Neue Doku "Heimat, bist du … "

Esther Hassfurther, Produktion und Regie

Durch eine Regie-Assistenz kam sie zum Film: Esther Hassfurther, Jahrgang 1985, die an der Filmakademie Wien Produktion und Regie studiert. Bei Dok-Filmen führt sie Regie, bei Spielfilmen ist sie Produzentin. Ihr neuer Dok-Film "Heimat, bist du ... " wird im Herbst 2010 in Salzburg Premiere haben.

"Mit zehn habe ich beschlossen, Schauspielerin zu werden. Dieser Wunsch hielt bis 17 an und ich spielte zumindest zwei Stücke pro Jahr. Dann wurde ich gefragt, ob ich für einen Kommunikationsfilm, der für Firmen entstand, Regie-Assistenz machen würde. Ich sagte zu und habe dann Regie-Assistenz und Aufnahmeleitung gemacht.

So fand ich für mich heraus, dass es auf der anderen Seite der Kamera viel spannender ist - und habe die Schauspielerei ganz beendet. Ich fragte dann den Kameramann, wo man eine Ausbildung für diesen Bereich machen könnte, und er nannte mir die Möglichkeit des Volontariats oder die Filmakademie – für mich war die Filmakademie der richtige Weg", berichtet Esther Hassfurther, gebürtige Salzburgerin, Jahrgang 1985, über ihren Beginn.

2004 begann sie zunächst als außerordentliche Hörerin an der Wiener Filmakademie. Seit 2005 studierte sie zunächst bei Peter A. Mayer Produktion, nun bei Helga Bähr. Regie macht sie bei Peter Patzak. Abschließen wird die junge Filmerin im Sommersemester 2011.

Eine ungewöhnliche Kombination

Wie sie zu dieser ungewöhnlichen Kombination der beiden Film-Bereiche kam, erläutert Hassfurther so:

"Im Rahmen der Ausbildung habe ich im dritten Semester meine Regie-Übung gemacht - und hatte Freude daran. Professor Patzak, der meinen Film beurteilte, fand ihn sehr gut. So beschloss ich, Regie als Modul zu machen. Inzwischen weiß ich, dass mein Herzblut bei der Dokumentarfilm-Regie liegt. Beim Spielfilm ist es ausschließlich die Produktion."

Trainee bei "Dor Film"

Seit 2008 ist Hassfurther bei der Wiener "Dor Film" tätig. Dieses Engagement ergab sich durch das Filmakademie-Festival, bei dem sie Jury-Betreuung gemacht hatte. Zuletzt war sie zweite Regie-Assistentin beim Film "Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott", der derzeit in Produktion ist.

"Ich bin dort in sehr vielen Bereichen tätig, kann sehr viel lernen und nütze die Chance", erzählt Hassfurther begeistert.

Perfekte Organisation und Sozial-Themen
"An der Produktion fasziniert mich hauptsächlich der organisatorische Teil. Schnelle, kreative Lösungen für Probleme zu finden, dass der Regisseur gut am Set arbeiten kann.

Bei der Regie liegt mein Schwerpunkt bei sozialen Themen, die mich sehr interessieren. Wie zum Beispiel Jugendliche und Migration", präzisiert Hassfurther.

"Brot und Spiele" - Dok-Film über Migration

Seit 2003 konnte Esther Hassfurther bereits zahlreiche und vielfältige Film-Praxis sammeln. Zu einer ihrer wichtigsten Arbeiten zählt der Dokumentarfilm "Brot und Spiele", bei dem sie für Produktion und Regie verantwortlich war:

"Es war mein bisher wichtigstes und auch aufwendigstes Projekt, bei dem ich die Verantwortung in dieser Doppelfunktion hatte. Ich hatte hier erstmals mit großen Fördergeldern zu tun und es arbeiteten bezahlte Leute am Set. Den beiden Bereichen gerecht zu werden, war das Schwierigste für mich. Zwar hatte ich die Unterstützung der Filmakademie, aber das Projekt war doch sehr ausgelagert.

Diese Dokumentation zeigt anhand von Positiv-Beispielen gelungene Migration. Wir haben dafür in Hallein bei Salzburg, wo der Migrationsanteil mit 17 Prozent Österreichweit am Höchsten liegt, gedreht. Es sollte keineswegs eine Beschönung der Problematik sein, sondern aufzeigen, dass es - wie ich aus der Realität weiß – es auch positive Lösungen gibt", berichtet Hassfurther über ihren Dok-Film, der auch beim Internationalen Filmakademie-Festival sowie beim "film:riss"-Festival gezeigt wurde.

Produzentin bei "Joé - Poor Little Matchgirl"

Eine weitere wichtige Filmarbeit Hassfurthers war der Spielfilm "Joé - Poor Little Matchgirl" des Regisseurs Vienzenz, der zugleich sein Diplomfilm war:

"Ich war damals noch in einem anderen Projekt und konnte den Produktionsbereich nicht zur Gänze übernehmen. Aber es war ein ungemein wichtiges Projekt für mich, weil Vienzenz einer der talentiertesten Regisseure der Filmakademie ist. Mit diesem Film sind wir immer noch in der Postproduktion, weil wir nicht die nötigen Mittel erhalten haben.

Für diesen Film, der in Weitra um 1700 spielt, hat Vienzenz mit wenig Geld Kulissen aus dem Nichts gezaubert. Für mich war diese Arbeit so spannend, weil er bei enormer Kreativität ein realitätsbezogener Regisseur ist. Und das ist sehr selten", erzählt die Hassfurther über diesen Spielfilm, der auch bei Festivals gezeigt werden soll.

Besondere Affinität zu Live-Aufnahmen

Eine große Beziehung hat die junge Filmschaffende zu Live-Aufnahmen von Konzerten und Theater-Aufführungen. Und auf beiden Gebieten hat Hassfurther auch bereits Erfahrungen:

So hat sie mehrere Konzerte der Band, wo ihre Schwester mitwirkt, aufgezeichnet. Im Bereich des Schauspiels hat sie sieben Produktionen ihrer Mutter, die Regisseurin einer Freien Gruppe ist, festgehalten.

Neue Doku "Heimat, bist du ... "

Zuletzt arbeitete Hassfurther an der Dokumentation "Heimat, bist du ... ", bei der sie wieder für Produktion und Regie verantwortlich war:

"In der Doku 'Heimat, bist du ... ' geht es Jugendliche mit und ohne Migrations-Hintergrund. In Form von kurzen Filmen sollen sie ihren Begriff von Heimat darstellen. Denn das ist ein aktuelles, sehr relevantes Problem, das durch alle Bevölkerungsschichten geht: wohin geht man, was macht man aus seinem Leben?", berichtet Hassfurther. Die neue Doku wird im Herbst 2010 Premiere haben.

TV-Dokus und erfolgreiche Spielfilme

Wie lauten die Zukunftswünsche der ambitionierten Nachwuchs-Filmerin?

"Ich würde gerne TV-Filme machen, denn das Fernsehen ist für mich ein ganz wichtiges Medium, weil es von allen Menschen gesehen wird. Und ich so jene für mich wichtigen Themen - vor allem soziale - den Menschen nahe bringen kann. Im Produktions-Bereich möchte ich mit Regisseuren arbeiten, die bei allem Kunstsinn den kommerziellen Erfolg nicht ganz außer Acht lassen. Denn es sollen ja möglichst viele Menschen die Filme sehen", so Esther Hassfurther.