Viele Faktoren spielen zusammen

03. Auslöser einer PTBS

Umgangssprachlich werden sehr viele Situationen als "traumatisch" bezeichnet wie etwa der Verlust des Arbeitsplatzes, eine Scheidung oder Trennung. Da derartige Ereignisse nur bei sehr wenigen Betroffenen eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen, wird der Begriff Trauma im Zusammenhang mit der PTBS enger gefasst und belastende Ereignisse wie Scheidung oder Kündigung als "kritische Lebensereignisse" und nicht als Trauma bezeichnet.

Bei einem Trauma steht meist die unmittelbare Bedrohung des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit im Vordergrund. Traumatische Ereignisse liegen außerhalb der normalen menschlichen Erfahrung und rufen fast bei jedem Betroffenen eine tiefe Verstörung hervor.

Einzelereignisse und Mehrfachtraumatisierungen

Man unterscheidet Monotraumata, dass bedeutet traumatische Einzelereignisse, von Mehrfachtraumatisierungen, die etwa bei länger dauernden Kriegshandlungen auftreten können. Weiters unterscheidet man "unpersönliche" Naturkatastrophen vom menschlich verursachten "man-made-disaster".

Besonders gravierend sind zwischenmenschliche Traumatisierungen und hier diejenigen, die innerhalb von sozialen Beziehungen stattfinden - das sind alle Formen von Gewalt gegenüber schwächeren, ausgelieferten Menschen, besonders wenn sie in lang dauernden Abhängigkeitsbeziehungen stattfinden.

US-amerikanische Studien

In erster Linie sind dies aggressive und sexuelle Gewaltanwendungen gegen Kinder und Frauen, Folterhandlungen, Entführungen, Lagerhaft. Nach US-amerikanischen Untersuchungen ist das Risiko des Auftretens einer Posttraumatischen Belastungsstörung bei verschiedenen Formen von traumatischen Erlebnissen sehr unterschiedlich:

Vergewaltigung49 %
Schwere Körperverletzung oder Kriegshandlung32 %
Sonstige sexuelle Übergriffe24 %
Schwere Verkehrsunfälle (Auto, Zug, Flugzeug)17%
Schießereien oder Messerstechereien15 %
Unerwarteter Todesfall eines Nahestehenden14 %
Lebensbedrohliche Krankheit eines Kindes10 %
Zeuge bei Mord, schwerer Körperverletzung , Kriegshandlung7 %
Naturkatastrophen4 %

Diese Zahlen lassen sich allerdings nicht 1:1 auf Europa übertragen, da die Gewaltrate und auch die Bewaffnung in den USA wesentlich höher sind.

Erhöhtes Risiko

Weil eben nur ein gewisser Prozentsatz von Traumatisierten eine PTBS entwickelt, geht man davon aus, dass bestimmte Faktoren das Risiko für eine PTBS deutlich erhöhen. Dazu gehören frühe Gewalterfahrungen in der Kindheit, frühere Traumatisierungen, Depressionen oder Angststörungen, die schon vor dem Trauma bestanden haben.

Auch die aktuelle Lebenssituation zum Zeitpunkt des Traumas, aber auch darauf folgende Belastungen wie etwa Arbeitslosigkeit oder Trennung, können das Auftreten einer PTBS begünstigen.

Eigene Ressourcen der Verarbeitung

Prinzipiell verfügt jeder Mensch über ein mehr oder minder umfangreiches, individuelles Reservoir an Möglichkeiten, um ein Trauma psychisch zu verarbeiten.

Ein großer Teil der Betroffenen kann ein Trauma aus eigener Kraft verarbeiten, ohne dass Spätfolgen auftreten. Begünstigende Faktoren dafür sind eine stabile Persönlichkeitsstruktur, gute soziale Integration und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die bei der Traumabewältigung helfen.

Zurück zu Posttraumatische Belastungsstörung

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien