Klarheit und Einfachheit im Zentrum des Gestaltens
Phil Samhaber, Grafik Design
Er ist familiär vorbelastet: Phil Samhaber, gebürtiger Hamburger, Jahrgang 1984, der an der Wiener Angewandten Grafik Design studiert. Zu einer seiner wichtigsten Arbeiten zählt das neue Corporate Design für seine Grafik-Klasse, das er mitgestaltet hat.
27. April 2017, 15:40
"Zum ersten bin ich erblich vorbelastet: meine Großmutter war Fotografin war, mein Vater ist Kameramann und Fotograf, meine Mutter ist Textildesignerin. Und mein Großvater war Illustrator. Ich selbst kam zum Künstlerischen relativ spät. Als Kind habe ich fast nichts gezeichnet, weil ich es eigentlich gar nicht kann.
Anfänglich habe ich mich davor herumgedrückt, indem ich die Computer-Programme gelernt habe. Denn da ist es einfacher, die Form festzulegen. Zur grafischen Richtung kam ich, nachdem ich die Schule abgebrochen hatte und durch Freunde einen Job in einer Münchner Agentur erhielt. Das war eine große Chance für mich und ich habe dort viel gelernt. Es war die Basis für mein heutiges Können", erzählt Phil Samhaber, gebürtiger Hamburger, der in Bayern aufgewachsen ist, Jahrgang 1984, über seine Anfänge.
Seit 2006 studiert er an der Wiener Angewandten Grafik Design, zunächst bei Fons Hickmann, nun bei Oliver Kartak. Abschließen wird er 2010.
Nach dem Abbruch seiner Ausbildung am Gymnasium hatte er später die mittlere Reife erlangt. Nach dem Job in einer Münchner Agentur entschloss er sich schließlich zum Studium.
Er bewarb sich an mehreren deutschen Fachhochschulen, darunter an jener in Potsdam, wurde aber letztlich aus bürokratischen Gründen nicht aufgenommen.
An der Angewandte in Wien bestand Phil Samhaber sofort die Aufnahmeprüfung und wurde aufgenommen.
Angewandte - die richtige Wahl
"Ob Fons Hickmann oder Oliver Kartak - ich habe in Wien genau das gefunden, was ich gesucht habe. Es ist an der Angewandten sehr offen, sehr divergent, was die Zusammenstellung der Leute betrifft. Jeder macht etwas anderes, kann etwas anderes. Das Meiste, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, entstand durch Austausch mit anderen Studenten", erklärt Samhaber, der gerne in Wien lebt.
Keep it simple
Zur Charakteristik seiner Arbeiten, in deren Zentrum immer stärker die Fotografie rückt, erläutert Samhaber:
"In der Grafik ist mir wichtig, dass die Sachen simpel sind. Die ästhetische Seite interessiert mich nicht. Daher ist es gut, dass ich mit anderen kooperiere, die ins Detail arbeiten. Im Fotografischen, wo mich eher das Dokumentarische interessiert, merke, dass ich zunehmend eine eigene Bildsprache entwickle. Aber die wechselt jetzt noch von Stimmung zu Stimmung."
Corporate Design für Klasse Kartak
Inzwischen konnte Phil Samhaber seit 2002 vielfältige Praxis sammeln: so war er unter anderem in der Art Direktion einer Münchner Agentur tätig und arbeitet seit 2005 freiberuflich als Fotograf sowie als Grafikdesigner in einem Wiener Architekturbüro.
Zu einer seiner wichtigsten Arbeiten zählt das neugestaltete Corporate Design der Grafik-Klasse von Oliver Kartak, mit dem vor etwa zwei Jahren begonnen wurde und an dem er beteiligt war:
"Dieses Projekt hat mich sehr weiter gebracht, vor allem was Prozessdenken und Arbeit in der Gruppe betrifft. Aber auch bei den persönlichen Zielen: Klarheit und Einfachheit umzusetzen.
Im Konkreten ging es um die Neugestaltung jeglicher Art von Drucksachen, später auch um die Neugestaltung der Website, die nun online ist. Wir haben versucht, ein Konzept zu finden, wie das Ganze aussehen könnte, was die Klasse ausmacht und unsere Definitionen auf die Druckmedien zu übertragen.
Das Briefpapier zum Beispiel wird auf einem großen Bogen gedruckt. Auf der Rückseite befinden sich Bilder aller Studenten der Klasse. Der Bogen wird schließlich zerschnitten, so dass jedes Briefpapier letztlich unterschiedlich ist."
Zurück zu den Wurzeln - mit Foto-Serie
In letzter Zeit beschäftigt sich der junge Nachwuchs-Grafiker vor allem mit seinen jüdischen Wurzeln:
"Erst zwei Wochen vor meiner Abreise nach Israel habe ich erfahren, dass ich dort auch Familie habe. Die Woche in Tel Aviv war eine extrem intensive Zeit, sie hatte wohl auch mit der Suche nach Heimat zu tun. Ich habe dort zwar gar nicht soviel fotografiert. Aber die Yaffo-Serie, die noch nicht fertig ist, ist mir sehr nahe.
Der Stadtteil Yaffo, wo ich viel fotografiert habe, ist sehr dicht bewohnt. Aber auf meinen Bildern sieht man keinen einzigen Menschen. Das war nicht Absicht, ich habe das erst später bemerkt. Die Bilder waren für mich sehr spannend anzusehen, weil ich lieber Menschen als Orte fotografiere", schildert Phil Samhaber, der einen weiteren Israel-Besuch plant. Danach will er entscheiden, welches Projekt er mit dem Bildmaterial realisieren will.
In Fotoagentur arbeiten
Welche beruflichen Zukunftswünsche hat der junge Grafik Designer?
"Ideal wäre für mich, in einer Fotoagentur zu arbeiten, die mir die Möglichkeiten gibt, jene Projekte zu verwirklichen, die ich im Kopf habe. Und dazu zählt die Auseinandersetzung mit Israel sowie das umfangreiche Bildmaterial von meinen Freunden", so Phil Samhaber.
Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria
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Philip Samhaber
Tipp
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Links
Universität für angewandte Kunst Wien
klassekartak
Phil Samhaber, Fotografie & Grafik
flickr - Fotostream von Phil Samhaber