09. Darmkrebs: Therapeutische Möglichkeiten

Beschwerden macht ein Dickdarmkarzinom meist lange Zeit nicht. Treten Symptome auf, sind sie in der Regel unspezifisch, etwa Bauchschmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten. Treten Blut im Stuhl und unerklärlicher Gewichtsverlust auf, sollte unbedingt ein Arzt zur Abklärung aufgesucht werden, da diese Symptome auf eine Darmkrebserkrankung hindeuten.

Wird Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, in dem nur die oberen Schichten eines Darmabschnitts befallen sind, bietet die chirurgische Entfernung des betroffenen Darmsegments gute Heilungschancen. Eine weitere Behandlung ist im Anschluss an die Tumorentfernung meist nicht notwendig.

Unterschiedliche Stadien
Darmkrebs wird in fünf Stadien eingeteilt. Wird die Erkrankung im Stadium I diagnostiziert und behandelt, liegt die Fünfjahresüberlebensrate bei 85 Prozent. Im Stadium II sinkt dieser Wert auf 50 bis 60 Prozent und im Stadium III auf 30 Prozent. Nur geringe Überlebenschancen haben Patienten, bei denen ein Stadium IV vorliegt: Von diesen Betroffenen leben nach fünf Jahren noch fünf Prozent.

Sind auch Lymphknoten von der Krebserkrankung befallen, oder liegen bereits Fernmetastasen vor, reicht die Operation als kurative Behandlungsoption nicht aus.

Die Chemotherapie
Die Chemotherapie erfolgt meist als Kombination aus zwei Zytostatika, so heißen die Medikamente, die bei einer Chemotherapie zum Einsatz kommen (Zyto = Zelle, statik = anhalten; griech.). Die meisten auf dem Markt befindlichen Substanzen werden als Kurz- oder Dauerinfusion verabreicht. Vor kurzem wurde eine Chemotherapie in Tablettenform zugelassen, die die Dauerinfusion in naher Zukunft ablösen könnte.

Die Chemotherapie wird entweder an einem Tag oder an mehreren aufeinander folgenden Tagen und nach einer Pause von ein bis drei Wochen in identer Zusammensetzung und Dosierung wiederholt. Die Chemotherapie nach einer Darmkrebsoperation kann bis zu einem Jahr dauern, um das Rückfallsrisiko zu minimieren.

Chemotherapien weisen unangenehme Nebenwirkungen auf. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Mundschleimhautentzündung, schmerzhafte Hautreaktionen, erhöhte Infektionsgefahr und Müdigkeit. Fast alle dieser Nebenwirkungen, besonders die Übelkeit, das Erbrechen und die Müdigkeit können heute aber gut behandelt werden.

Die Immuntherapie
Ein neuer Behandlungsansatz beim Darmkrebs ist die so genannte "zielgerichtete Therapie", englisch targeted therapy genannt. Dabei docken eigens entwickelte Antikörper an bestimmte Rezeptoren, die nur auf der Tumoroberfläche vorkommen, an und blockieren diese. Diese monoklonalen Antikörper richten sich ausschließlich gegen die Tumorzellen, nicht gegen normale Zellen im Körper.

Das führt dazu, dass das Wachstum des Tumors gehemmt und seine Blutversorgung unterdrückt wird. Zwei Medikamente wurden bisher zur Behandlung des Kolonkarzinoms zugelassen.

Ein Antikörper bindet an den Epidermal Growth Factor-Receptor (EGF-R). Wird der Rezeptor mit dem Antikörper besetzt, kann dieser Wachstumsfaktoren nicht mehr binden, dadurch geht die Signalwirkung verloren, und die Prozesse zur Vermehrung der Krebszellen können nicht aktiviert werden.

Das andere Präparat greift in die Neubildung von Blutgefäßen, die so genannte Neoangiogenese ein, indem der Antikörper den Vascular Endothelian Cell Growth Factor (VEGF) bindet und neutralisiert. Der Tumor kann nicht mit Blut und Nährstoffen versorgt werden und "verhungert". In der Praxis bedeutet dies, er wird kleiner.

Auf Englisch heißen die monoklonalen Antikörper monoclonal antibodies. Deshalb findet sich die Endung "mab" in den Wirkstoffnamen. Die beiden in Österreich bereits zur Behandlung von Darmkrebs zugelassenen Antikörper heißen Cetuximab und Bevacizumab.

Palliative Therapie
Hat der Tumor bereits "gestreut", also Fernmetastasen gebildet, ist meist nur noch eine palliative Therapie möglich. Dabei wird der Tumor entfernt und mit Hilfe von Chemo- oder Immuntherapie für eine Verbesserung der Lebenserwartung und der Lebensqualität gesorgt.

Seit einigen Jahren kommt der Leberchirurgie, hier bilden sich sehr häufig Metastasen, eine immer größere Bedeutung zu. Die Heilungschancen einer Lebermetastasenoperation sind gut und liegen bei 60 bis 70 Prozent. Die Leberchirurgie ist deshalb so effektiv, da bis zu 70 Prozent der Metastasentragenden Leber entfernt werden können, die restliche Leber regeneriert innerhalb weniger Monate zu normaler Größe (Prometheus-Effekt).

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