter Produktion folgte noch, Kleists "Prinz von Homburg", dann gab es wieder eine Bühnenpause bis zum nächsten Burgtheaterengagement - diesmal im wiederaufgebauten, großen Haus: eine der Eröffnungsproduktionen im Oktober 1955, die zweite Premiere nach Grillparzers "König Ottokar" (16. Oktober), die Titelrolle in Schillers "Don Carlos" (22. Oktober) in der Regie von Josef Gielen.

Der von Oskar Werner abgöttisch verehrte Werner Krauss spielte seinen Bühnenvater, König Philipp, Frau Krauss saß in der ersten Reihe und hatte unerlaubterweise eines dieser modernen kleinen Tonbandgeräte am Schoß. Kein Wunder, dass sich sämtliche Szenen des König Philipp aus dieser "Don Carlos"-Premiere vom 22. Oktober 1955 akustisch erhalten haben. Nur zwei davon, die mit Oskar Werner als Partner, wurden auf einer CD veröffentlicht.

Auf Tournee

Dann wieder eine Burgtheaterpause - nach einer einzigen Produktion, doch sein Josefstädter "Hamlet"-Erfolg (1956) entschädigte seine zahlreiche Wiener Fan-Gemeinde für kurze Zeit.

Weil Werner in keinem Theater mit keinem Direktor und fast keinem Regisseur längere Zeit in Frieden leben kann, folgen nun eigene Tourneetheaterunternehmungen, und eigene Inszenierungen. Zum Teil mit Werner Krauss in Cocteaus "Bacchus", zum Teil mit "Hamlet" und "Prinz von Homburg", später, Anfang der sechziger Jahre, mit "Tasso": Premierenauftakt der Tournee im "Theater an der Wien".

Dazwischen gelang Burgtheaterdirektor Haeusserman ein Fünfjahresvertrag, der immerhin eineinhalb Jahre hielt (1960/61). Ergebnis: Eine bejubelter Prinz Heinz ("Heinrich IV.") und ein ebenso erfolgreicher "Heinrich V.", der "Tasso" im Akademietheater, Anouilhs "Becket" wieder an der Burg und eine Bregenzer Festspielproduktion von Felix Brauns "Orpheus".

Vom Hamlet zu Colombo
1970, nach einer internationalen Filmkarriere in Frankreich, England und USA, holte ihn Herbert von Karajan nach Salzburg: für einen Festspiel-"Hamlet" in eigener Regie. Die Reaktionen waren geteilt!

Danach: Vortragsabende, amerikanische Film-und Fernsehtätigkeit ("Colombo") und unerfüllte Theaterpläne. Doch der Alkohol gewann langsam die Oberhand.

Mehr dazu in oe1.ORF.at
Oskar Werner

Hör-Tipps
Musikgalerie, Montag, 12. Oktober 2009, 10:05 Uhr

Hörbilder, "Die Stimme des Oskar W.", Samstag, 17. Oktober 2009, 9:05 Uhr

Patina - Kostbares aus dem Archiv, Sonntag, 25. Oktober 2009, 9:05 Uhr