Waltz ist Oscar, Haneke und Berger gehen leer aus

Kathryn Bigelow ist der Star der Oscar-Nacht

Christoph Waltz hat es geschafft: Bei der 82. Oscar-Verleihung in Los Angeles hat er in der Nacht auf Montag den Preis für die beste Nebenrolle gewonnen. Der überragende Film des Abends war mit sechs Preisen Kathryn Bigelows Irak-Kriegs-Film "The Hurt Locker".

"Das weiße Band" von Regisseur Michael Haneke ist bei der Oscar-Verleihung leer ausgegangen. Die Trophäe für den "besten nicht-englischsprachigen Film" holte in der Nacht zu Montag "El Secreto de Sus Ojos" ("In ihren Augen") aus Argentinien. Hanekes Schwarz-Weiß-Drama über die repressive Gesellschaft kurz vor dem Ersten Weltkrieg, war als Favorit ins Rennen gegangen und hatte zuvor zahlreiche internationale Auszeichnungen gewonnen.

Auch der für seine Kameraarbeit in "Das weiße Band" nominierte Christian Berger musste sich mit eben der Nominierung begnügen. Der Preis für die beste Kamera ging an das Team von Mauro Fiore für "Avatar".

Überragender Film "The Hurt Locker"

Den Preis für die beste Regie konnte Kathryn Bigelow für das Irak-Kriegsdrama "The Hurt Locker" ("Tödliches Kommando") in Empfang nehmen. Es sei der Moment ihres Lebens, sagte die sichtlich gerührte Regisseurin, die als erste Frau überhaupt in der Regie-Kategorie ausgezeichnet worden ist.

Erst dreimal zuvor war eine Frau für die beste Regie nominiert: Sofia Coppola mit "Lost in Translation" (2003), Jane Campion mit "Das Piano" (1993) und Lina Wertmüller mit "Sieben Schönheiten" (1975). Bigelow gewann nicht nur als erste Frau, sondern erhielt noch dazu gegenüber ihrem Ex-Mann James Cameron mit "Avatar" den Vorzug.

Der Film, der Krieg als Arbeit zeigt, wie es Filmmuseumsdirektor Alexander Horvath in der ORF-Übertragung charakterisiert hat, wurde auch als bester Streifen dieses Jahres ausgezeichnet und konnte sich gegen neun andere Produktionen, darunter "Avatar" durchsetzen. Erstmals seit 1943 (damals gewann "Casablanca") waren nicht fünf, sondern zehn Produktionen zur Wahl gestanden.

Insgesamt gewann die Independent-Produktion "The Hurt Locker" sechs Oscars, "Avatar" kam auf drei Trophäen - beide waren neunmal nominiert.

Best Leading Role

Als bester männlicher Hauptdarsteller wurde Jeff Bridges für seine Rolle als abgehalfterter Country-Sänger in dem Film "Crazy Heart" gewürdigt. Bridges, der bereits zum fünften Mal nominiert hat, war überwältigt und bedankte sich überschwänglich.

Die Auszeichnung für die beste weibliche Hauptdarstellerin ging an Sandra Bullock in "The Blind Side". Bullock würdigte einzeln ihre Konkurrentinnen - darunter Helen Mirren und Meryl Streep - und bedankte sich unter vielen Tränen der Rührung. Die 45-Jährige bekam den Oscar für die Darstellung einer Mutter aus der Oberschicht, die einen obdachlosen, schwarzen Jungen in ihrer Familie aufnimmt und ihn zum Football-Profi macht.

Erst am Abend zuvor hatte sie den Schmähpreis "Goldene Himbeere" als schlechteste Schauspielerin für ihre Darstellung als aufdringliche Verliebte in der Komödie "Verrückt nach Steve" erhalten.

Über-Bingo

Der Österreicher Christoph Waltz und die Amerikanerin Mo'Nique haben die Oscars als beste Nebendarsteller bzw. Nebendarstellerin gewonnen. Der 53-jährige Waltz erhielt die Auszeichnung in der Nacht zum Montag in Hollywood für seine Rolle als charmant-zynischer SS- Offizier in Quentin Tarantinos Nazi-Satire "Inglourious Basterds". Die schwarze Schauspielerin Mo'Nique wurde für die Darstellung einer gewalttätigen Mutter in dem Sozialdrama "Precious" ausgezeichnet.

Waltz zeigte sich sichtlich gerührt: "Dies ist ein Über- Bingo", sagte er mit tränenerstickter Stimme und spielte damit auf eine Szene im Film "Inglorious Basterds" an. Er wollte stets neue Kontinente entdecken und dachte, er hätte die Richtung dafür bereits gefunden, doch dann sei Quentin Tarantino, dieser unorthodoxe Navigator gekommen und habe ihm die vermeintlich entgegengesetzte Richtung gewiesen. Alle im Team hätten ihm geholfen, seinen Platz zu finden. "Ich werde mich niemals genug bedanken können. Aber ich kann damit jetzt beginnen", betonte er in seiner kurzen Dankesrede, nachdem ihm Vorjahresgewinnerin Penélope Cruz die erste Statue des Abends überreicht hatte.

Die Preise im Überblick

Bei der 82. Oscar-Gala in Hollywood wurden folgende Preise vergeben:

Bester Film: "The Hurt Locker", Produktion Kathryn Bigelow, Mark Boal, Nicolas Chartier, Greg Shapiro

Hauptdarstellerin: Sandra Bullock, "The Blind Side"

Hauptdarsteller: Jeff Bridges, "Crazy Heart"

Nebendarstellerin: Mo'Nique, "Precious"

Nebendarsteller: Christoph Waltz, "Inglourious Basterds"

Regie: Kathryn Bigelow, "The Hurt Locker"

Nicht-englischsprachiger Film: "El Secreto de Sus Ojos", Argentinien

Adaptiertes Drehbuch: Geoffrey Fletcher, "Precious" nach dem Roman "Push" von Sapphire

Original-Drehbuch: Mark Boal, "The Hurt Locker"

Kamera: Mauro Fiore, "Avatar"

Schnitt: Bob Murawski und Chris Innis, "The Hurt Locker"

Ausstattung: Rick Carter, Robert Stromberg und Kim Sinclair, "Avatar"

Kostümdesign: Sandy Powell, "The Young Victoria"

Ton: Paul N.J. Ottosson und Ray Beckett, "The Hurt Locker"

Ton-Schnitt: Paul N.J. Ottosson, "The Hurt Locker"

Maske: Barney Burman, Mindy Hall und Joel Harlow, "Star Trek"

Spezial-Effekte: Joe Letteri, Stephen Rosenbaum and Andrew R. Jones, "Avatar"

Original-Filmmusik: Michael Giacchino, "Up"

Original-Song: Ryan Bringham und T Bone Burnett, "The Weary Kind" aus "Crazy Heart"

Kurzfilm: Joachim Back und Tivi Magnusson, "The New Tenants"

Animationsfilm: Pete Docter, "Up"

Animations-Kurzfilm: Nicolas Schmerkin, "Logorama"

Dokumentarfilm: Louis Psihoyos und Fisher Stevens, "The Cove"

Kurz-Dokumentarfilm: Roger Ross Williams und Elinor Burkett, "Music by Prudence"

Service

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