Wie proben Profis?

Über das Proben von Musik

Seit Musik öffentlich aufgeführt wird, gibt es eine musikalische Vorbereitung für diesen Auftritt: die Probe. Mit der zunehmenden Professionalisierung des Musikbetriebs wurde die Probe im Spätbarock immer wichtiger und ausführlicher.

Christian Glanz über die Ursprünge des Probens

Das öffentliche Konzert entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Ausdruck des bürgerlichen Musiklebens. Vorher war Musik fast ausschließlich als Hausmusik, an Fürstenhöfen oder in Kirchen zu hören. Dabei spielte die "bürgerliche" Aufwertung der Musiker eine wichtige Rolle.

Die Individualisierung der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten und die Erwartungen des Publikums erhöhten die Anforderungen an die Probenarbeit. Nicht immer wurden die Wünsche vieler Komponisten und Dirigenten nach einer besonders langen Probenzeit auch erfüllt.

Unterschiedliche Probenlängen und Probenarten

Im Jazz und in der frei improvisierten Musik ist es durchaus auch heute noch üblich, öffentliche Auftritte ohne eine vorhergehende Probe zu absolvieren. Am längsten durchgehend geprobt wird normalerweise für Opernpremieren. Da kann bei einer Uraufführung die Probenzeit bis zu acht Wochen dauern. Die Hauptprobe, auch Stellprobe genannt, ist die vorletzte Probe vor der Premiere einer Oper, Operette oder eines Konzerts. Sie ist zusammen mit der darauf folgenden Generalprobe die wichtigste aller Proben.

In der Pop-und Rockmusik wird nur sehr selten etwas notiert. Das Fehlen eines verbindlichen Notenmaterials bedingt eine andere Probenarbeit als bei klassischen Ensembles. Und natürlich läuft die Probenprozess bei kleineren Gruppen normalerweise viel demokratischer ab als bei einem Dirigenten, der vor einem großen Symphonieorchester steht. Die psychologischen Wechselwirkungen, die sich bei Proben ergeben, können positive oder negative Auswirkungen auf den Probenverlauf haben und sind ebenfalls abhängig von der Größe des probenden Ensembles.

Amateure und Profis

Grundsätzlich muss bei Musikproben einmal unterschieden werden zwischen den Proben von Amateurensembles und der Probenarbeit von professionellen Ensembles. Recht gut erklären lässt sich dieser Unterschied bei Chören. Bei Laienchören umfasst die Probe nicht nur die musikalische Gestaltung, sondern in erster Linie die Vermittlung des Notentextes sowie technische Aspekte wie Stimmbildung oder Technik. Insgesamt steht hier der pädagogische Aspekt im Vordergrund.

Im Gegensatz zum professionellen Bereich, wo diese Dinge vorausgesetzt werden und ganz konkret auf eine Aufführung hingearbeitet wird, spielt bei Laienchören oft die Repertoirepflege eine tragende Rolle. Professionelle Chöre treten viel öfter auf, die Probenzeit ist wesentlich kürzer und nicht einmal in der Woche, sondern geblockt. Das Proben beim Laienchor ist auch ein soziales Ereignis, bei dem das gesellige Zusammensein nach der Probe fast so wichtig ist wie die Probe selbst.

Gemeinsamkeit aller Musikproben

Egal ob es sich nun um ein Amateur- oder ein Profiensemble handelt, ob Klassik, Jazz oder Rockmusik geprobt wird, nur einmal oder acht Wochen lang geprobt wird, das erfolgreiche Proben von Musik sollte immer ein Ziel vor Augen haben: Das in der Probenarbeit entstandene Programm oder Werk in einem öffentlichen Auftritt dem Publikum zu präsentieren.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 25. Jänner bis Donnerstag, 28. Jänner 2010, 9:45 Uhr

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