Grundlagen der Glücksfähigkeit
06. Einflussfaktoren
29. September 2010, 00:35
Neben genetischen und biographischen Einflüssen hängt die Glücksfähigkeit auch von den Lebensumständen des Individuums ab. Dabei spielen materielle Faktoren ebenso eine Rolle wie soziale Variable und Elemente des Lebensstils.
Materielle Faktoren
Existenzielle Not, Armut oder ein im Vergleich zum Durchschnitt (des Lebensraumes) stark unterdurchschnittliches Einkommen stellen nach den Erkenntnissen der Glücksforschung deutliche Glückshindernisse dar. Trotzdem ist der Einfluss materieller Faktoren insgesamt begrenzt. Mehrere Untersuchungen zeigen, dass bis zu einem leicht überdurchschnittlichen Einkommen (je nach Land verschieden, in Österreich etwa 1.500 Euro netto), das subjektive Glücksempfinden deutlich ansteigt. Darüber hinausgehender Reichtum erhöht das subjektive Wohlbefinden nicht mehr wesentlich. Ländervergleiche zeigen jedoch, dass materieller Wohlstand insgesamt eine größere Lebenszufriedenheit bewirkt. Umgekehrt ist belegt, dass Menschen mit hoher Glücksfähigkeit auch überdurchschnittlichen materiellen Lebenserfolg aufweisen.
Soziale Faktoren
Ein gutes soziales Netzwerk, stabile Partnerschaften und positive Familienkonstellationen mit Kindern erhöhen das individuelle Wohlbefinden signifikant. Verheirate Menschen oder solche in fixen Beziehungen sind tendenziell glücklicher als Singles. Selbstgewählte, freiwillige Kinderlosigkeit ist kein Glückshindernis, unfreiwillige in vielen Fällen schon. Einsame Menschen erleben nicht nur weniger Glück, sondern sind auch anfälliger für Depressionen als solche mit einem guten und weitverzweigten Freundeskreis.
Der Lebensstil
Bewegung und Muskeltraining steigert die Ausschüttung von Neurotransmittern. Speziell Ausdauertraining erhöht die Produktion von Endorphinen messbar. Das sogenannte "Runners High" etwa (ein ausgeprägtes Glücksgefühl, das sich nach längerem Laufen einstellt) wird durch eine hohe Endorphin-Ausschüttung verursacht. Grundsätzlich wirkt jede Art von Bewegung, die keine Überlastung verursacht, potenziell glücksfördernd und kann Depressionen verhindern oder lindern. Das gilt auch und besonders für sexuelle Aktivität.
Mood-Food - welche Rolle spielt die Ernährung?
Auch die Ernährung spielt eine Rolle: Bestimmte Lebensmittel (z.B. Chili, Ingwer, Schokolade mit hohem Kakaoanteil) steigern die Produktion von Neurotransmittern, etwa Dopamin. Auch fette oder zuckerhaltige Speisen haben einen positiven Effekt, der jedoch nur kurz anhält und sich dann in sein Gegenteil verkehrt. So wird etwa der durch Zucker kurzzeitig erhöhte Serotoninspiegel im Gehirn besonders schnell und unter Umständen auch überschießend wieder abgebaut, was eine neue Dosis nötig macht. Damit ist vor allem bei unzureichender Bewegung der Weg zum Übergewicht vorgegeben. Übergewichtige Menschen sind aber überdurchschnittlich oft depressiv, wobei auch hier die Kausalität nicht restlos geklärt ist. Jüngste Studien zeigen aber, dass Depressive mit starkem Übergewicht durch Abnehmen auch eine deutliche Linderung ihrer psychischen Symptomatik erfahren.
Chemische Einflussfaktoren
Bestimmte Medikamente (etwa Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), die unter anderem zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, können das subjektive Glückserleben steigern. Sie haben jedoch unter Umständen negative Wirkungen und sind daher in erster Linie für depressive Patienten mit einem manifesten Serotoninmangel-Syndrom sinnvoll.
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