Das letzte große Interview

Johanna Dohnal im Gespräch

"Feminismus heißt, an einer menschlichen Zukunft zu arbeiten". Das sagte Johanna Dohnal in ihrem letzten großen Interview im Rahmen der Ö1 Reihe "Im Gespräch". Renata Schmidtkunz sprach im November 2009 mit Österreichs erster Frauenministerin und der Politologin Birgit Sauer.

Im Gespräch: Johanna Dohnal, Birgit Sauer und Renata Schmidtkunz

Am 5. November 1979 ernannte der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky die Wiener Gemeinderätin Johanna Dohnal zur ersten Frauenstaatssekretärin. Das war der Beginn der politisch institutionalisierten Frauenpolitik in Österreich. Und der Beginn der Ära Dohnal, die wie keine andere Politikerin der Zweiten Republik Frauenanliegen zum Gegenstand des politischen Diskurses in Österreich gemacht hat.

"Die Vision des Feminismus ist nicht eine 'weibliche Zukunft'. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn", sagte Dohnal, die von 1990 bis 1995 erste Frauenministerin war, 2004 in einem Vortrag.

Bescheidenes Resümee

In ihrem letzten großen Interview für den ORF hat Johanna Dohnal für die Ö1 Reihe "Im Gespräch" zu Gast bei Renata Schmidtkunz gemeinsam mit Birgit Sauer, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, 30 Jahre österreichischer Frauenpolitik Revue passieren lassen.

In der ihr eigenen Bescheidenheit verweigerte sie darin, von ihren "Erfolgen" zu sprechen, weil jede Errungenschaft stets von der Notwendigkeit abgelöst worden sei, auf neue beziehungsweise andere Missstände hinzuweisen. Dass gut war, was sie gemacht habe, immerhin zu diesem Resümee ihrer politischen Arbeit hat sie sich doch hinreißen lassen.

Ohne Quote geht es nicht
Als wichtigste Lehre aus ihrem gesamten politischen Leben und damit auch als Auftrag an die nachfolgenden Generationen von (Frauen-)politiker/innen hat sie in diesem Gespräch - unterstützt von der Politologin Birgit Saurer - die Notwendigkeit von Quotenregelungen und anderen starken, staatlichen Regulativen betont. Denn: Weder sei das Ringen um Gleichberechtigung der Geschlechter Privatsache der Frauen, noch könne man sich auf die freiwillige Unterstützung durch die Männer verlassen. Alleine die Tatsache, dass der Frauenanteil im österreichischen Parlament nur bei etwa einem Drittel liege, der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung jedoch über 50 Prozent beträgt, würde hier Bände sprechen.

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Johanna Dohnal