Eine bunte Mischung

Die Zukunft des Fernsehens

In den USA stellen immer mehr Fernsehsender ganze Episoden ihrer beliebtesten Shows ins Netz. So bietet die von mehreren großen TV-Netzwerken betriebene Plattform Hulu.com aktuelle Folgen von "Heroes", den "Simpsons" und "Dr. House" zum kostenlosen Abruf an.

Fernsehen lässt das Hirn nicht verrotten, sondern es weicht es nur auf, wie eine reife Banane, so Alec Baldwin in einem Werbespot für die Online-Fernseh-Plattform Hulu.com. Hulu bietet in den USA kostenlos Zugriff auf die aktuellen Folgen von Fernsehshows wie "Heroes", "Lost", den "Simpsons", "Law and Order" und dem "Family Guy".

Die Plattform wurde 2007 von den großen US-Fernsehsendern NBC und Fox gegründet. Disneys ABC trat der Firma vor knapp einem Jahr bei. Offiziell ist das Ziel von Hulu, Fernsehen fürs Internet-Zeitalter fit zu machen und Verbrauchern jederzeit Zugriff auf ihre Lieblingsshows zu geben. Der Plan scheint aufzugehen: Hulu hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer der populärsten Online-Video-Plattformen der USA gemausert.

Ein gelungenes Experiment

Hulus Erfolg galt nicht allen als sicher. Als NBC und Fox Anfang 2007 ihre Pläne für Hulu vorstellten, ernteten sie Skepsis. Viele Branchenexperten wollten nicht glauben, dass ausgerechnet die Betreiber klassischer Fernsehsender im Netz etwas Innovatives schaffen könnten. Die Kollaboration zweier Konkurrenten galt ebenfalls als Rezept zum Scheitern. Doch als Hulu dann im Sommer des Jahres 2007 startete, überzeugte man schnell selbst die ärgsten Kritiker.

Die Website war nicht nur sehr sauber und übersichtlich gestaltet, sondern sie erlaubte ihren Nutzern auch, Clips und ganze Folgen in Blogs und Facebook-Profile einzubinden - eine Flexibilität, die man den Dinosauriern der Unterhaltungsindustrie so nicht zugetraut hatte.

Probleme und Grenzen

Allerdings besitzt Hulu noch eine ganze Reihe von Grenzen. So ist die Plattform aus lizenzrechtlichen Gründen auf die USA beschränkt. Zuschauer aus Österreich werden mit einer simplen Fehlermeldung abgewiesen. Die Firma arbeitet bereits seit geraumer Zeit an einer internationalen Expansion, hält sich jedoch zu konkreten Plänen bedeckt. Bisher verdient Hulu sein Geld fast ausschließlich mit Werbung, die wie beim traditionellen Fernsehen in den Werbepausen einer Show eingeblendet wird.

Zuschauer lieben an Hulu, dass sie in der Regel mit weniger Werbung bombardiert werde als beim klassischen Fernsehen. Doch was Zuschauern gefällt, wurde für Hulu in letzter zeit zum Problem. Die Website wurde innerhalb kürzester Zeit so populär, dass es schwer fällt, alle existierenden Werbeunterbrechungen an Anzeigenkunden zu verkaufen.

Wie finanziert sich die Zukunft des Fernsehens?

Wenn Hulu aus der Perspektive des Konsumenten die Zukunft des Fernsehens darstellt - wie wird sich diese Zukunft dann finanzieren lassen? Bei Hulu denkt man deshalb schon seit geraumer Zeit darüber nach, Teile des eigenen Angebots nur im Abo verfügbar zu machen. Bei Konsumenten kommt diese Idee nicht besonders gut an - und die Industrie ist ebenfalls verunsichert.

So fragen sich Kabelnetzbetreiber, wie viele Kunden sie verlieren werden, wenn diese in Zukunft Premium-Inhalte möglicherweise günstiger bei Hulu bekommen können. Selbst Hulus Besitzern scheint der Erfolg der Plattform nicht ganz geheuer. Zwar gefällt ihnen, dass Hulu mit ihren Inhalten im Netz Geld erwirtschaftet. Doch was passiert, wenn Zuschauer nur noch online fernsehen? Werden die Online-Einnahmen die Verluste im klassischen Fernsehgeschäft wett machen?

Boxee

Boxee ist eine Software zum Abspielen von Videodateien. Eine Art iTunes für Filme und Fernsehepisoden, mit einer Benutzeroberfläche, die für Ferrnsehbildschirme optimiert wurde. Boxee erfreut sich nicht nur unter Online-Video-Fans großer Beliebtheit, sondern ist im Streit um die Zukunft des Fernsehens auch zu einem Politikum geworden.

Der Grund dafür: Boxee integrierte Anfangs auch die Videos von Hulu, um seinen Nutzern Zugriff auf die Serien der großen US-Ferrnsehsender zu geben. Die Software spielte Hulus Episoden in voller Gänze ab, komplett mit Werbung. Hulu passte dies trotzdem nicht. Anfang letzten Jahres sperrte man Boxee kurzerhand aus. Der Streit zwischen Boxee, Hulu und NBC ist in vieler Hinsicht exemplarisch für die unterschiedlichen Visionen, die alle Beteiligten für die Zukunft des Fernsehens haben. Fernsehfirmen wie NBC wollen mit TV-Shows im Netz Geld verdienen, jedoch gleichzeitig nicht die Kontrolle über ihre Inhalte verlieren.

Wenn die Rechnung von Firmen wie Boxee aufgehen, dann wird die Zukunft des Fernsehens aussehen wie eine Mischung aus Hulu.com, kostenpflichtigen Premium-Angeboten und Inhalten von ambitionierten und semi-professinellen Nutzern, serviert auf dem großen Flachbildschirm im Wohnzimmer, mit Twitter und Facebook als beständiger interaktiver Rückkanal. Mit anderen Worten: Jede Menge tolle Möglichkeiten, mit viereckigen Augen das eigene Hirn weichzukochen.

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