Songs für den Krieg
Musik als Waffe
Mit Musik wird zumeist das Schöne und Hehre assoziiert. Sie hat aber auch eine dunkle Seite. Sie kann Menschenmassen manipulieren, als Folterinstrument dienen und Krieger in Stimmung bringen. Auch im Irak-Krieg wurde Musik eingesetzt.
8. April 2017, 21:58
Ursprünglich diente die Musik im Kampf zur Übermittlung taktischer Befehle; aber auch zur Unterhaltung und zur Motivation der eigenen Truppen. George Washington war so überzeugt von der Wirkung der Musik auf die Kämpfer, dass er befahl, die Trommler und Pfeifer müssten besser spielen - oder ihre Löhne würden gekürzt.
Die Militärmusik repräsentiert den Staat. Sie steht für Kraft und Durchsetzungsvermögen. Sie kann Machtansprüche akustisch abstecken - sie kann aber auch zur Versöhnung beitragen, wie der Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner anhand eines Beispiels erklärt. Bei der Schlussparade der Alliierten am Wiener Schwarzenbergplatz anlässlich des Wirksamwerdens des Staatsvertrages im Juli 1955 spielen die Militärmusiker der Alliierten die Märsche ihrer Heimat. Die Amerikaner aber beendet ihr Konzert mit dem Radetzkymarsch. Und gewinnen so die Herzen der Wiener.
Der Kampf in der Musik
Krieg ohne Musik ist kaum vorstellbar, Musik ohne Krieg sehr wohl. In der ernsten Musik hinterließ der Krieg dann auch nur wenig Spuren.
Einer der frühesten musikalischen Versuche, den Kampf in Musik zu übersetzen ist die Battaglia. Das 1528 entstandene Stück "La Guerre" von Clement Janequin gilt als Geburt dieser Musikgattung. "Da werden nicht ganze Schlachten geschildert", erklärt der Kulturtheoretiker Manfred Wagner, "sondern Zweikämpfe, individuelle Kriegshandlungen". Die Liste der Battaglia-Musiken ist nicht sehr lang; Mozart zum Beispiel schrieb gerade einmal zwei sehr kurze Battaglia-Lieder.
Musik gegen den Krieg
In der Pop-Musik heißt "Musik und Krieg" fast immer "Musik gegen den Krieg". Woodstock, Bob Dylan, die Hippies. "Peace and Love", das war das Motto dieser Zeit; für Krieg und Kampf nur wenig Platz. Das sollte sich erst mit den Postpunk-Bands ändern, die als Abgrenzung zu den Hippies mit dem Krieg kokettierten. DAF schrieben als Antwort auf Nicoles "Ein bisschen Frieden" ihren Song "Ein bisschen Krieg" und die slowenische Band Laibach posierte in martialischen Posen und spielte eine seltsame Mischung aus Marschmusik und Industrial.
Der aktuelle Irakkrieg nun ist jener Krieg, in dem die Soldaten permanent von Musik umgeben sind. Der iPod ist immer dabei. Und in den MP3-Playern der Soldaten läuft am öftesten Metal von Bands wie Slayer und Metallica oder Gangsta-Rap-Songs. Der Komponist und Musiktheoretiker Jonathan Pieslak hat für sein Buch "Sound Targets" amerikanische Soldaten über ihre Hörgewohnheiten befragt. "Specialist Colby Buzzell sagte mir: Es ist hart, jeden Tag Soldat zu spielen. Manchmal ist man ganz einfach nicht in der Stimmung zu kämpfen. Da braucht man etwas, um sich selbst mental so weit zu bringen, nach draußen zu gehen und seine Pflicht zu tun. Und dafür ist Musik das beste Mittel", erzählt Jonahan Pieslak.
Soldaten-Lieder aus dem Irak
Die Soldaten im Irak schreiben auch eigene Lieder. Die von den Kämpfern komponierte Musik reicht von patriotischen Songs auf der akustischen Gitarre bis hin zu Rap-Nummern. Manche besingen ihren Einsatz als heroische Pflicht für das Vaterland, andere beklagen den Verlust ihrer Kameraden.
Hör-Tipp
Radiokolleg - Musik als Waffe, Mittwoch, 21. Oktober und Donnerstag, 22. Oktober 2009, 9:45 Uhr