Zum Beispiel: Tyrosinkinase-Hemmer

02. Signalübertragung stören

Tyrosinkinasen haben einen zentralen Stellenwert bei der Regulation von Wachstumsprozessen von Krebszellen. Diese Enzyme wirken wie ein Schalter: Durch Anhängen einer Phosphatgruppe (Phosphorylierung) an den Tyrosinrest bestimmter Proteine lassen sich diese Proteine aktivieren oder deaktivieren.

Daher ist das Interesse der Krebsforscher an den Tyronsinkinasen groß. Das Ziel besteht darin, durch Hemmung dieser Enzyme übermäßiges Zellwachstum zu hemmen.

In den letzten Jahren kamen mehrere dieser Substanzen auf den Markt. Weitere befinden sich unmittelbar vor der Zulassung.

Zelleigene Wachstumsfaktoren stören
Ein Beispiel ist Imatinib. Diese Substanz ist gegen eine bestimmte Tyrosinkinase (jenes Enzym, das bei der Signaltransduktion, also der Übermittlung von Wachstumsnachrichten im Innern der Zelle, eine wesentliche Rolle spielt) gerichtet. Der Wirkstoff blockiert das Enzym und mit ihm die unkontrollierte Vermehrung der Zellen.

Die Substanz verlangsamt somit das Fortschreiten der Erkrankung und hat vergleichsweise geringe Nebenwirkungen. Übelkeit, Muskelkrämpfe, Muskelschmerzen, Ödeme und Hautausschläge wurden beobachtet, allerdings überwiegend in geringer Ausprägung.
Imatinib wird gegen die chronische myeloische Leukämie und gegen GIST-Tumore eingesetzt. Dies sind seltene Tumore des Gastrointestinaltraktes (Häufigkeit: ca. 2-3/100.000).

Erste Erfolge bei Lungenkrebs
Ein weiteres Beispiel ist die Substanz Erlotinib, ebenfalls ein Tyrosinkinase-Hemmer, der den Wachstumsfaktor HER1 (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 1, EGFR-1) blockt. Erlotinib hemmt bei der HER1-Signalübertragung die Tyrosinkinase-Aktivität innerhalb der Zelle, was zu einer Blockade des Tumorzellwachstums führen kann. Erlotinib wird zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs eingesetzt, bei denen mindestens eine vorausgegangene Chemotherapie versagt hat.

Es gibt auch bereits erste Erfahrungen beim Einsatz gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Weitere neue Medikamente
Der Tyrosinkinase-Hemmer Sunitinib zeigte beeindruckende Erfolge gegen das Nierenzellkarzinom - nach neuen Erkenntnissen führt er aber bei vielen Behandelten zu Störungen der Schilddrüsenfunktion. Sorafenib ist eine weitere Substanz, die gegen das Nierenzellkarzinom eingesetzt werden kann.

Der Tyrosinkinase-Hemmer Lapatinib scheint eine Bereicherung für die Therapie des HER2-positiven Brustkrebses darzustellen.

Es gibt noch viele weitere Strukturen in Krebszellen, die Angriffspunkte für innovative Medikamente bieten. Neben den Rezeptor-Tyrosinkinasen und den intrazellulären Tyrosinkinasen sind es Serin-Threonin-Kinasen, Transkriptionsfaktoren, andere Enzyme wie Telomerasen, Farnesyl-Transferasen etc.

Man darf also hoffen, dass die Krebsforschung in naher Zukunft weitere erfolgreiche Strategien entwickeln wird.

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