Gräber im Internet

Virtuelle Friedhöfe

Sie heißen "restinpeace", "Straße der Besten" oder "eMorial" und bieten "Gedenkstätten für die Ewigkeit" im Internet. Die Friedhöfe im Netz bieten diverse Features und Interaktivität. Der neue Taschenfriedhof für das iPhone heißt "Pocket Cemetery".

"Pocket Cemetery ist eigentlich wie ein kleines Stück Himmel in der Hand. Hier können Sie Denkmäler setzen für verstorbene Freunde, Haustiere, Familienmitglieder oder auch Prominente- für alle, die Sie so in Erinnerung behalten wollen," sagt Wayne Perry über seinen "Taschenfriedhof" für das iPhone.

Obwohl diese neue Handyanwendung in manchen Kommentaren als morbider Scherz oder gruselige Verrücktheit abgetan wird, meint Wayne Perry es durchaus ernst: Die Idee sei ihm gekommen, weil seine Großeltern und andere nahestehende Verstorbene auf vielen Friedhöfen im Land verstreut waren und er sie viel seltener besuchen konnte, als ihm lieb war. Deshalb habe er beschlossen, sie alle (inklusive Haustiere und Prominente) auf seinem Taschenfriedhof zusammenzubringen, wo er sie jederzeit virtuell besuchen und ihnen mit Blumen und Gebeten seine Referenz erweisen kann.

Texte, Fotos, Videos und Kondolenzschreiben

Die neue iPhone-app folgt dem allgemeinen Trend zur Mobilisierung von beliebten Netzanwendungen. Denn: Virtuelle Friedhöfe und "online memorials" gibt es nicht erst seit "pocket cemetery". Im World Wide Web finden sich unzählige Seiten dieser Art, mit recht verschiedenen Graden an Seriosität und Usability. Von emorial.de, über strassederbesten.de und den österreichischen Pionier trauerhilfe.at bis hin zu den US-Vorbildern liferecorded.com und eternal-life.com ist das Angebot kaum überschaubar.

Als Nutzer kann man dort in der Regel eine Gedenkstätte errichten, meist in Form eines Grabmals oder auch einer Todesanzeige. Zusätzlich können Texte, Fotos und Videos hochgeladen werden, die an die verstorbene Person erinnern. Besucher der Gedenkseiten können Kondolenztexte eingeben sowie Blumen spenden und Kerzen entzünden. Auf vielen dieser Portale finden sich auch Gedenkstätten von Prominenten.

Es gibt auch österreichische Internetfriedhöfe

In Österreich gibt es seit Juni eine neue Seite dieser Art: aspetos.at versteht sich als "Soziales Netwerk für Trauernde" mit einem breiten Angebot: Das Hochladen von Parten mit dazugehörigen Kondolenzbüchern wird meist direkt von den Bestattungsunternehmen erledigt, mit denen die Plattform intensiv zusammenarbeitet. Außerdem gibt es umfangreiche Informationen über alles, was mit Tod, Bestattung und Trauer zu tun hat.

Zum "sozialen Netzwerk" wird es durch ein sehr aktives Trauerforum, in dem psychologische Beratung und Selbsthilfe praktiziert wird. Gegen eine einmalige Gebühr kann man auch ein privates Profil erstellen: Hier sollen ganze Biographien und Einzelmomente eines Lebens für kommende Generationen gesichert werden und zwar nicht nur von Hinterbliebenen, sondern durchaus auch von Menschen, die Ihr eigenes Leben für andere bewahren wollen.

Als nächste Entwicklung erwarten wir eine Verbindung solcher Profile und Gedenkstätten mit den realen Grabstätten. In Japan wird das bereits praktiziert: Mittels QR-Code auf dem Grabstein und Mobiltelefon wird eine direkte Verbindung zur Online-Gedenkstätte mit multimedialem Inhalt herstellt.

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