"Die Maschine Mensch"
Der Mensch als Wunschmaschine
Julien Offray de La Mettrie, der radikale Repräsentant des französischen Materialismus bestritt die Existenz der unsterblichen Seele. Den Menschen bezeichnet er als sich selbst organisierende Maschine, die Glück und freie Sexualität erzeugt.
8. April 2017, 21:58
Der 1709 in St. Malo geborene La Mettrie wurde durch die Publikation seines Werkes "Die Maschine Mensch“ bekannt. In diesem Buch verwendete La Mettrie die Maschinenmetapher, um die organische Einheit des Menschen zu demonstrieren.
Dabei bezog er sich auf eine Vorrangstellung der körperlichen Prozesse, die auch die Disposition geistiger Vorgänge beeinflussen; er ging sogar so weit, den Menschen als organische, sich selbst steuernde Einheit zu betrachteten. Die Maschinenmetapher fungierte als Modell, das die grundsätzliche Materialität des Menschen aufzeigen sollte.
Folgen eines Tabubruchs
In seinem Hauptwerk wandte sich La Mettrie gegen die Autonomie des menschlichen Denkens, wie sie etwa Descartes behauptet hatte. Der Geist- so La Mettrie - sei von materiellen Faktoren wie Körpersäften, Nerven oder dem Gehirn abhängig.
Deshalb unterscheide sich der Mensch nur durch die verfeinerte Gehirnstruktur vom Tier. Diese Argumentation wurde als massive Attacke gegen Staat und Kirche empfunden; der Philosoph wurde verfolgt. Er nahm schließlich die Einladung des preußischen Königs Friedrich des Großen an, Mitglied der dieser internationalen Gelehrtenrunde Tafelrunde im Schloss Sanssouci in Potsdam zu werden, der auch Voltaire angehörte.
Das Glück als höchstes Gut
Während dieser Zeit setzte sich La Mettrie mit dem Glücksanspruch des Menschen auseinander. Er plädierte für ein "Recht auf Glück", das jedem Menschen zustehe. Äußere Bedingungen wie Reichtum oder Besitz seien keineswegs Glücksgarantien, so der materialistische Freigeist - viel wichtiger sei das innere Glück, die Erfüllung von Wünschen, die vorerst nur in der Phantasie oder in Träumen existierten.
Um glücklich zu sein, sei es unbedingt notwendig, den vor allem von der Philosophie betriebenen Krieg gegen Sinnlichkeit und Lust zu beenden. "Seien wir nicht länger im Krieg mit uns selbst und genießen wir die Sinnlichkeit!" - so lautet seine Forderung, die ebenfalls eine Provokation des Zeitgeists darstellte.
Hör-Tipp
Dimensionen, Donnerstag, 19. November 2009, 19:05 Uhr
Buch-Tipps
Julien Offray de La Mettrie, "Der Maschine", übersetzt von Claudia Becker, Felix Meiner Verlag
Julien Offray de La Mettrie, "Über das Glück oder das höchste Gut", übersetzt von Bernd A. Laska, LSR-Verlag
Julien Offray de La Mettrie, "Die Kunst, Wollust zu empfinden", übersetzt von Bernd A. Laska, LSR- Verlag