Krankheitsgeschichte auf einen Blick
Plattform ELGA
Die Idee hinter ELGA klingt einfach: Die Schaffung einer Plattform, über die man via Internet auf dezentral gelagerte Daten zugreifen kann, um Laborbefunde, Röntgenbilder und Diagnosen abrufen zu können, aber die Tücken liegen wie so oft im Detail.
8. April 2017, 21:58
Seit 2006 wird in Österreich über die elektronische Gesundheitsakte für Patienten, kurz ELGA, diskutiert. Machbarkeitsstudien wurden erstellt und einzelne Lösungen präsentiert. Im November 2009 beschloss die Regierung die dafür bisher zuständige Arbeitsgemeinschaft ELGA aufzulösen und durch die Elga GmbH zu ersetzen, zu deren Hauptgesellschaftern der Bund, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und alle neun Bundesländer zählen.
Patientenakt elektronisch abrufen, EU weit
Qualität in der Gesundheitsversorgung, Effizienz, Sicherheit und Miteinbeziehung der Bürger, damit wird die elektronische Gesundheitsakte ELGA, noch recht zurückhaltend beworben. ELGA gibt es noch nicht, aber man hat damit große Pläne. In Zukunft soll, wer das will, seinen Patientenakt elektronisch abrufen können: Vom Impfverzeichnis bis zum Röntgenbild. EU weit.
Nachdem es sich bei ELGA nicht um ein Verzeichnis von Musikfiles, sondern um sensible Daten handelt, müssen diese auch dementsprechend vor Begehrlichkeiten Dritter geschützt werden. Dafür sollen Gesetzte sorgen, aber vor allem wird der Bürger selbst in die Pflicht genommen: Er soll entscheiden, was in der Akte einsehbar ist, wann und von wem.
Das setzt einiges voraus. Auf der anderen Seite die Errichtung ausfallsicherer Netzwerke und auf der anderen Seite Patienten, die über ihre Rechten und Pflichten Bescheid wissen.
Viele offene Fragen
Bis 2011, so die Vorgaben, sollen die Voraussetzungen für ELGA geschaffen sein, und alle Beteiligten im Gesundheitswesen sich auf eine Vorgehensweise geeinigt haben, Schnittstellen zu den einzelnen Datenbanken definiert, die Netzwerkarchitektur aufgebaut und die rechtlichen Voraussetzungen geklärt sein.
Kein leichtes Unterfangen, schließlich geht es dabei um Fragen wie: Wer darf darauf zugreifen? Welche Datensätze sollen einsehbar sein? Welche Identifizierungs- und Zugangsmethoden sollen verwendet werden? Wie sorgt man für ein funktionierendes Zusammenspiel zwischen den einzelnen bereits existierenden Systemen und Datenformaten? Aber vor allem: Wie bringt man alle Beteiligten dazu, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten die Sinn macht und vertrauenswürdig ist?
Offiziell ist noch nichts
Mit ELGA wird keine neue zentrale Datenbank errichtet. ELGA verwaltet nicht die Daten, sondern einen Index, der wie bei einer Suchanfrage aufgerufen werden kann, um die Dokumente in einer Webapplikation darzustellen. Entweder in seiner Gesamtheit oder eben nur nach getroffener Auswahl und Bedarf. Das liegt in der Verantwortung der Patienten. Egal welcher Altersgruppe und egal wie Erfahren im Umgang mit dem Web.
Ob es dazu auch neue Gesetzliche Bestimmungen bedarf, um Missbrauch zu vermeiden und die Begehrlichkeiten Dritter zu unterbinden, darüber wird diskutiert. Für ELGA mag es in manchen Schubladen schon einen ausgearbeiteten Masterplan geben, aber auf dem Tisch und entschieden ist offiziell noch nichts. Vieles bei ELGA ist und bleibt Verhandlungssache.
Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 24. Jänner 2010, 22:30 Uhr