Grundlagen für seelisches Wohlbefinden

05. Glücksfähigkeit

Jeder Mensch hat individuelle Voraussetzungen für seine Fähigkeit zu Glück und seelischem Wohlbefinden. Diese Voraussetzungen werden zunächst durch genetische Faktoren und Erlebnisse der frühen Kindheit bestimmt.

Glück ist auch genetisch bestimmt
So sind etwa bestimmte Formen von psychischen Beschwerden, (z.B. Depressionen) vererbbar und stellen oftmals eine angeborene schwere Beeinträchtigung der Glücksfähigkeit dar. Speziell bipolare Depressionen treten oft familiär gehäuft auf, sind aber dennoch zusätzlichen von äußeren Einflussfaktoren abhängig. Aber auch überdurchschnittlich hohe Glücksfähigkeit hat nach Ansicht vieler Glücksforscher eine genetische Komponente. Das zeigen unter anderem Untersuchungen an eineiigen und zweieiigen Zwillingspärchen. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass zumindest ein Teil der individuellen Glücksfähigkeit erblich bedingt ist.

Erfahrungen aus dem familiären Zusammenhang
Erfahrungen aus der frühen Kindheit schaffen ebenfalls die Grundlagen für individuelle Glücksfähigkeit. Belastende Erlebnisse wie Vernachlässigung, mangelnde Kommunikation, Gewalt, Missbrauch oder Ähnliches können das seelische Wohlbefinden auch im Erwachsenenalter stark beeinflussen bzw. beeinträchtigen.
Nach Meinung vieler Forscher liegt eine häufige Ursache von Depressionen darin, dass die Betroffenen in der Kindheit Verluste erlitten haben. Wer auf etwas verzichten muss, das ihm wichtig ist, verliert einen positiven Verstärker und zieht sich deswegen zurück - man spricht von "erlernter Hilflosigkeit".

Im eigenen Unglück gefangen
Außerdem entwickeln Kinder auf diese Weise negative Gedanken über sich und die Welt. Das äußert sich später z.B. darin, dass Depressive sich meist selbst die Schuld geben, wenn ihnen etwas Schlechtes widerfährt. Erfolg empfinden sie dagegen nicht als eigenen Verdienst.

Als Erwachsene erleben solcherart vorbelastete Menschen häufiger psychosozialen Stress als andere Menschen. Eine Verlusterfahrung im späteren Leben (Scheidung, Kündigung, Krankheit) kann Erinnerungen an ähnliche Kindheitserlebnisse hervorrufen und so Depressionen auslösen.

Umgekehrt wird durch eine besonders liebevolle und von Zuwendung und positiven Erfahrungen geprägte Kindheit die Glücksfähigkeit tendenziell gesteigert.

Glück und Lebensbedingungen
Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass der westliche Erziehungsstil in frühester Kindheit (Baby- und Kleinkindalter), die Fähigkeit glücklich zu sein stark beeinträchtigt. Diese These hat bereits Jean Liedloff in ihrem in den 1970er Jahren erschienenen Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" aufgestellt. Das würde auch die Tatsache erklären, dass Depressionen trotz günstiger materieller Voraussetzungen in den westlichen Gesellschaften häufiger auftreten.

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