Ein Besuch in Nikola Teslas Geburtshaus
Genial vergessen
In Österreich ist er weitgehend vergessen, in Kroatien und Serbien hingegen eine Ikone der Wissenschaft: Nikola Tesla. Dabei gehörte sein Geburtsort Smiljan bei Gospic einmal zu Österreich-Ungarn. Heute liegt der Ort in Kroatien.
8. April 2017, 21:58
In Kroatien und Serbien kennt ihn jedes Kind, in Österreich ist er hingegen weitgehend vergessen. Dabei gehörte Nikola Teslas Geburtsort Smiljan nahe Gospić im heutigen Kroatien einmal zur österreichisch-ungarischen Monarchie.
Der spätere Erfinder und Elektroingenieur wurde am 10. Juli 1856 als Sohn eines serbisch-orthodoxen Priesters geboren. Womit dem kleinen Nikola die ethnischen Spezifika dieser Region quasi in die Wiege gelegt wurden.
Studium in Graz
Die Gegend war immer schon ein Grenzgebiet mit gemischter Bevölkerung. Im Jugoslawien-Krieg (1991-95) tobten hier heftige Kämpfe zwischen der kroatischen Armee und serbischen Militärverbänden. Zu Zeiten von Tesla wurde zudem noch überwiegend Deutsch gesprochen. Daher konnte Tesla in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts auch an der Technischen Hochschule in Graz studieren. Dort wurde er für seine bahnbrechenden Ideen zuerst freilich belächelt.
Tesla war ein Pionier des Wechselstroms, den er für Elektromotoren nutzen wollte. Sein Professor hielt dies für Fantasterei. Tesla trotzte, bezahlte die Studiengebühren nicht und flog hinaus. Dabei behielt er Recht: Nach seiner Emigration nach Amerika - 1891 wurde er US-Bürger - setzte er sich bei der Elektrifizierung sogar gegen einen Gleichstrom-Fanatiker namens Thomas Alva Edison durch.
Auch das Radio und die Fernsteuerung haben wir im Grunde Tesla zu verdanken, obwohl das heute kaum noch einer weiß. Teslas Ziele waren drahtlose Netze, die Energie und Informationen rund um den Erdball transportieren sollten - damals nichts als Visionen, welche die Handy- und Internet-Generation von heute als selbstverständlich nimmt.
Wie viele Kubikmeter hat eine Suppenschüssel?
Im Übrigen war Nikola Tesla wohl ein eher verschrobener Typ. Wer mit ihm Mahlzeiten einnahm, musste damit rechnen, den Kubikinhalt von Gläsern oder Suppenschüsseln vorgerechnet zu bekommen. Er hatte der Legende nach auch die Manie, dass alles, was ihn umgab, durch drei teilbar sein musste.
Diese Marotten werden auch im "Memorijalni centar Nikola Tesla" nicht verschwiegen. Das Gedächtniszentrum befindet sich im Geburtshaus Teslas in Smiljan. Auf dem Dachboden, wo es kräftig knistert, zischt und sprotzt, sind die wichtigsten Patente Teslas in Nachbildungen dokumentiert.
Das Flair von damals
Außen sieht das kleine Haus noch immer - oder besser schon wieder - aus wie zu Nikola Teslas Zeiten. Es war vom Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, doch im Jahr 2006, zum 150. Geburtstag des großen Sohns, liebevoll restauriert worden.
Auch innen haben die Räume das Flair von ehedem, doch bergen sie eine an jüngster Museumspädagogik orientierte Ausstellung. Der Namenszug Teslas ist als Neonröhre zu sehen, auch die geht nämlich auf ihn zurück. Daneben steht ein U-Boot, das mit Fernsteuerung funktioniert. Die Apparatur ist etwas klobig. Kein Wunder, stammt sie doch von 1889.
High Tech von heute gibt es auch, Touchscreens und Audiostationen lassen in dem alten Gemäuer Historie und Moderne symbolhaft aufeinandertreffen. Geräusche werden abgespielt, die zu Teslas langem Leben gehören. Bis hin zu Partystimmung in den USA. Dort hatte er es bis in die höchsten Kreise der feinen Gesellschaft geschafft. Der Bankier J. P. Morgan finanzierte seine Projekte und mit dem Schriftsteller Mark Twain verband Tesla eine innige Freundschaft.
Zu Reichtum brachte es Tesla aber nicht. Auch weil er ein aufwändiges Leben führte. Folgerichtig starb er am 7. Jänner 1943 in New York stilvoll in einem First-Class-Hotel. An der Tür hing ein Schild: "Don't disturb". So wurde der Leichnam des berühmten Erfinders erst nach Tagen gefunden. Der New Yorker Bürgermeister Fiorello "Henry" Laguardia, würdigte den Verstorbenen in einer Radiobotschaft. Auch sie ist heute in seinem Geburtshaus auf Knopfdruck abrufbar.
Im Rest der Welt ist sein Ruhm eher verblasst. In der Physik ist "das Tesla" nach ihm benannt, die physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte: 1T = 1N/(1A*1m). Aber wen interessiert das schon?
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Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 24. Jänner 2010, 10:05 Uhr
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Tesla Society - Geburtshaus