Karlheinz Hackl, Schauspieler und Regisseur

27. April 2017, 15:40

Hier höre ich Ö1, in meiner Kulturagentur in Nussdorf bei Wien, in einer privaten Wohnung, die auch Büro ist. Die Sitzgarnitur, die Möbel, habe ich von meinem Vater, und ich hänge sehr an ihnen. Dem Fauteuil gegenüber ist ein großer "flat screen" - über den höre ich Ö1.

Wenn ich Ö1 höre, fühle ich mich als Kulturmensch, als sehr kompetenter Kulturmensch. Das ist mir wichtig. Worin der Unterschied zwischen Künstler und Kulturmensch liegt? Der Künstler, der Schauspieler, denkt ja immer, was er macht, ist das Wichtigste. Das ist nicht so - die Schauspielerei ist ein kleiner Teil der Kultur, sie ist "eine schöne Nebensache".

Meine Ö1 Präferenzen? Konfrontiert zu werden mit Musik, die man nicht unbedingt kennt, mit einer Musikrichtung, die nicht "heutig" ist. Ich persönlich höre mir gern Hörspiele an, da kann ich mich einlassen, auf den Inhalt dessen, was ich da vermittelt bekomme. Das halte ich für wichtig, dass sich ein Mensch einlässt auf einen Text und darauf konzentriert.

Ö1 muss in Zukunft auch trachten, junge und jüngere Publikumsschichten mehr und mehr zu interessieren. Man darf den Kontakt zur Jugend nicht verlieren. Es darf nicht nur aus der Vergangenheit sein, sich nur auf die Vergangenheit beziehen, damit haben die Jungen nichts zu tun.

Ob ich selber ein kritischer Hörer bin? Nein. Ich kann mich auf etwas einlassen. Zwar kann ich mich auch berieseln lassen, aber ich kann mich auch konzentrieren auf etwas. Ö1 ersetzt mir die Recherche, weil ein anderer für mich auch etwas vorgedacht hat, das ich sonst nie zur Kenntnis genommen hätte. Das setzt natürlich auch eine Form des Grundvertrauens in den anderen voraus - ich habe Vertrauen, dass ich da exklusiv betreut werde, ich habe da großes Vertrauen. Denn wenn man nichts probiert und sich nicht auf etwas einlässt, wird man nichts erreichen.

Ö1 ist ein Sender, auf den man sich einlassen muss, und das soll auch so bleiben. Nur: Er darf nicht altmodisch werden.