Schanghais Vorbereitungen zur Expo 2010
Bessere Stadt, besseres Leben
Am 1. Mai öffnet die Expo 2010 in Schanghai ihre Tore. Sie ist ein weiterer Schritt in der Neupositionierung Shanghais. Parallel zur Expo findet ab 1. September wieder die Schanghaier Biennale statt, eines der wichtigsten Kunstereignisse Asiens.
8. April 2017, 21:58
Wei Xu über die Ambitionen der Stadt
2008 richtete die Volksrepublik China erstmals die Olympischen Spiele aus, in diesem Jahr findet von Mai-Oktober die Expo in Schanghai statt. Und wie immer, wenn China etwas in Szene setzt, soll es groß und spektakulär sein. China rechnet mit 70 Millionen Besuchern, mehr als jede voran gegangene Expo angezogen hat. Das Motto der Weltausstellung lautet "Bessere Stadt, besseres Leben".
Für Experten wie Wei Xu, Professor für Stadtgeografie an der East China Normal University in Schanghai, ist die Expo Teil der heutigen Event-Ökonomie: Projekte wie die Weltausstellung sollen das Potenzial der Stadt aufzeigen und gleichzeitig ihre Wirtschaft weiter ankurbeln. Die Expo ist damit nur ein weiterer Schritt in der Neupositionierung Schanghais, die mit der Entwicklung von Pudong Ende der 1980er Jahre begann. Damals wurde auf der Ostseite des Huangpu-Flusses zuerst der Fernsehturm gebaut, dann folgten Wolkenkratzer wie der Jin Mao Tower und das Schanghai World Financial Centre. 2009 erklärte der Staatsrat, dass Schanghai nicht nur ein ostasiatisches, sondern ein globales Finanzzentrum werden solle.
Altes weg, Neues her
Die neuen Ambitionen von Schanghai werfen viele kulturelle und sozialpolitische Fragen auf, etwa nach dem Umgang mit den Wanderarbeitern, auf die sich die Bauwirtschaft stützt, oder mit den Menschen, die umgesiedelt werden, weil ihre Viertel für den Abriss bestimmt sind. In Schanghai wird im Hinblick auf die Expo überall nieder gerissen und neu gebaut. Schon jetzt stehen in Schanghai rund 4.000 Hochhäuser, sagt Professor Wei Xu.
Koloniales Erbe versus globaler Anspruch
Die Wolkenkratzer von Pudong überragen heute die alte koloniale Skyline, die das kollektive Gedächtnis von mehreren Generationen von Schanghaiern geprägt hat. Ohne den Bund, die direkt am Huangpu-Fluss gelegene Prachtstraße im kolonialen Stil, wäre Schanghai aber nicht Schanghai, betont Wei Xu, der selbst hier geboren und im alten Stadtzentrum aufgewachsen ist. "Schließlich sind es diese Gebäude am Bund und in den ehemaligen ausländischen Konzessionen, die Schanghai berühmt machten." Erst in der Kolonialzeit im späten 19. Und frühen 20. Jahrhundert wuchs Schanghai zu einer international bedeutenden Handelsmetropole heran.
Von der Fabrik zum Kunstraum
Der Bund wird selbstverständlich erhalten. Auch zahlreiche alte Gebäude in anderen Stadtteilen stehen unter Schutz. Nur dem Engagement von Künstler und Kunstinteressierten ist es hingegen zu verdanken, dass alte Fabriken am Suzhou-Fluss vor der Zerstörung bewahrt und in einen Kunstraum - das Moganshan Road Arts Centre (M 50) umgewandelt werden konnten.
Seit 1996 findet auch die Schanghai Biennale statt, die wesentlich dazu beigetragen hat, die zeitgenössische chinesische Kunst aus dem Untergrund zu holen und zu legalisieren. "Es tut sich also einiges", meint Professor Wei Xu, "aber natürlich müsste viel mehr getan werden."
"Bessere Stadt, besseres Leben": Soll dieses Motto der Expo 2010 künftig wirklich für alle Stadtbewohner von Schanghai oder gar für chinesische Städte im allgemeinen gelten, dann hat sich die Volksrepublik China viel vorgenommen.
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Expo 2010 Shanghai China
Austria Expo Shanghai 2010
Moganshan Arts Centre